Von einem Bekannten aus Süddeutschland bekam ich am letzten Wochenende das abgebildete Fundstück. Es stammt aus dem mitteldeutschen Kupferbergbau und wurde Übertage zusammen mit vielen anderen solcher Teile im Umfeld einer bronzezeitlichen Verhüttungsareals gefunden. Es könnte also durchaus etwas mit dem Verhüttungs- oder Schmelzprozess zu tun haben. Ich persönlich würde auf eine Art Düse tippen, die irgendwie zur Luftzufuhr gedient hat (evtl. auch Mundstück an einen Blasstock, um das Feuer anzufachen), aber das ist nur eine bloße Vermutung aus Mangel an anderen Ideen.
Das Material scheint ungebrannter Ton zu sein und eine Altersdatierung gibt es leider nicht.
Alle dieser Teile sind konisch und etwa 3 cm lang, haben einen Durchmesser von 0,7 cm bis 1,5 cm und ein durchgehendes Loch von etwa 0,4 cm in der Mitte. Die eine Seite ist konisch ausgeformt und die andere Seite leicht vertieft. Man könnte deshalb auch vermuten, dass man diese Teile hintereinander gesteckt hat, aber dann fällt mir nur noch der Vergleich zu einem „rezenten“ Perlenvorhang ein.
Kann jemand helfen bzw. hat eine Idee?
Edit:
Folgendes hat mich in der "Düsen-Theorie" bestärkt: http://svenshaithabureise.blogspot.de/2 ... sofen.html
Was aus Ton ...
- Nobi
- Foren-Profi
- Beiträge: 4310
- Registriert: Di. 01. Okt 02 0:00
- Name: Nobi
- Wohnort: Leipzig
- Kontaktdaten:
Was aus Ton ...
- Dateianhänge
-
- 01.jpg (24.05 KiB) 8702 mal betrachtet
-
- 02.jpg (27.75 KiB) 8702 mal betrachtet
-
- 03.jpg (27.63 KiB) 8702 mal betrachtet
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
- Ludewig
- Foren-Profi
- Beiträge: 752
- Registriert: Mo. 26. Jan 09 18:30
- Name: Lutz Mitka
- Wohnort: Halsbrücke
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Auf den ersten Blick könnte dieses Teil auch zu einem "Spinnwirtel" gehören. Die gab es auch so ähnlich auf dem "Treppenhauer". Für eine Düse zu einem Schmelzprozess fehlen mir die Gebrauchsspuren wie eine Verglasung und dann ist mir auch die Größe zu gering im Vergleich zu deinem Link......
Glück auf! Lutz
Glück auf! Lutz
- Nobi
- Foren-Profi
- Beiträge: 4310
- Registriert: Di. 01. Okt 02 0:00
- Name: Nobi
- Wohnort: Leipzig
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Spinnwirtel hatten eine andere Form und waren auch wesentlich gleichmäßiger gearbeitet. Die "Düse" kann ja auch ein Mundstück gewesen sein, was zu einem Blasrohr gehörte, mit dem das Feuer angefacht wurde (Theorie ...).
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Re: Was aus Ton ...
Tonduese macht Sinn - siehe auch hier:
http://www.academia.edu/2156864/Fruhe_K ... n_Ofengang
Zitat:
"Die einfachste Form eines Gebläses ist das Blas-rohr, mit dem Luft in das Feuer geblasen wird. Zum Schutzdes hölzernen Rohres kann eine kleine Tondüse über dieAusblasöffnung gesteckt werden"
Wir haben einen aehnlichen Versuch mal mit oxidischen Kupfererzen (Malachit) gemacht, und auch hier zum Schutz des Blasrohrs ein Stueck Ton verwendet. Hat gut funktioniert, die erreichten Temperaturen waren erstaunlich mit um die 1250 Grad C, und (fast) reines Kupfer blieb uebrig
http://www.academia.edu/2156864/Fruhe_K ... n_Ofengang
Zitat:
"Die einfachste Form eines Gebläses ist das Blas-rohr, mit dem Luft in das Feuer geblasen wird. Zum Schutzdes hölzernen Rohres kann eine kleine Tondüse über dieAusblasöffnung gesteckt werden"
Wir haben einen aehnlichen Versuch mal mit oxidischen Kupfererzen (Malachit) gemacht, und auch hier zum Schutz des Blasrohrs ein Stueck Ton verwendet. Hat gut funktioniert, die erreichten Temperaturen waren erstaunlich mit um die 1250 Grad C, und (fast) reines Kupfer blieb uebrig
- Nobi
- Foren-Profi
- Beiträge: 4310
- Registriert: Di. 01. Okt 02 0:00
- Name: Nobi
- Wohnort: Leipzig
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Danke, das könnte passen. Gibt es irgendwie Hinweise, wie an anderen Orten diese "Düsen" ausgesehen haben?
