Kontrolle von Stahlseilleitern

Sicherheit zuerst: Befahrungstechniken, Seiltechnik, Ausrüstung. Foto, Messung, Befahrung, Rettung und co. - alles was man so mit in den Berg nehmen könnte und sollte.
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witzi
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Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von witzi »

Hiermit möchte ich mal allen im Forum die mit Petzl-Stahlseilleitern im Berg umgehen über einen fast Unfall informieren. Wir haben seit etwa 15 Jahren an einem kurzen tonnlägigen Schacht eine 10 metrige Stahlseilleiter zum bequemeren Aufsteigen eingebaut. Letztes Wochenende hat sich diese mit einem kurzen Ruck verabschiedet. Genauere Untersuchung hat eine elekrochemische Reaktion zwischen den Stahlseil und den aufgepressten Alu-Hülsen für die Srossen ergeben. Auf beiden Seile direkt an der obersten Sprosse. :gruebel: :gruebel:
Nur durch das Sicherungsseil war dann der Aufstieg doch noch möglich. Die Stahlseilleiter hatte zwar 20 Jahre ständigen Untertageeinsatz durchgehalten, doch sollte alle die ebenfalls eine Fahrt in ähnlichem Einsatz haben, eine Kontrolle durchführen oder wenigsten einem Sicherungsseil vertrauen.

Glück auf und immer eine sichere Befahrung
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Wolfo
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Wolfo »

War die Leiter als permanter Einbau vorhanden?
Ständige Berieselung mit Grubenwasser?
Lag sie auf dem Anstehenden auf?
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markscheider
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von markscheider »

Bei der langen Liegezeit reicht vermutlich bereits die Luftfeuchtigkeit aus. Durch Temperaturwechsel kondensiert das Wasser in den Zwischenräumen und bildet dadurch ein Elektrolyt.
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Christoph
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Christoph »

Hätte man die Korrosion eigentlich von außen erkennen können?
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markscheider
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von markscheider »

Ohne dabeigewesen zu sein vermute ich, daß nicht. Ich kenne dies Aluhülsen, da kann man nicht reinsehen.
witzi
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von witzi »

Die stahlseilleiter war zwar in einem trockenen Schacht und vor allem der gerissene Teil. Doch reicht sicher auch die Luftfeuchtigkeit. Die aufgepressten Aluhülsen befinden sich im eingebauten Zustand in den Rohren der Tritte. Ich habe beim umhängen auch diese zwar mal mit angesehen, aber im jetzigen Schacht hing sie nun doch über 6 Jahre und somit hat sie auch keiner mehr kontrolliert. Nur der Schaden macht nun klug und somit wollte ich den Rest darüber informieren, doch wenigstens jährlich eine Kontrolle durchzuführen. Eigentlich zwar selbstverständlich bei der anderen Ausrüstung, doch man ist auch mal leichtsinnig und vor allem mit dem reisen von beiden Seilen gleichzeitig hätte ich auf alle Fälle nicht gerechnet.

:oops: :oops: :oops:
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markscheider
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von markscheider »

Sieh es als Beweis für die hohe Produktqualität der Seile: absolut gleiche Eigenschaften.

Ich bitte auch, meine Bemerkungen nicht als Kritik mißzuverstehen. Eure Vorgehensweise ist absolut verständlich und ich hätte mir vermutlich auch keine Gedanken darum gemacht.

Die Frage ist natürlich auch, wie will man so etwas kontrollieren? Ausbauen und Zugversuch? Prophylaktisch nach 15 Jahren wechseln? Das ist im Privatbereich nicht praktikabel.

Gibt es solche Leitern aus einem Material?
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Wolfo
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Wolfo »

Meine 4 Leitern sind ca. 30 Jahre alt und bestens in Schuss (incl. Belastungsprobe im letzten Jahr)
- allerdings auch nach jedem Einsatz getrocknet und im warmen Keller verstaut.

Allerdings mit verpresssten Bronzehülsen.



Für permanente Einbauten würde ich auf Alufahrten oder eingeklebte Moniereisen/Bügel ausweichen.
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axel
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von axel »

Da hier das Thema 'Korrosion' zumindest tangiert wird, anbei mal ein Bild mit dem Titel: "Was gutes Freiberger Grubenwasser in 1,5 Jahren aus glänzendem Metall macht!"

GA axel
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Mannl
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Mannl »

Wikipedia - Korrosion / Kontaktkorrosion !:
"Unterschiedliche Metalle nicht in direktem Kontakt verbauen, z. B. keine Chrom- oder Aluminiumzierteile direkt auf Stahl; Kfz-Nummernschilder mit Kunststoffzwischenlage montieren"

Habe den Sachverhalt bei mir am Balkon - Kupferrohr liegt an verzinktem Stahl => die Sache blüht schon ! Habe Schweißbahn dazwischen geklebt.
Beim Verbau von ähnlichen Konstruktionen (Mobilfunk) hat ein Bauleiter darauf verwiesen (verzinkter Stahl an Kupfer)
Sicherheitsrelevante Bauteile werden turnusgemäß geprüft und in Fristen ausgetauscht ! egal ob sie den Anschein der Haltbarkeit erwecken !
Sicherungsseile nach Sturzbelastung werden ausgetauscht ....

Habe mal unter Stahlseilleitern geschaut: spaeleoshop - Nur Sicherheitshinweis auf PSA (Absturzsicherung), das die Teile (Alu auf Stahl) "gammeln können kein Hinweis !!!
Ehre dem Bergmann, dem braven Mann !
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Strebpanzer
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Strebpanzer »

@Axel: waren das Edelstahl-Laschen?
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axel
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von axel »

Es handelt sich in allen drei Fällen um Alu-Laschen von Petzl, wobei zwei mit Spits verbaut waren und eine mit Anker. Habe mal die Patina etwas abgekratzt, damit man das Schadensbild besser sieht. Die mittlere Lasche hing direkt im Tropfwasser und ist entsprechend am stärksten angegriffen - deutlicher Materialverlust.

