Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Interessant, örtlich nimmt man nicht mehr wahr, dass es eine Wismut-Halde gab.
Natürlich verschwanden auch nach und nach die Annaberger Relikte aus dieser Zeit, sodass der Eindruck entsteht, dass es diese sehr intensive bergbauliche Zeit nicht sehr prägend für unsere Stadt war.
Wir würden uns also sehr freuen, etwas mehr zum Mildenauer Bierschnabel zu erfahren.
Natürlich verschwanden auch nach und nach die Annaberger Relikte aus dieser Zeit, sodass der Eindruck entsteht, dass es diese sehr intensive bergbauliche Zeit nicht sehr prägend für unsere Stadt war.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Der Bierschnabel umfasst nicht nur den im Bild ersichtlichen kleinen Haldenrest, sondern die gesamte ca. 5 ha umgebende Anhöhe.
Wie schon gesagt diente Schurf 557 vor allem der Erkundung alter Silberstolln. Geteuft wurde nur bis zur 1. Sohle auf 45m. Die Auffahrungen dürften 500-600m nicht überschritten haben, also etwa 50m pro Monat. Dementsprechend hatte auch die heute nicht mehr existente Wismut-Halde ein Volumen von höchstens 3000 m³.
Die Beseitigung einer Halde vollzog sich bei uns immer in mehreren Etappen, das heißt in mehreren Wintern. Am Beispiel Schurf 542 wiefolgt:
Die neugegründete LPG "Vorwärts" Mildenau beantragt am 28.11.1960 beim Rat des Kreises nach Erstellung ihres Winterbauplans die Ausbesserung eines Zufahrtsweges zu einer Stallanlage. Zur Einsparung unnötiger Transportkosten wird beabsichtigt, Gesteine der ehemaligen Wismut-Halde abzufahren.
Der Rat des Kreises leitet den Antrag an die Hauptverwaltung der SDAG Wismut, Geophysische Abteilung, in Siegmar-Schönau mit der Bitte um schnelle Freigabe weiter.
Antwortschreiben der Techn. Bergbauinspektion vom 15.12.1960 an den Rat der Gemeinde:
"Betr.: Verwendung von Haldenmassen.
Gegen die Verwendung von Haldenmassen zum Bau eines Zufahrtsweges zu einem Offenstall werden von unserer Seite aus keine Bedenken erhoben. Wir weisen noch darauf hin, daß die Verwendung von derartigem Haldenmaterial nur außerhalb geschlossener Ortschaften gestattet ist; in keinem Fall ist dieses Material zum Bau von Gebäuden und dergleichen zu benutzen.
Bei der Abfahrt des Materials ist ausreichender Abstand von dem stillgelegten Schacht zu halten; den Radius des Sicherheitsbezirkes empfehlen wir mit 10m festzulegen. Für die Einhaltung der einschlägigen Arbeitsschutzbestimmungen während des Abfahrens der Massen und nach dem Verlassen der Halde tragen Sie die volle Verantwortung.
Glück Auf ! Reinhold, Leiter der Bergbehörde"
Soweit das knappe Genehmigungsverfahren.
Mit solchen Maßnahmen reagierte eine LPG in ihrem 2-Jahres-Plan vor allem auf den Druck, mehr Anbauflächen für Kartoffeln und Getreide zu schaffen. Planwirtschaft eben.
Die N-S-Verbindung unmittelbar östlich des Bierschnabels enthält als Unterbau die Wismut-Halde des selbigen.
Glück Auf!
Wie schon gesagt diente Schurf 557 vor allem der Erkundung alter Silberstolln. Geteuft wurde nur bis zur 1. Sohle auf 45m. Die Auffahrungen dürften 500-600m nicht überschritten haben, also etwa 50m pro Monat. Dementsprechend hatte auch die heute nicht mehr existente Wismut-Halde ein Volumen von höchstens 3000 m³.
Die Beseitigung einer Halde vollzog sich bei uns immer in mehreren Etappen, das heißt in mehreren Wintern. Am Beispiel Schurf 542 wiefolgt:
Die neugegründete LPG "Vorwärts" Mildenau beantragt am 28.11.1960 beim Rat des Kreises nach Erstellung ihres Winterbauplans die Ausbesserung eines Zufahrtsweges zu einer Stallanlage. Zur Einsparung unnötiger Transportkosten wird beabsichtigt, Gesteine der ehemaligen Wismut-Halde abzufahren.
Der Rat des Kreises leitet den Antrag an die Hauptverwaltung der SDAG Wismut, Geophysische Abteilung, in Siegmar-Schönau mit der Bitte um schnelle Freigabe weiter.
Antwortschreiben der Techn. Bergbauinspektion vom 15.12.1960 an den Rat der Gemeinde:
"Betr.: Verwendung von Haldenmassen.
Gegen die Verwendung von Haldenmassen zum Bau eines Zufahrtsweges zu einem Offenstall werden von unserer Seite aus keine Bedenken erhoben. Wir weisen noch darauf hin, daß die Verwendung von derartigem Haldenmaterial nur außerhalb geschlossener Ortschaften gestattet ist; in keinem Fall ist dieses Material zum Bau von Gebäuden und dergleichen zu benutzen.
Bei der Abfahrt des Materials ist ausreichender Abstand von dem stillgelegten Schacht zu halten; den Radius des Sicherheitsbezirkes empfehlen wir mit 10m festzulegen. Für die Einhaltung der einschlägigen Arbeitsschutzbestimmungen während des Abfahrens der Massen und nach dem Verlassen der Halde tragen Sie die volle Verantwortung.
Glück Auf ! Reinhold, Leiter der Bergbehörde"
Soweit das knappe Genehmigungsverfahren.