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
- markscheider
- Foren-Profi
- Beiträge: 2497
- Registriert: Fr. 28. Okt 05 15:32
- Wohnort: Salzgitter
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Vgl. Hans Krähenbühl, Die Entwicklung der Blasebalgdüsen und Gebläse seit Beginn des Schmelzprozesses in: Bergknappe 104, S. 10-22 http://www.silberberg-davos.ch/PDF_BK/BK_104.pdf
- Nobi
- Foren-Profi
- Beiträge: 4310
- Registriert: Di. 01. Okt 02 0:00
- Name: Nobi
- Wohnort: Leipzig
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Danke, damit sollte das geklärt sein.markscheider hat geschrieben:Vgl. Hans Krähenbühl, Die Entwicklung der Blasebalgdüsen und Gebläse seit Beginn des Schmelzprozesses in: Bergknappe 104, S. 10-22 http://www.silberberg-davos.ch/PDF_BK/BK_104.pdf
Besonders in der Abbildung 16 kann man es gut sehen, dass es sich hier ebenfalls um eine Düse handelt.
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
- Naheländer
- Foren-User
- Beiträge: 208
- Registriert: So. 02. Dez 07 20:38
- Name: Daniel Götte
- Wohnort: Bernkastel-Andel
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
@Nobi:
Eine verblüffende Ähnlichkeit mit den abgebildeten Tonobjekten haben auch die im Anschnitt Heft 1-2, 2013 auf Seite 5, Abbildung 3 dargestellten kurzen Blasrohrdüsen aus Brixlegg. Mariahilfbergl und Hochkapelle, besonders Nummer 3. Die Blasrohrdüsen werden in die Frühbronzezeit datiert.
Ich würde deshalb bei den Objekten auch auf Blasrohrdüsen tippen.
Ulrike Töchterle, Gerd Goldenberg, Phillip Schneider u. Peter Tropper: Spätbronzezeitliche Verhüttungsdüsen aus dem Bergbaurevier Mauken im Unterinntal, Nordtirol: Typologie, mineralogisch-petrographische Zusammensetzung und experimentelle Rekonstruktionsversuche. In: Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau 65, 2013, H. 1-2, S. 2-19.
In dem Beitrag im Anschnitt wird noch auf weitere umfangreiche Literatur zu Verhüttungs- und Blasrohrdüsen verwiesen.
Eine verblüffende Ähnlichkeit mit den abgebildeten Tonobjekten haben auch die im Anschnitt Heft 1-2, 2013 auf Seite 5, Abbildung 3 dargestellten kurzen Blasrohrdüsen aus Brixlegg. Mariahilfbergl und Hochkapelle, besonders Nummer 3. Die Blasrohrdüsen werden in die Frühbronzezeit datiert.
Ich würde deshalb bei den Objekten auch auf Blasrohrdüsen tippen.
Ulrike Töchterle, Gerd Goldenberg, Phillip Schneider u. Peter Tropper: Spätbronzezeitliche Verhüttungsdüsen aus dem Bergbaurevier Mauken im Unterinntal, Nordtirol: Typologie, mineralogisch-petrographische Zusammensetzung und experimentelle Rekonstruktionsversuche. In: Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau 65, 2013, H. 1-2, S. 2-19.
In dem Beitrag im Anschnitt wird noch auf weitere umfangreiche Literatur zu Verhüttungs- und Blasrohrdüsen verwiesen.
Glück Auf!
Daniel
-----------------------------
"Und summa ist der Wein
in diesem Land zu gut
und sind gar vile
holdselig Leut allda"
Bergmeister Thein über die Pfälzer
www.bergbau-pfalz.de
Daniel
-----------------------------
"Und summa ist der Wein
in diesem Land zu gut
und sind gar vile
holdselig Leut allda"
Bergmeister Thein über die Pfälzer
www.bergbau-pfalz.de
- Nobi
- Foren-Profi
- Beiträge: 4310
- Registriert: Di. 01. Okt 02 0:00
- Name: Nobi
- Wohnort: Leipzig
- Kontaktdaten:
Re: Was aus Ton ...
Hier mal was vom anderen Ende der Welt zum Thema Goldschmelze
(Museo del Oro Precolombino in San José).
Die Technologie war scheinbar ähnlich, nur die Tondüsen waren länger.
Wer die Bilder in höherer Auflösung für irgendwelche Arbeiten oder Veröffentlichungen
benötigt, kann sich gerne an mich wenden.
(Museo del Oro Precolombino in San José).
Die Technologie war scheinbar ähnlich, nur die Tondüsen waren länger.
Wer die Bilder in höherer Auflösung für irgendwelche Arbeiten oder Veröffentlichungen
benötigt, kann sich gerne an mich wenden.
- Dateianhänge
-
- cr_schmelze01.png (446.52 KiB) 6933 mal betrachtet
-
- cr_schmelze02.png (420.14 KiB) 6933 mal betrachtet
-
- cr_schmelze03.png (406.08 KiB) 6933 mal betrachtet
-
- cr_schmelztiegel.png (313.79 KiB) 6933 mal betrachtet
GLÜCK AUF | NOBI
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.
w w w . b e r g b a u s h i r t . d e