Schachte/gruben: die tiefsten

... für den Rest, der sonst nicht passt.
hungerlieb
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von hungerlieb »

Glück Auf!
Sven
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René_M
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von René_M »

Das Bohrgezähe sieht sehr museal aus!!!!
Glück auf René
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Fahrsteiger
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Fahrsteiger »

Trommelfördermaschinen sind Maschinen, die insbesondere für geringe oder besonders große Teufen geignet sind.
Koepemaschinen sind Maschinen, die mittels Reibung die Seile antreiben und sich insbesondere für höchste Nutzlasten bei mittleren und großen Teufen eignen.
Hier die Beschreibung der Blair-Doppeltrommel-Fördermaschine für South Deep Gold Mines:
Baulänge: 33m
Baubreite: 11m
Gewicht mit Motoren: 1050t
Seilkapazität: 4 x 3350m Seil
Antriebsleistung: 12800kW
Die Trommeln stehen in einem Winkel von 4,5° und sind durch ein Kardangelenk verbunden
Technische Daten:
Art der Förderung: Produktion
Förderkapazität: 255000t/Mon.
Fördermittel: 2 Gefäße
Fahrweg: 3000m
Nutzlast: 31t
Fördergeschwindigkeit: 18m/s
Trommeldurchmesser: 7,1m
Wickelbreite: 1,9m
Anzahl der Seillagen: 4
Trumlast: 1050 kN
Seilanzahl je Gefäß: 2
Seildurchmesser: 48mm
Seilgewicht: 9,81 kg/m
Bremsentyp: Scheibenbremse, 2 Scheiben je Trommel
Anzahl Bremsständer: 8
Anzahl der Bremszangen: 32 Paare
Ibbenbüren hat auch eine Eintrommel-Blair-Fördermaschine
Nutzlast: 15t
Teufe: 1500m
Trommeldurchmesser: 5,04m
Antriebsleistung: 1500kW
Große Koepemaschinen:
Göttelborn > 3-Seil Fördermaschine mit Direktantrieb
Nutzlast: 41t
Teufe: 1135m
Fördergeschwindigkeit: 18m/s
Trommeldurchmeser: 7,0m
Antriebsleistung: 7500kW
Gotthard/Sedrun > 4 Seil Fördermaschine
Nutzlast: 50,8t
Teufe: 800m
Fördergeschwindigkeit: 18m/s
Trommeldurchmesser: 4,8m
Antriebsleistung: 4200kW
Glück Auf
Horst
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
Fördermaschinenbauer
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von Fördermaschinenbauer »

Hallo,

auch auf die Gefahr hin dass der Thread bereits weit unten im Forum gelandet ist - vielleicht fällt mein Eintrag ja doch noch jemandem auf.

Bin gerade wieder über Euer Forum gestolpert und freue mich dass sich in diesem Threadtatsächlich mal jemand für Schachtfördertechnik interessiert :-)

Ein paar Anmerkungen zur Technik allgemein und zu den Beiträgen:

Zu SouthDeep erst mal eine Übersicht vom vergangenen Sommer:
Bild

Soweit mir bekannt sind die "TwinShafts" von South Deep immer noch weltweit die tiefsten Schächte bzw. die größte Teufe die ohne Blindschächte erreicht wird. Natürlich gibt es tiefere Bergwerke, dann gehts aber nicht in einmal runter.

Der rechte Schacht ist der bisherige Förderschacht. Dazu gehört im rechten Maschinenhaus der "Rock Winder" die bekannte Doppeltrommel-Blair http://www.siemag-tecberg.com/cms/uploa ... Deep_e.pdf für die 2x 31t Doppelskip-Förderung sowie im mittleren Maschinenhaus 90° dazu angeordnet der "Man Winder" zur Seifahrt und Güterförderung (ebenfalls eine Doppeltrommel-Blair, aber mir unbekannten Herstellers, dazu ist mir nicht bekannt ob er auch die 3000m erreicht).