Mit solchen Maßnahmen reagierte eine LPG in ihrem 2-Jahres-Plan vor allem auf den Druck, mehr Anbauflächen für Kartoffeln und Getreide zu schaffen. Planwirtschaft eben.
Die N-S-Verbindung unmittelbar östlich des Bierschnabels enthält als Unterbau die Wismut-Halde des selbigen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Ich denke, die Argumentation der Wismut ist vernünftig und vollkommen unkritisch.
Hintergrund dürfte einen vermutlich nicht geprüfte Kontamination der Halde sein. Altbergbauhalden dürften hinsichtlich der wesentlichen Inhalte des Abraums als kritischer betrachtet werden. Ein Austritt von Radon erfolgt, wenn auch gehemmt, immer, auch aus dem Erdreich. Das machte man sich ja auch bei der Emanations-Erkundungsmethode zu Nutze.
Hintergrund dürfte einen vermutlich nicht geprüfte Kontamination der Halde sein. Altbergbauhalden dürften hinsichtlich der wesentlichen Inhalte des Abraums als kritischer betrachtet werden. Ein Austritt von Radon erfolgt, wenn auch gehemmt, immer, auch aus dem Erdreich. Das machte man sich ja auch bei der Emanations-Erkundungsmethode zu Nutze.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Da gabs wieder mal eine Bildanfrage zur Annaberger Lagerstätte:
http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=4&t=6409
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Ich komme nochmal zum Thema Jumo-Kompressoren zurück. Der abgebildete Fundamentkomplex ist Teil des zum Niederschlag-Bärensteiner Objekt gehörenden Königswalder Erkundungsreviers.
Anhand der noch gut erhaltenen Betonaufkantungen hat man quasi den Fußabdruck des Maschinengehäuses zweier typengleicher Kompressoren. Theoretisch liese sich damit der Typ feststellen. Sollte jemand mal das Dessauer Flugzeugmuseum besuchen ...
Die Aussparung könnte evtl. die Ölwanne und Zuleitungen unter dem Kurbelwellengehäuse beherbergt haben. Die angebauten beiden Elektromotoren dürften jeweils auf den separaten Fundamenten montiert gewesen sein.
Vier Fundamente waren durch eine nicht gegründete Bretterbude umgeben. Ein Fundament stand frei. In der näheren Umgebung finden sich noch weitere Plattformen ehemaliger Bretterbuden.
Auch führen von diesem zentralen Versorgungstrakt ausgehend sogenannte "Lichtschneisen" in 3 verschiedene Richtungen durch den Wald. Sie versorgten die insgesamt 8 Schürfe und mindestens 3 Bohrungen mit Strom und Druckluft.
Anhand der noch gut erhaltenen Betonaufkantungen hat man quasi den Fußabdruck des Maschinengehäuses zweier typengleicher Kompressoren. Theoretisch liese sich damit der Typ feststellen. Sollte jemand mal das Dessauer Flugzeugmuseum besuchen ...
Die Aussparung könnte evtl. die Ölwanne und Zuleitungen unter dem Kurbelwellengehäuse beherbergt haben. Die angebauten beiden Elektromotoren dürften jeweils auf den separaten Fundamenten montiert gewesen sein.
Vier Fundamente waren durch eine nicht gegründete Bretterbude umgeben. Ein Fundament stand frei. In der näheren Umgebung finden sich noch weitere Plattformen ehemaliger Bretterbuden.
Auch führen von diesem zentralen Versorgungstrakt ausgehend sogenannte "Lichtschneisen" in 3 verschiedene Richtungen durch den Wald. Sie versorgten die insgesamt 8 Schürfe und mindestens 3 Bohrungen mit Strom und Druckluft.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Passt vom Standbolzen-Schema für die Jumo-Kompressoren.
Selbige hatten einen Hilfsrahmen als Motorenfundment, da ursprünglich als hängende Motoren konzipiert.
Selbige hatten einen Hilfsrahmen als Motorenfundment, da ursprünglich als hängende Motoren konzipiert.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Ich weiß nicht
Die mir bekannten sehen anders aus.
Und die von Schacht 79 und Schacht 243 (siehe Umbruch-Aufbruch-Abbruch, F. Teller, Bildteil S. 735) sind identisch.
Du bist ganz sicher, dass da JUMO - Kompressoren montiert waren?
Die mir bekannten sehen anders aus.
Und die von Schacht 79 und Schacht 243 (siehe Umbruch-Aufbruch-Abbruch, F. Teller, Bildteil S. 735) sind identisch.
Du bist ganz sicher, dass da JUMO - Kompressoren montiert waren?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Nein, ich bin mir nicht sicher, ob es JUMO´s waren.
Wobei ja meist von den leistungsfähigen 213er Spitzenmodellen die Rede ist, welche erst ab 1944 gebaut wurden. Wesentlich häufiger in Kriegs-Produktion waren z.B. die 211er oder noch ältere Modelle.
Ich kann leider nur die "Fußabdrücke" zwecks Nachforschung zur Verfügung stellen.
Wobei ja meist von den leistungsfähigen 213er Spitzenmodellen die Rede ist, welche erst ab 1944 gebaut wurden. Wesentlich häufiger in Kriegs-Produktion waren z.B. die 211er oder noch ältere Modelle.
Ich kann leider nur die "Fußabdrücke" zwecks Nachforschung zur Verfügung stellen.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
100% nicht, aber es täte passen.geophys hat geschrieben:Du bist ganz sicher, dass da JUMO - Kompressoren montiert waren?
