Sohlenhebung

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Hallo mal wieder eine Frage:

Da der Berg bestrebt ist jede künstliche Auffahrung und jedes Loch wieder zu schliessen, kommt es zu Deformationen im Auffahrungsbereich. Verbrüche und Ablösungen hat ja jeder hier (ausser alterbergbau.de ;) ) schon gesehen oder auch miterleben müssen und können. Seltener sind da Deformationen im Stolln, wo sich die Sohle hebt und zB. die Grubenschienen aus ihrer Verankerung drücken. Die Ursache muss nicht unbedingt ein Gebirgsschlag sein!
Es geschah schon im jeweiligen Auffahrungszeitraum, nicht erst nach längerer Zeit.
Nun würde ich euch bitten das ihr hier, falls vorhanden, einige Bilder von solchen Deformationen der Stollnsohle reinstellt. Das Thema fasziniert mich im Moment so!!

Danke im Voraus
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

na da kann geholfen werden:

Bild
(das bild habe ich aber nicht selber gemacht, sondern meister OHo)
Glück auf!

Michael
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sepp
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Beitrag von sepp »

in der kohle ist das gang und gäbe.manche gesteinsarten(z.b. schieferton) neigen zum sog. quellen.solche strecken müssen regelmäßig gesenkt werden ,um sie überhaupt noch befahrbar zu halten.in unserem abbaubetrieb war das so extrem,daß wir die eigentliche strecke im bereich des abbaus nicht mehr nutzen konnten und ein nebenort mitgeführt haben,das durch röschen mit der zugedrückten strecke verbunden war.wasser verstärkt je nach gestein die sohlenhebung.
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taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Danke Micha erstmal für das Bild!! Ich hoffe es kommen noch mehr. Das sah mir sehr nach Wismut aus??

Sepp, wie senkt man diese gequollenen Strecken, etwa in dem man einfach das gehobene Material wieder abträgt?

Ich weiss nur von einer Stelle bisher, wo das im Erzbergbau im grossen Stil passiert ist. Und zwar im Schurf 24 in Pöhla. Dort wurden Teilstrecken in sehr lehmigen Gangstrukturen aufgefahren, denen nach kurzer Zeit die völlige Deformation folgte.
Nightmare

Beitrag von Nightmare »

@taubes Gestein:

Sohlenhebung gibt es auch im festen Gneis, z.B. gab es die bei der Wismut in Hartenstein auf den tiefen Sohlen, dort wo sich unter dem extremen Gebirgsdruck Hartgesteine auf einmal so verhalten wie sonst nur Mergel und Schiefer. Schau dir mal das Buch "Seilfahrt" aus dem Bode-Verlag an, da sind Fotos von Streckenverformungen drin, wie man sie sonst nur aus dem Kohlebergbau kennt.

GA
Nightmare
AlexanderP
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Beitrag von AlexanderP »

Hallo,

mich würde zu diesem Thema interessieren ob es Gesteinsarten oder Gebirge gibt in denen man die Stollenverformungen oder Sohlenhebungen 100 %ig ausschließen kann.
Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

@ HEG

Nein, gibt es nicht. Natürlich gibt es Gesteine, die mehr druckhaft reagieren als andere, aber hier geht es ja um tektonische Einflüsse, d.h. der ursprüngliche Gesteinscharakter wird durch die Tektonik (Faltenbau, Störungen, Klüfte und dergleichen) verändert und geschwächt. Weiter kommt es dabei sehr auf die Durchnässug des Gesteins an. Und somit kann auch ein ansonsten sehr standfestes Gestein unter ungünstigen Bedingungen dann sehr zum Hereinbrechen - oder in diesem Fall Hochbrechen aus der Sohle - führen.

GA

Thomas
AlexanderP
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Beitrag von AlexanderP »

@ Thomas_Krassmann

Weißt du ob es da irgendwelche Methoden zur totalen Stabilisierung eines Stollens oder einer Strecke gibt wie z. B. einen besonderen Ausbau? Oder gibt es überhaupt keine Möglichkeit eine 100%ige Sicherheit, was die Verformungen angeht, zu gewährleisten?
Thomas_Krassmann
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Beitrag von Thomas_Krassmann »

Nachträglich neues Gestein einbringen, d.h. Beton, Beton, Beton...

wahlweise geht sicherlich auch stabiler Stahlausbau, aber auch da hat man nach einigen Jahren schon die wunderlichsten Verbiegungen gesehen...

GA

Thomas
AlexanderP
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Beitrag von AlexanderP »

@ Thomas_Krassmann

ok, Danke !
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JWE
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Beitrag von JWE »

Hallo!