GA axel
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Strebpanzer
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Strebpanzer »

leck mich in de Täsch! Das ist ist nicht ohne wie schnell das Material in so kurzer Zeit vergammelt ist!

GA
cb
Falafel
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Falafel »

Ähnliches habe ich in FG auch schon beobachtet. Sei es an Alu-Laschen, Alu-Fahrten oder stationären Karabinern. Bei Laschen verwende ich daher nur noch Edelstahl, wenn sie montiert bleiben sollen. Die Grubenwässer in FG sind vor allem im Zentralrevier allerdings auch ordentlich brisant. An einigen Stellen habe ich schon ph-Werte von etwa 3 gemessen. Bedingt wird das wohl durch die intensive Zersetzung von kiesigen Mineralien (Pyrit / Markasit, Arsenkies) => schweflige Säure. Das sollte man auch bei der Verwendung von Kletterseilen unbedingt beachten - die reagieren ja bekanntlicher Weise sensibel auf H2SO3 (auch dafür habe ich schon meine negativen Erfahrungen gemacht :-o ). Übrigens merkt man das auch "schön" auf der Haut, wenn man mal eine längere Neopren-Tour mit andauerndem Wasser / Schlamm-Kontakt macht.

Glück Auf!
Stephan
Uran
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Uran »

Das gute Freiberger Wasser. :D In Muldenhütten ist es wahrscheinlich noch etwas schlimmer. Neue Karabiner waren schon nach der ersten Befahrung und dem Kontakt mit dem dortigen Wasser matt. Mit den Händen sollte man auch nicht zu lange in dem "Wasser" planschen.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Geophon
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Geophon »

Uran hat geschrieben:Das gute Freiberger Wasser. :D In Muldenhütten ist es wahrscheinlich noch etwas schlimmer.
Nach den Schilderungen, die ich von älteren Befahrern gehört habe, scheint sich die Wasserqualität
in den letzten Jahren aber gebessert zu haben. Mir sind nur zwei, drei Stellen bekannt, wo das
Wasser in MuHü wirklich sauer ist. Im Zentralrevier ist es deutlich schlimmer, Beispiel: ich habe die
Leine von meinem Schleifsack mit einem Schraubglied aus Edelstahl befestigt. Nach mehreren
Touren im Morgenstern war es noch blank, aber nachdem ich es auf einer Tour im Zentralrevier
durch den Schlamm gezogen hatte, war es komplett matt.

Zu den Alu-Laschen: die Löcher, die man da sieht, sind richtig fies. Meist ist es so, dass sich die
Korrosion von diesen Punkten aus birnenförmig weiter in das Metall frisst, ohne, dass man es von
außen erkennen kann...
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Harzer06 »

Moin,

"Edelstahl" wird m.E. oft als Zauberwort mißverstanden, und auch dort verwendet, wo es besser "legiertes Eisen" heißen sollte. Die Zusammensetzung kann (bei Fehlen näherer Spezifikation) in weiten Grenzen schwanken, die Verarbeitungsqualität auch (z.B. Inhomogenitäten).

Lochfraß und andere Korrosionsformen sind sowohl bei Alu- als auch Eisenprodukten möglich. Da braucht es noch nicht einmal besonderer Bedingungen, wie Salz oder Säuren. Ich habe Alu-Karabiner gesehen, die nach wenigen Wochen Aufbewahrung in feuchter Grubenluft (aber ohne Tropfwasser) von weißen Pusteln überzogen waren, darunter jeweils ein kleines Löchlein.

Metalle lagern lieber trocken. :cool:

G´Auf
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Uran
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Uran »

Geophon hat geschrieben:Nach den Schilderungen, die ich von älteren Befahrern gehört habe, scheint sich die Wasserqualität in den letzten Jahren aber gebessert zu haben. Mir sind nur zwei, drei Stellen bekannt, wo das Wasser in MuHü wirklich sauer ist.
Naja. :gruebel: Jedenfalls war mein blauer Schlatz an einigen Stellen durch Bleichung grün geworden.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Geophon
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von Geophon »

Uran hat geschrieben: Jedenfalls war mein blauer Schlatz an einigen Stellen durch Bleichung grün geworden.
Wo war das? Ich kann ja mal das pH-Papier mitnehmen.
Harzer06 hat geschrieben: Metalle lagern lieber trocken. :cool:
Auch wenn es nur eine "normale" Fahrt und keine Stahlseilleiter ist, hier ein Bild von einer
Alu-Leiter, die ca. 20 Jahre an einer eigentlich trockenen Stelle untertage gestanden hat
(nicht Muldenhütten). Da werden die weißen Flecken schon etwas größer :o ...
dsc_0543.jpg
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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hungerlieb
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Re: Kontrolle von Stahlseilleitern

Beitrag von hungerlieb »

Etwas verspätet zu Axels Beitrag: so sieht übrigens Dein Seil nach dem waschen aus... :D komplett saubär, bis auf 2 Stellen, die sehen etwas rostig aus:

(und bevor irgendwoher ein Zeigefinger kommt: wir haben uns, nachdem die Seile eine Weile in diesem Milieu hingen, praktisch redundant gesichert und sie eben wieder entfernt)
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IMG_0787_klein.jpg
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Glück Auf!
Sven
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