Das auf Foto sichtbare Fundament passt zumindest zur Fundamentierung der umgebauten Jumo-Kompressoren, könnte allerdings auch ein russisches oder deutsches prä-45 Aggregat gewesen sein...ähnelt sich alles.
Die Frage ist eher - was ist wahrscheinlich.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
So, ich habe bei Frank Teller in Umbruch-Aufbruch-Abbruch mehrere Abbildungen mit Jumo 213 - Kompressoren gefunden. Auch dort gibt es unterschiedliche Ausführungen der Fundamente. Die von Milnaaer sind dort auch zu sehen. Zumindest der Hilfsrahmen, der diese Form plausibel erscheinen lässt. Mittlerweile liegt auf den anders gearteten Streifenfundamente nahe Schacht 79 kein Schnee mehr und die gleichen den dort Abgebildeten (S. 735).
Die Jumo-Motoren stammen aus einer Produktionsstätte der Auto-Union nahe Leipzig, welche die Sowjetische Militäradministration für Produktionszwecke frei gab. [1]
Nach Frank Teller wurden diese in Zwickau zu Kompressoren umgerüstet. Offenbar gab es da unterschiedliche Ausstattungen, so dass sich auch die Fundamente unterschieden. Auf Schacht 79 konnte ich keine Fundament für Elektromotoren finden oder sie sind mittlerweile verschüttet.
Die Jumo-Motoren stammen aus einer Produktionsstätte der Auto-Union nahe Leipzig, welche die Sowjetische Militäradministration für Produktionszwecke frei gab. [1]
Nach Frank Teller wurden diese in Zwickau zu Kompressoren umgerüstet. Offenbar gab es da unterschiedliche Ausstattungen, so dass sich auch die Fundamente unterschieden. Auf Schacht 79 konnte ich keine Fundament für Elektromotoren finden oder sie sind mittlerweile verschüttet.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Es müssen ja nicht in jedem Fall Jumos gewesen sein. Auf der 78 gab es zB. finnische Kolbenkompressoren. Wahrscheinlich Beutegeräte aus dem Winterkrieg.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Du hast völlig recht - aber wie ich schrieb:sehmataler hat geschrieben:Es müssen ja nicht in jedem Fall Jumos gewesen sein. Auf der 78 gab es zB. finnische Kolbenkompressoren. Wahrscheinlich Beutegeräte aus dem Winterkrieg.
"Ohne eindeutige Belege kann man nur fragen - Was ist am wahrscheinlichsten?"
Und da liegen in dieser Periode die Jumos sozusagen am Spitzenplatz.
Könnten theoretisch allerdings auch ca. 100 andere Kolbenkompressorfabrikate prä 1950 gewesen sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, ob Kühlwasser standortnah beschaffbar war.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Schacht 29/29bis hatte einen Kühlturm und Jumo-Kompressoren (Notiz Zeitzeugenbefragung)
Die Abbildung hier stammt vom ca. 800 m weiter nördlich befindlichen Schacht 79.
Die Abbildung hier stammt vom ca. 800 m weiter nördlich befindlichen Schacht 79.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Das Königswalder Revier befand sich hoch gelegen auf einem Bergsattel. Die Schürfe lagen auf 720 bis 760m üNN. Von einem Kühlturm ist mir nichts bekannt, was nicht heißt, dass es keinen gab. Standortnahes Oberflächenwasser ist hier Mangelware. Das würde vielleicht die Anlage eines ca. 200 m² großen Staubeckens an einem Quellbächlein auf 764m üNN zur damaligen Zeit erklären. Der bis heute erhaltene Teich befindet sich 400m südöstlich der auf 734m üNN gelegenen Versorgungsstation, direkt an der von Bärenstein hierher führenden "Schachterstraße".sehmataler hat geschrieben:Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, ob Kühlwasser standortnah beschaffbar war.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
... ja aber Wasserleitungen sind da schon seit vielen Jahrhunderten bekannt gewesen. Um die Wasserressourcen des Landkreises macht man sich ja schon 1948 Gedanken, was im Bau er Talsperre der Jugend mündete. Örtliche Betriebe mussten dazu ihre Azubis abstellen, was ich aus dem SVK-Buch meines Vaters habe.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Wir haben wieder mal fern der Heimat einen Zeitzeugen gefunden:
Der Markscheider Wolfgang Taudt ist Bergmann in neunter Generation. Sein Vorfahr Johann Taudt zog mit seiner Familie 1680 nach Annaberg-Frohnau im Erzgebirge und wurde dort Bergmann im örtlichen Silberbergbau. Wolfgang Taudt erlernte in Annaberg den Beruf des Vermessungstechnikers und schloss ihn 1947 mit der Prüfung ab. Als die sowjetische Besatzungstruppe für den Uranbergbau der Wismut AG in der Umgebung von Annaberg Fachleute suchte, meldete er sich und wurde wegen seiner Fachkenntnisse in der Vermessungstechnik sofort eingestellt. Sein Chef, der sowjetische Major Tschitschikin, von dessen Fachkenntnissen Wolfgang Taudt heute noch begeistert spricht, ernannte 1947 den jungen Mann im Alter von 18 Jahren zum Leiter der Markscheiderei der Urangrube Malwine. Seine Bewährungsprobe bestand der junge Markscheider - so werden im Fachjargon der Bergleute die Vermessungssteiger genannt - als ein Wetterschacht in der Nähe seines Wohnortes Frohnau nach seinen Angaben abgeteuft wurde und haargenau das Ziel in 80 Metern Tiefe erreichte.
Wolfgang Taudt gehörte mit seiner verantwortlichen Stellung zur Technischen Intelligenz und genoss die damit verbundenen Privilegien.