Im Eisenerzbergbau in Pegnitz (Oberfranken) hatte man die selben Probleme. Die Sohlen der Hauptstrecken wurden meist betoniert und Nebenstrecken versuchte man so kurz wie möglich offen zu halten. Die Sohle musste ständig "nachgeputzt" werden. Die Probleme waren Grundsätzlich durch Wasser hervorgerufen, deshalb auch nur an bestimmten Stellen.
Ich werde mal suchen, ich müsste Bilder davon haben.

GA Jörg
taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

@ Nigtmare: Ja die Seilfahrt ist ein sehr interessantes Buch. Da sind aber leider nur Verformungen der Firste und Seitenstösse, nicht der Sohle. In dieser Tiefe herrschen (an die 1800m!) eh andere Verhältnisse, ich glaub mit jedem Meter tiefer wirds schlimmer. Schade das das alles geflutet ist, aber es geht nicht anders.

Übrigens, vom gleichen Verlag wie die Seilfahrt (Bode) ist auch das Buch "Das beste Ertz". Das such ich noch immer und es nicht mehr erhältlich, shit!!! Ist hier jemand bitte so freundlich und könnte mir das vielleicht ausleihen? Bitte, bitte....!!!
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Michael Kitzig (†)
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Beitrag von Michael Kitzig (†) »

Bild

aufgenommen in einer erzgrube mit ca. 50° von rechts einfallendem gang.
deshalb entsteht druck auf das liegende, so dass sich die sohle samt gestänge auf der rechten seite gehoben hat.

bemerkenswert ist in diesem fahr - und förderstollen (mit schlepperförderung),dass die bergleute dann im laufe der zeit die schwellen krumm getreten haben!
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wolke
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Beitrag von wolke »

wen das Thema näher interessiert:

Kovári, K., Amstad, C. & Anagnostou, G. (1987): Tunnelau in quellfähigem Gebirge. – Mitt. Schweizerische Ges. f. Boden- und Felsmechanik, 115: 1-8, 18 Abb.; Biel.

Weiss, E. H. (1994): Einführung in die Problematik der Bergwasserbeeinflussung durch den Vortrieb von Hohlraumbauten. – Felsbau, 12 (6): 448-451, 1 Abb.; Essen.

Die Bahn hat beim Bau ihrer Tunnel in quellfähigen Gesteinen die Quellfähigkeit mit einberechnet und die Sohle deutlich größer ausgehoben als geplant. In diesen Hohlraum kamen Blähtonkugeln ("Seramis"), die den Gebirgs- und Quelldruck auffangen und dann auf eine Betonsohle der Gleiskörper.

Glückauf

wolke.
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sepp
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Beitrag von sepp »

thomas,bei starker neigung zum quellen hilft auch kein beton mehr.oder du nimmst betonvollversatz! :D
da hilft nur senken,senken,senken.
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Björn
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Beitrag von Björn »

Ich habe zum Thema Sohlhebungen / Quellen der Sohle einen Artikel zum Engelbergbasistunnel gefunden.

Der Engelbergbasistunnel ist ein Dreispuriger Autobahntullen mit Standstreifen!!

Das Regelprofiel für den Ausbruch beträgt 200 m².
In teilbereichen war ein Ausbruchprofil von 265 m² geplan.
Auf einer länge von ca. 230 m kam es in eiem Anhydritbereich bereits während des Vortriebs zu Hebungen von bis zu einem Meter.
Der Ausbruchquerschnitt wurde daraufhin von 265 auf über 310 m² aufgeweitet.
Es wurde auch hier eine Pufferschicht aus Blähton mit einer Mächtigkeit von 1,7 - 2,7 m eingeaut.
Zusätzlich wurde die Sohle noch geankert und eine 3m dicke Betonsohle eingebracht.

Die Überlagerung beträgt bei dem Tunnel nur ca. 75m und nicht über 1000m wie in vielen Bergwerken.
Die Sohlhebungen sind in diesem Tunnle durch das Quellen des Anhydrits entstanden und nicht durch Teufendruck.
Aber der Aufwand soetwas zu sichern ist doch enorm.

Bild
Das Bild zeigt den Bodenaustauch im Bereich der Anhydritstrecke.

Den ganzen Artikel aus einer Veröffentlcihung von Züblin habe ich mal eingescannt:
http://www.bjoern-holm.de/downloads


Glück auf

Björn
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wolke
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Beitrag von wolke »

Hallo Björn,

danke - ein schönes Bild!

Glückauf

wolke.
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Björn
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Beitrag von Björn »

Ich habe geleich noch eins gefunden.

Bild


Björn
taubes_Gestein
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Beitrag von taubes_Gestein »

Respect!!
Und gleichermassen wieder mal erschreckend diese Kraft der Natur!
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