zugemauerter Stollen im Keller

[Julia1]

Glück auf,

so sagt man doch unter Bergleuten?
Ich bin kein Bergleut, aber ich finde dieses Thema sehr spannend. Darauf gekommen bin ich, als ich in Brand-Erbisdorf mir ein altes Haus angesehen habe und mir der Makler erzählte, dass im Keller ein zugemauerter Stollen ist.

So etwas habe ich bis dahin noch nie gehört, dass es so etwas gibt.
Zu erst hat mich der Gedanke etwas gegruselt, aber dann hätte ich doch gern mehr darüber gewusst. Leider konnte ich das Haus nicht kaufen. Der Makler hat das Angebot zurück gezogen.

Nun geht mir die Geschichte nicht aus dem Kopf. Vielleicht war das alles nur Spinnerei?
Gibt es jemanden, der so etwas schon einmal gehört hat? Kann mir jemand etwas genaueres darüber erzählen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mit meiner Neugier nicht allein gelassen würde.
Liebe Grüße
Julia

[Falafel]

Hallo,

geben tut's sowas schon, ist allerdings recht selten. Die "Alten" haben eher selten ein Gebäude an ein Stollnmundloch oder auf eine Schachtöffnung gebaut, weil sie sich sonst die feuchten Wetter in das Haus geholt hätten. Die meisten Berichte über solche Fälle stellen sich als Legenden und Schaumschlägerei heraus.
In Deinem Fall denke ich, daß es sich (wenn wirklich was dran ist) eher um einen Schacht handeln könnte, da BED doch auf dem Berg liegt und ein Stolln da nicht viel Sinn hätte (zumal mit "Brander Stolln" und "Thelersberger Stolln" schon sehr früh tiefere Niveaus gelöst waren).

DER Spezialist für BED ist Matthias Dietrich. Vielleicht wendest Du Dich an ihn mit konkreteren Fragen.

Glück Auf!
Stephan

[goldsucher49]

Als Bewohner der ehemaligen Bergstadt Chemnitz fallen mir für solche Fälle natürlich die auch bei uns zu findenden Vorratskeller ein. Zumindest ein Chemnitzer Haus hat ja nachweislich einen umfangreichen Keller direkt unterm Haus. Vielleicht war in dem Haus ja mal eine Brauerei? Solange keiner die Wand niederreißt, ist die Aussage "Stollen" ja eher vage.
GA!
Ralf

[Nobi]

wir haben damals (1989) mal in freiberg ein paar "gänge" im keller eines hauses aufgegraben. es stand/steht schräg gegenüber der ehemaligen münze und in ihr war die ingenieurschule untergebracht.

fazit:
der erste gang führte schräg nach draussen in den hof und war mal für das reinrollen von fässern etc. gedacht. der zweite gang entpuppte sich als alte latrine, in der sich aber ganz interessante funde machen ließen. der dritte gang führte in richtung nachbarhaus und genau dort kamen wir raus (hinter einem regal mit eingemachten obst und selbergemachten wein ). am vierten gang stellten wir dann das graben ein, da wir sonst die straße unterhöhlt hätten.

von "stollen" in häusern kenne ich auch nur die geschichten aus der freiberger zeit. gesehen habe ich aber noch keinen. dafür aber viele geile keller (merhgeschossig), u.a. am untermarkt in freiberg.

[hungerlieb]

In Annaberg gibt es in vielen Häusern eine "Verbindung" nach untertage, genannt Anzucht, welche nach beendigen des Bergbaus auf den oberen Sohlen (Ebenen) hergestellt wurde, um Abwässer zu entsorgen. Sie führen oft in den eigentlichen Stolln. Mir ist bekannt das von der "normalen" Bevölkerung solche Sachen oft als "Schacht" oder "Stolln" bezeichnet werden, weil keine genauen Kenntnisse über die eigentliche Bedeutung da sind. Deshalb würde ich vermuten, es könnte auch eine derartige Sache sein. Ansonsten würde ich Falafel recht geben BED wäre Schacht am ehesten möglich.

[Julia1]

Vielen Dank für die Beiträge. Ich habe mich wirklich gefreut.

Das Haus (3geschossig) war mal eine Gaststätte mit mehreren Wohnung drüber. Es hat richtig städtischen Charakter und ist meiner Meinung nach etwa zw. 1870 und 1890 gebaut worden. Es steht zwischen weiteren solchen Häusern und macht eigentlich überhaupt keinen bergbaulichen Eindruck. Im Moment verdient diese Immobilie jedoch eher den Namen Ruine.

- Mein Mann korrigiert mich gerade: er sagt, dass dort im Umfeld alles ältere Bergarbeiterhäuser sind, die jedoch im Wandel der Zeit moderner aussehen. Gleich hinter dem genannten Grundstück ist eine Halde, die auf früheren Bergbau schließen lässt.

Leider kenne ich weder den Unterschied zwischen Stollen und Schacht.

Jedenfalls soll dort in dem Haus in guten Zeiten Fassbier ausgeschenkt worden sein. Die Keller-Variante ist in diesem Haus sehr naheliegend und auch die Variante mit dem Abwasser könnte ich mir dort gut vorstellen. Ich war jedoch weder im Keller noch habe ich den zugemauerte Eingang gesehen.

Noch heute ist das Grundstück nicht an das Abwassernetz angeschlossen.

Mir hat aber mal ein alter Heimatkundler, in ganz anderem Zusammenhang, erzählt, dass es ganz früher Bauern gab, die unter ihren Häusern heimlich(?) nach Erz gesucht haben. Die haben oft allein oder mit ihren Kinder dort geschürft. Meistens ging es um Zinn oder Kupfer. Diese Erzählung kam mir jetzt wieder in den Sinn. Diese Hohlräume wurden dann später anderweits verwendet, als Lager, Verstecke oder was auch immer. Daran musste ich denken, als ich die Geschichte von BED hörte.
Kann man sich über solchen Ur-Bergbau irgendwo informieren? Hat jemand dazu Informationen? Das würde mein Verständnis zu diesem Teil der Geschichte wahrscheinlich sehr aufhellen.

Vielen Dank und
Liebe Grüße
Julia

[Andi-P]

Hallo,

in meiner Nachbarschaft gibt es ein Wohnhaus, in dessen Keller ein Stollen beginnt. Das Haus wurde Natürlich erst zwischen den beiden Weltkriegen gebaut, der Stollen ist um einiges älter. Leider hat der Besitzer den Zugang vom Keller abgemauert, aber ein kleines Belüftungsgitter, durch das man zumindest reinleuchten kann, eingebaut. Bei dem Stollen dürfte es sich aber nur um einen Versuchsstollen handeln. Abbau hat dort, wenn überhaupt, nur im sehr kleinem Umfang stattgefunden.

Gruß,
Andi

[Falafel]

@Julia: Wenn Du in die Materie des BED - Bergbaues rein schnuppern möchtest, ist natürlich auch Thomas Maruschke (Museum BED) ein kompetenter Ansprechpartner.