Im Laufe der nächsten Jahre traten aber einige Veränderungen ein, die Nachteile für Wolfgang bedeuteten. Zunächst verlagerte sich der Uranbergbau aus der Annaberger Gegend mehr in andere Gebiete. Außerdem zogen sich die Sowjets aus der Betriebsführung der Wismut AG zurück und übergaben sie 1950 in deutsche Hände. Während die Sowjets nicht nach weltanschaulichen oder religiösen Hintergründen fragten und die Mitarbeiter nach rein fachlichen Gesichtspunkten beurteilten, brachten die deutschen SED-Manager andere Kriterien ein. Damit hatte Wolfgang Taudt als Angehöriger einer protestantischen Familie und als Mitglied einer demokratischen Partei keine Chance für die Zukunft und zog daraus seine Konsequenzen.
Wolfgang Taudt ging 1950 in den Westen und wurde Grubensteiger im Ruhrkohlenbergbau.
Text aus: Mitteilungsblatt der Stadt Overath
Der Markscheider Wolfgang Taudt ist Bergmann in neunter Generation. Sein Vorfahr Johann Taudt zog mit seiner Familie 1680 nach Annaberg-Frohnau im Erzgebirge und wurde dort Bergmann im örtlichen Silberbergbau. Wolfgang Taudt erlernte in Annaberg den Beruf des Vermessungstechnikers und schloss ihn 1947 mit der Prüfung ab. Als die sowjetische Besatzungstruppe für den Uranbergbau der Wismut AG in der Umgebung von Annaberg Fachleute suchte, meldete er sich und wurde wegen seiner Fachkenntnisse in der Vermessungstechnik sofort eingestellt. Sein Chef, der sowjetische Major Tschitschikin, von dessen Fachkenntnissen Wolfgang Taudt heute noch begeistert spricht, ernannte 1947 den jungen Mann im Alter von 18 Jahren zum Leiter der Markscheiderei der Urangrube Malwine. Seine Bewährungsprobe bestand der junge Markscheider - so werden im Fachjargon der Bergleute die Vermessungssteiger genannt - als ein Wetterschacht in der Nähe seines Wohnortes Frohnau nach seinen Angaben abgeteuft wurde und haargenau das Ziel in 80 Metern Tiefe erreichte.
Wolfgang Taudt gehörte mit seiner verantwortlichen Stellung zur Technischen Intelligenz und genoss die damit verbundenen Privilegien.
Im Laufe der nächsten Jahre traten aber einige Veränderungen ein, die Nachteile für Wolfgang bedeuteten. Zunächst verlagerte sich der Uranbergbau aus der Annaberger Gegend mehr in andere Gebiete. Außerdem zogen sich die Sowjets aus der Betriebsführung der Wismut AG zurück und übergaben sie 1950 in deutsche Hände. Während die Sowjets nicht nach weltanschaulichen oder religiösen Hintergründen fragten und die Mitarbeiter nach rein fachlichen Gesichtspunkten beurteilten, brachten die deutschen SED-Manager andere Kriterien ein. Damit hatte Wolfgang Taudt als Angehöriger einer protestantischen Familie und als Mitglied einer demokratischen Partei keine Chance für die Zukunft und zog daraus seine Konsequenzen.
Wolfgang Taudt ging 1950 in den Westen und wurde Grubensteiger im Ruhrkohlenbergbau.
Text aus: Mitteilungsblatt der Stadt Overath
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Auch ich wurde im Pressearchiv fündig. Die Spiegel veröffentlichte am 05.06.1948 einen Beitrag zum sächsischen Uranbergbau. Ein wenig spürt man schon das Spannungsverhältnis zwischen den Lagern.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Irgendwo zwischen Mildenau und Königswalde und ganz sicher ein Wismut-Schurf. Aber welcher?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Schurf 21 des Königswalder Reviers, ganz sicher.
@geophys, wann hast du das fotografiert? nur interessehalber.
Ich bin heute bei beginnender Dämmerung schnell noch mal hingedüst.
@geophys, wann hast du das fotografiert? nur interessehalber.
Ich bin heute bei beginnender Dämmerung schnell noch mal hingedüst.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
am Samstag ...
Leider ist das Königswalder Revier nicht so gut auf deiner Karte zu sehen. Vielleicht kannst du den unteren Teil noch mal einscannen.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Auch im Königswalder Revier befindet sich Schurf 20.
Vor nicht all zu langer Zeit muss es hier einen Bruch gegeben haben. Die Bergsicherung war bereits vor Ort, hat etliche Bäume gefällt und eine komplett neue Umzäunung gesetzt.
Der Bruch hat aktuell eine Teufe von 6 bis 7 Metern. Der gebräche Schachtansatz stellt sich bis in diese Teufe als nicht ausgebaut dar. Der Verbruchtrichter hat am Ausbruch ein Profil von 6m in NS und von ca. 2,5m in OW. Der vorgefundene tonnlägige Verbruch setzt sich vermutlich als 70 bis 80° in N einfallende Schachtröhre fort.
Auch hier interessant: Den älteren, damals ausschließlich aus dem offenen Schachtstoß gewachsenen Bäumen macht ein Verbruch meist nichts aus, ganz im Gegenteil.
Vor nicht all zu langer Zeit muss es hier einen Bruch gegeben haben. Die Bergsicherung war bereits vor Ort, hat etliche Bäume gefällt und eine komplett neue Umzäunung gesetzt.
Der Bruch hat aktuell eine Teufe von 6 bis 7 Metern. Der gebräche Schachtansatz stellt sich bis in diese Teufe als nicht ausgebaut dar. Der Verbruchtrichter hat am Ausbruch ein Profil von 6m in NS und von ca. 2,5m in OW. Der vorgefundene tonnlägige Verbruch setzt sich vermutlich als 70 bis 80° in N einfallende Schachtröhre fort.
Auch hier interessant: Den älteren, damals ausschließlich aus dem offenen Schachtstoß gewachsenen Bäumen macht ein Verbruch meist nichts aus, ganz im Gegenteil.
- Dateianhänge
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- Bruch Schurf 20.jpg (49.88 KiB) 10185 mal betrachtet
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Mal eine Frage aus einer ganz anderen Ecke. Bei Schlettau gab es einen "Stolln 250" der Wismut.
Der befand sich am westlichen Zschopauufer zwischen Walthersdorf und Schlettau. Die Länge dürfte etwa 200 m betragen haben. Große Bedeutung hatte er nicht, da er nicht im Berichtsmaterial erwähnt wird. Weiß jemand was näheres darüber?
Der befand sich am westlichen Zschopauufer zwischen Walthersdorf und Schlettau. Die Länge dürfte etwa 200 m betragen haben. Große Bedeutung hatte er nicht, da er nicht im Berichtsmaterial erwähnt wird. Weiß jemand was näheres darüber?
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Die Bezeichnung Stolln 250 war offenbar keine Wismut-Reg.-Nr., da auch ein Schacht 250 (Kirotschnaja, Schlema) existiert.
Erkundungsgeologisch könnte sich ein Zusammenhang mit dem Schurf 564 am Schlettauer Bahnhof ergeben.
Erkundungsgeologisch könnte sich ein Zusammenhang mit dem Schurf 564 am Schlettauer Bahnhof ergeben.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Notizen Erkundungsrevier Königswalde:
Skizze von milnaar:
Zufahrt Schacht-Straße: existierte bereits im Meßtischblatt von 1935
Schurf 25
Alle Fundamente des Fördergerüstes samt Stahlbefestigungen sind noch erhalten.
Die Halde ist relativ klein und vermutlich zum Teil zum Verfüllen des Schurfs verwendet worden.
Die Flächen des Windenhauses kann man noch erahnen. Einige Meter nördlich davon findet sich der Schurf 22. Er mutet wie ein Flachschurf an. Nur die kleine Halde deutet auf diesen hin.
Zentrale Einrichtungen:
Mechanische Werkstatt (Indiz dafür war der Fund des vergrabenen Förderseils):
Kompressorstation: 2 Kompressoren, vmtl. Jumo mit Elektroantrieb, Kühlwasserbecken und Windbehälter
(die Fundamente und das Becken hat Milaaer weiter oben schon mal etwas kleiner abgebildet)
Skizze von milnaar:
Zufahrt Schacht-Straße: existierte bereits im Meßtischblatt von 1935
Schurf 25
Alle Fundamente des Fördergerüstes samt Stahlbefestigungen sind noch erhalten.
Die Halde ist relativ klein und vermutlich zum Teil zum Verfüllen des Schurfs verwendet worden.
Die Flächen des Windenhauses kann man noch erahnen. Einige Meter nördlich davon findet sich der Schurf 22. Er mutet wie ein Flachschurf an. Nur die kleine Halde deutet auf diesen hin.
Zentrale Einrichtungen:
Mechanische Werkstatt (Indiz dafür war der Fund des vergrabenen Förderseils):
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(die Fundamente und das Becken hat Milaaer weiter oben schon mal etwas kleiner abgebildet)
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Ein paar Ergänzungen zu den Schürfen 22 und 25:
Ich kenne eine Handvoll teilweise mir nahestehende Personen, welche den kleinen Schurf 22 nach Abzug der Wismut AG bis 1953/54 noch befahren haben. Kinderleicht möglich war dies u.a. durch das flache Einfallen von ca. 25 bis 30° in WSW. Diese ungewöhnliche Schacht- oder besser Streckenfahrung erlängte sich Angaben zufolge etwa 30-40m ins Gebirge. Stöße und Firste waren mit Zimmerung durchfahren, auf der Sohle ein Gleis verlegt und vor dem Mundloch eine Winde installiert. Nach besagten 30 bis 40 Metern teilte sich die Strecke in zwei horizontal getriebene Suchstrecken von unbekanntem, aber wohl bescheidenem Umfang. Die Strecken dürften demnach nicht mehr als 15m seigere Teufe eingebracht haben, was der Bezeichnung "Flachschurf" Recht gibt.
Bemerkenswert auch, dass die Grube nach Abzug der Wismut nicht abgesoffen war. Dies dürfte der unmittelbaren Nähe zum Schurf 25 und dessen möglichen querschlägigen Verbindungen zu den tiefer angesetzten Nachbarschürfen 21 und 23 geschuldet sein.
Etwa 1954 wurde der Schachteingang von Schurf 22 nach ca. 10m zugesprengt, wobei eine kleine Pinge entstand.
Es ist davon auszugehen, dass der Betrieb im unscheinbaren Schurf 22 mit Beginn des Schurf 25 zu dessen Vorteil wieder eingestellt wurde. Parallelen zum Mildenauer Schurf 555 werden hier deutlich.
Der Angaben zufolge 120m tiefe Schacht des Schurf 25 ist unmittelbar nach Einstellung des Betriebes mit der Stalinorgel verfüllt worden. Der Großteil der etwa 8000-10000cbm großen Halde überlebte jedoch bis in die frühen 90er Jahre, nachdem auch schon in den 70ern kräftig daran genagt wurde. Am Baumbewuchs kann man das auch gut nachvollziehen. Soweit ich mich erinnere, hat der Forst in den 90ern der Halde den Garaus gemacht, um damit etliche Staatsforst-Waldwege aufzuwerten, u.a. auch die Schachtstraße. Datum und Umfang lassen sich evtl. beim Forstamt Neudorf erfragen, mal sehen.
Ich kenne eine Handvoll teilweise mir nahestehende Personen, welche den kleinen Schurf 22 nach Abzug der Wismut AG bis 1953/54 noch befahren haben. Kinderleicht möglich war dies u.a. durch das flache Einfallen von ca. 25 bis 30° in WSW. Diese ungewöhnliche Schacht- oder besser Streckenfahrung erlängte sich Angaben zufolge etwa 30-40m ins Gebirge. Stöße und Firste waren mit Zimmerung durchfahren, auf der Sohle ein Gleis verlegt und vor dem Mundloch eine Winde installiert. Nach besagten 30 bis 40 Metern teilte sich die Strecke in zwei horizontal getriebene Suchstrecken von unbekanntem, aber wohl bescheidenem Umfang. Die Strecken dürften demnach nicht mehr als 15m seigere Teufe eingebracht haben, was der Bezeichnung "Flachschurf" Recht gibt.
Bemerkenswert auch, dass die Grube nach Abzug der Wismut nicht abgesoffen war. Dies dürfte der unmittelbaren Nähe zum Schurf 25 und dessen möglichen querschlägigen Verbindungen zu den tiefer angesetzten Nachbarschürfen 21 und 23 geschuldet sein.
Etwa 1954 wurde der Schachteingang von Schurf 22 nach ca. 10m zugesprengt, wobei eine kleine Pinge entstand.
Es ist davon auszugehen, dass der Betrieb im unscheinbaren Schurf 22 mit Beginn des Schurf 25 zu dessen Vorteil wieder eingestellt wurde. Parallelen zum Mildenauer Schurf 555 werden hier deutlich.
Der Angaben zufolge 120m tiefe Schacht des Schurf 25 ist unmittelbar nach Einstellung des Betriebes mit der Stalinorgel verfüllt worden. Der Großteil der etwa 8000-10000cbm großen Halde überlebte jedoch bis in die frühen 90er Jahre, nachdem auch schon in den 70ern kräftig daran genagt wurde. Am Baumbewuchs kann man das auch gut nachvollziehen. Soweit ich mich erinnere, hat der Forst in den 90ern der Halde den Garaus gemacht, um damit etliche Staatsforst-Waldwege aufzuwerten, u.a. auch die Schachtstraße. Datum und Umfang lassen sich evtl. beim Forstamt Neudorf erfragen, mal sehen.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Ähnliche, wenn nicht sogar die gleiche(n) Auffahrungsvariante(n) kann man in Lauter (paar Kilometer weiter ) im Erkundungsgebiet Henneberg erleben. Gleichfalls tagesnahe Gänge, die dort wie bei Schurf 22 in Königswalde mit flacheinfallenden Strecken angefahren und streichend untersucht wurden. Hier nennt man sie "Fallort". Ich erkenne bei Fallort 2 ein Einfallen von 35 Grad.
Um die Tagesnähe etwas zu verdeutlichen:
Mundloch Fallort 3 bei ca. 553m NN - die erste streichende Strecke bei ca. 542m NN. (circa!!!!)
Mundloch Fallort 2 bei ca. 567m NN - die erste streichende Strecke bei ca. 549m NN. (circa!!!!)
Flachschurf wird hier aber nichts genannt, die Wortdefinition ist sicher auch Erbsenzählerei.
Um die Tagesnähe etwas zu verdeutlichen:
Mundloch Fallort 3 bei ca. 553m NN - die erste streichende Strecke bei ca. 542m NN. (circa!!!!)
Mundloch Fallort 2 bei ca. 567m NN - die erste streichende Strecke bei ca. 549m NN. (circa!!!!)
Flachschurf wird hier aber nichts genannt, die Wortdefinition ist sicher auch Erbsenzählerei.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.
(CvD)
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Mir ist keine beurkundete Benennungsform bekannt. In den Unterlagen des Objekts 7 bzw. seiner Nachfolger scheint dieser "Schurf 22" nicht zu existieren. Das zeugt wohl von seiner geringen Bedeutung.EnoM hat geschrieben:Flachschurf wird hier aber nichts genannt, die Wortdefinition ist sicher auch Erbsenzählerei.
Fallort wäre die technisch korrekte Bezeichnung (nomen spezialis vor nomen generalis). Von der betriebswirtschaftlichen Seite betrachtet (Auffahrungszweck, Finanzierungsquelle) wäre die Bezeichnung Schurf auch keinesfalls falsch.
Effektiv im Sinne von geologischem Nutzen/Geld+Zeit waren solche Fallortkonstrukte als Erkundungs-Tagesgrubenbau allerdings nicht, deshalb gab es auch nur wenige davon.
Nec scire fas est omnia
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Effektiv oder besser rentabel war allenfalls die Ersparnis von ÜT-Bauten.sehmataler hat geschrieben:Effektiv im Sinne von geologischem Nutzen/Geld+Zeit waren solche Fallortkonstrukte als Erkundungs-Tagesgrubenbau allerdings nicht, deshalb gab es auch nur wenige davon.
Vielleicht ist die wenig effektive Grubenbauweise genau der Hauptgrund einer schnellen Einstellung des Betriebes und wenige Schritte entfernt zur Neuabteufung des seigeren Schurfschachtes 25. Dafür spricht auch die laufende Nomenklatur und das Fehlen der 22 in den Unterlagen.
Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Der Zweck heiligte die Mittel. Den Begriff Flachschurf habe ich bei Rolf Lange gelesen. Wenn Milnaaer jedoch von einer Sprengung 10 Meter nach dem Mundloch schreibt, trifft wohl eher Fallort zu und erklärt die Binge Über den Rest muss man glaube ich nicht nachdenken.
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Re: Wismut - Bergbau in und um Annaberg - Buchholz
Parkplatzbau in Annaberg-Buchholz: Amt prüft Gutachten
Landratsamt erhofft sich davon eine Antwort auf die Frage, ob das Areal an der Kreuzung B 95/ B 101 in Annaberg radioaktiv strahlt oder nicht
Annaberg-Buchholz. Ist alles nur heiße Luft oder ist das Gelände an der Kreuzung B 95/B 101 in Annaberg-Buchholz, auf dem das Landratsamt einen großen Parkplatz errichten lässt, tatsächlich radioaktiv verseucht? Eine Antwort auf die Frage gibt es noch immer nicht. Doch es kommt Bewegung in die Sache.
"Wir haben jetzt den Hinweis erhalten, dass 1997 der damalige Flächen-Eigentümer BVO Verkehrsbetriebe Erzgebirge für das Gelände eine Altlastenerkundung veranlasst und damit das Unternehmen Artec Umweltpraxis Lößnitz beauftragt hat", erklärte gestern Christian Brendler, Betriebsleiter Eigenbetrieb Liegenschaftsmanagement und Servicebetrieb des Kreises. Das davon erstellte Gutachten liege im Landratsamt inzwischen vor und soll zur fachlichen Bewertung dem Landesamt für Umwelt und Geologie übergeben werden. "Erst danach sind Aussagen zu möglichen weiteren Untersuchungen und gegebenenfalls Maßnahmen möglich", so Brendler. Vorige Woche, als "Freie Presse" das Landratsamt mit den Vermutungen der Anwohner hinsichtlich einer Kontaminierung der Fläche konfrontiert hatte, war das Thema für die Behörde offenbar neu. "Dem Landratsamt ist die Herkunft und Zusammensetzung des Materials nicht bekannt, mit dem damals das Areal aufgeschüttet wurde", hieß es.
Karlheinz Tröger, von 1974 bis 1983 Bürgermeister in Annaberg-Buchholz, versteht nicht, warum das Landratsamt vor Beginn der Arbeiten selbst keine Baugrunduntersuchung angestellt hat. Auch wenn er persönlich zu der Meinung neigt, dass dort nichts strahlt, könne man es nicht ausschließen. Was die Wismut einst auf dem früheren Busabstellplatz alles verkippt hat - "es waren unzählige Tonnen Material" - weiß Tröger nicht wirklich. Die Stadt habe in der Sache kein Mitspracherecht gehabt. "Fakt war, die Halden in Kleinrückerswalde mussten weg, weil sie drohten einzustürzen und möglicherweise ein Bauerngut zu verschütten", erinnert sich der Ex-Bürgermeister.
Ein ehemaliger Anwohner ist sich zudem fast sicher, dass auf der Fläche des künftigen Landratsamt-Parkplatzes auch vom Zeppelinschacht in Annaberg-Buchholz Haldenmaterial verkippt wurde. Auch der habe der Wismut zur Urangewinnung gedient.
erschienen am 15.05.2013 (Von Thomas Wittig, Freie Presse)
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Dass die Halden letztlich nur das taube Gestein und einen Teil der Gewinnungsverluste beinhalten, sollte doch eigentlich allgemein bekannt sein, da die Wismut ja eigentlich Uran gewinnen wollte.
Beim Abtrag der Uranus-Halde wurden Bergemassen der letzten Betriebsjahre abgefahren. In diesen Jahren existierte ein ausgefeiltes, mehrstufiges Kontrollsystem. Lagen die Gewinnungsverluste in den Anfangsjahren (bis etwa 1951) bei 20-40% der festgestellten Vorräte, so wurden sie danach durch verschiedene Maßnahmen auf etwa 8% abgesenkt. Das bedeutet, dass etwa 8% der Uranvorräte nicht der Gewinnung zuflossen. Davon blieb ein Teil im Gebirge, ein Teil im Versatz der Grubenbaue, ein Teil als Transportverluste auf den Förderstrecken und ein weiterer Teil wurde aufgehaldet. Zur Aufhaldung gelangte nur Material, das unter einem gewissen Schwellenwert lag. Dazu wurden die Förderwagen u.a. in einer Kontrollstation (RKS) auf Radioaktivität gemessen. Unterhalb des Schwellenwertes vom Fabrikerz mit 0,017% Metallgehalt hielt man noch bis 0,005% Metallgehalt "aktive Masse" aus, die durch die Bandsortierung (RAS) nachsortiert wurde. Die Halden wurden in einer speziellen Vorratsberechnung erfasst. Für den 1.1.1953 wird für die Halde vom Zeppelinschacht ein Mittel von 0,0003% Metall ausgewiesen, was wegen der geringen Metallgewinnung ganz plausibel scheint. In den Halden vom Uranus lag der Gehalt schon deutlich höher bei 0,0007% Metall. Die Zeppelinhalde wurde in der Folgezeit faktisch nicht mehr erweitert. Die Uranus-Halden haben jedoch auch nach 1953 noch eine bedeutende Volumenzunahme erfahren, so dass der endgültige Durchschnittswert deutlich unter 0,0007% Metall liegen dürfte.
Nun schauen wir uns einmal den natürlichen Urangehalt des Grundgesteins an. Eine Tonne Zweiglimmergneis enthält fein verteilt etwa 2 Gramm Uran [RANK & KARDEL 2008]. Das wären 0,0002% Uran, die hier immer im Grundgestein vorhanden sind. In Granitgebieten liegt dieser Wert noch deutlich höher!
Rein strahlenhygienisch sehe ich deshalb bei einem Verwendungszweck des Haldenmaterials als Parkplatzuntergrund keine ernsthaften Bedenken.
Landratsamt erhofft sich davon eine Antwort auf die Frage, ob das Areal an der Kreuzung B 95/ B 101 in Annaberg radioaktiv strahlt oder nicht
Annaberg-Buchholz. Ist alles nur heiße Luft oder ist das Gelände an der Kreuzung B 95/B 101 in Annaberg-Buchholz, auf dem das Landratsamt einen großen Parkplatz errichten lässt, tatsächlich radioaktiv verseucht? Eine Antwort auf die Frage gibt es noch immer nicht. Doch es kommt Bewegung in die Sache.
"Wir haben jetzt den Hinweis erhalten, dass 1997 der damalige Flächen-Eigentümer BVO Verkehrsbetriebe Erzgebirge für das Gelände eine Altlastenerkundung veranlasst und damit das Unternehmen Artec Umweltpraxis Lößnitz beauftragt hat", erklärte gestern Christian Brendler, Betriebsleiter Eigenbetrieb Liegenschaftsmanagement und Servicebetrieb des Kreises. Das davon erstellte Gutachten liege im Landratsamt inzwischen vor und soll zur fachlichen Bewertung dem Landesamt für Umwelt und Geologie übergeben werden. "Erst danach sind Aussagen zu möglichen weiteren Untersuchungen und gegebenenfalls Maßnahmen möglich", so Brendler. Vorige Woche, als "Freie Presse" das Landratsamt mit den Vermutungen der Anwohner hinsichtlich einer Kontaminierung der Fläche konfrontiert hatte, war das Thema für die Behörde offenbar neu. "Dem Landratsamt ist die Herkunft und Zusammensetzung des Materials nicht bekannt, mit dem damals das Areal aufgeschüttet wurde", hieß es.
Karlheinz Tröger, von 1974 bis 1983 Bürgermeister in Annaberg-Buchholz, versteht nicht, warum das Landratsamt vor Beginn der Arbeiten selbst keine Baugrunduntersuchung angestellt hat. Auch wenn er persönlich zu der Meinung neigt, dass dort nichts strahlt, könne man es nicht ausschließen. Was die Wismut einst auf dem früheren Busabstellplatz alles verkippt hat - "es waren unzählige Tonnen Material" - weiß Tröger nicht wirklich. Die Stadt habe in der Sache kein Mitspracherecht gehabt. "Fakt war, die Halden in Kleinrückerswalde mussten weg, weil sie drohten einzustürzen und möglicherweise ein Bauerngut zu verschütten", erinnert sich der Ex-Bürgermeister.
Ein ehemaliger Anwohner ist sich zudem fast sicher, dass auf der Fläche des künftigen Landratsamt-Parkplatzes auch vom Zeppelinschacht in Annaberg-Buchholz Haldenmaterial verkippt wurde. Auch der habe der Wismut zur Urangewinnung gedient.
erschienen am 15.05.2013 (Von Thomas Wittig, Freie Presse)
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Dass die Halden letztlich nur das taube Gestein und einen Teil der Gewinnungsverluste beinhalten, sollte doch eigentlich allgemein bekannt sein, da die Wismut ja eigentlich Uran gewinnen wollte.
Beim Abtrag der Uranus-Halde wurden Bergemassen der letzten Betriebsjahre abgefahren. In diesen Jahren existierte ein ausgefeiltes, mehrstufiges Kontrollsystem. Lagen die Gewinnungsverluste in den Anfangsjahren (bis etwa 1951) bei 20-40% der festgestellten Vorräte, so wurden sie danach durch verschiedene Maßnahmen auf etwa 8% abgesenkt. Das bedeutet, dass etwa 8% der Uranvorräte nicht der Gewinnung zuflossen. Davon blieb ein Teil im Gebirge, ein Teil im Versatz der Grubenbaue, ein Teil als Transportverluste auf den Förderstrecken und ein weiterer Teil wurde aufgehaldet. Zur Aufhaldung gelangte nur Material, das unter einem gewissen Schwellenwert lag. Dazu wurden die Förderwagen u.a. in einer Kontrollstation (RKS) auf Radioaktivität gemessen. Unterhalb des Schwellenwertes vom Fabrikerz mit 0,017% Metallgehalt hielt man noch bis 0,005% Metallgehalt "aktive Masse" aus, die durch die Bandsortierung (RAS) nachsortiert wurde. Die Halden wurden in einer speziellen Vorratsberechnung erfasst. Für den 1.1.1953 wird für die Halde vom Zeppelinschacht ein Mittel von 0,0003% Metall ausgewiesen, was wegen der geringen Metallgewinnung ganz plausibel scheint. In den Halden vom Uranus lag der Gehalt schon deutlich höher bei 0,0007% Metall. Die Zeppelinhalde wurde in der Folgezeit faktisch nicht mehr erweitert. Die Uranus-Halden haben jedoch auch nach 1953 noch eine bedeutende Volumenzunahme erfahren, so dass der endgültige Durchschnittswert deutlich unter 0,0007% Metall liegen dürfte.
Nun schauen wir uns einmal den natürlichen Urangehalt des Grundgesteins an. Eine Tonne Zweiglimmergneis enthält fein verteilt etwa 2 Gramm Uran [RANK & KARDEL 2008]. Das wären 0,0002% Uran, die hier immer im Grundgestein vorhanden sind. In Granitgebieten liegt dieser Wert noch deutlich höher!
Rein strahlenhygienisch sehe ich deshalb bei einem Verwendungszweck des Haldenmaterials als Parkplatzuntergrund keine ernsthaften Bedenken.
Nec scire fas est omnia