Der linke Schacht ist der "Vent Shaft" der bisher überwiegend der Bewetterung und Seilfahrt diente. Dieser wurde nun wie ja schon im Thread erwähnt wurde ebenfalls auf 3000m tiefergeteuft und im laufenden Betrieb von Südafrikanischen Stahlbauern mit einem Stahl-Fördergerüst überbaut. Dieses soll mit seinen 87m angeblich das höchste Stählerne Fördergerüst der Welt sein. Der Betonturm wird künftig nur noch die Entladung usw. tragen während die Seilscheiben auf dem Stahlgerüst verlagert werden.
Der Vent Shaft erhält ebenfalls eine in diesem Jahr montierte mit der ersten weitgegend baugleiche Doppeltrommel-Blair, aber leicht verlängerte Skips und damit eine minimal höhere Nutzlast.
Bild

Zu den angemerkten "fehlenden" Strebenbeinen:
Keine Angst, der Turm ist schon schwer genug und fällt auch so nicht um :-)

Zur Thematik Seile und tiefe Teufen:
Typische Nennfestigkeiten der Drähte sind 1770, 1860 und 1960 N/mm². Daraus und aus dem Metallischen Querschnitt errechnet sich die rechnerische Bruchkraft, die Tatsächliche liegt etwas darunter.
Dadurch liegt die Reißlänge eines Seiles natürlich nicht bei den genannten 8km sondern bei über 18 km.
Unsere deutsche TAS fordert generell für Güterförderung eine Statische Sicherheit (Rechnerische Bruchkraft / Statische Belastung) von S ≥ 7,2 - 0,0005 × L
Dabei wird eine recht hohe Sicherheit gefordert die dafür alle weiteren auf das Seil wirkenden Beanspruchungen pauschal mit berücksichtigen soll.
Damit wäre aber keine Förderung aus 3000m Teufe möglich.
In Südafrika hatte man nun einen neue Norm geschaffen nach der unter bestimmten seilschonenden Voraussetzungen (geringere dynamische Beanspruchungen, großer Wickeldurchmesser,...) genauer die tatsächlichen Beanspruchungen der Seile betrachtet und dafür geringere Sicherheiten zugelassen werden.

Zum Thema Kühlung verlinke ich einfach mal ein Beispiel aus der Praxis, die derzeit bis auf -2400m ausgebaute 60MW-Anlage auf Moab
http://www.siemag-tecberg.com/cms/uploa ... Moab_e.pdf

Zum Schluß noch ein kleiner Exkurs zum Thema warum Trommelfördermaschinen sowohl bei geringen als auch bei großen Teufen besser geeignet sind als Koepefördermaschinen:
Koepeförderungen haben den Vorteil dass man bei doppeltrümigen Anlagen nur die Nutzlast, bei Gegengewichtsanlagen nur die halbe Nutzlast antreiben muß während bei Trommelförderungen noch die sich verändernden Seilgewichte dazu kommen. Außerdem können sie in Turmanordnung angeordnet werden usw.
Der Einsatzbereich von Koepeförderungen ist aber in 2 Richtungen begrenzt:
-bei zu geringen Teufen ist das Verhältnis Trumlast zu Überlast und damit die Treibfähigkeit zu gering. Die Seile liegen also einfach nicht mehr fest genug um die Treibscheibe um die Lastdifferenz der beiden Trume über Reibung zum Futter sicher halten und bewegen zu können. Das lässt sich nur in bestimmtem Rahmen durch absichtliche Gewichtserhöhung der Seile und / oder Fördermittel ausgleichen.
-bei großen Teufen werden die Geschirre und Fördermittel deutlich schwerer als bei Trommelförderungen. Denn sie müssen nicht nur die Nutzlast sondern, wenn sie in oberer Betriebsstellung stehen, auch noch die gesamten Unterseile tragen können. Da haben Geschirre, Kopfrahmen, Hängestreben und Fußrahmen schon bei "normalen" Teufen schnell mal 70-80t zusätzlich auszuhalten. Da bleibt dann nicht mehr viel an möglicher Nutzlast übrig...

Heutige Hochleistungeförderungen fördern Nutzlasten von über 50t mit bis zu 18m/s aus meist weit über 1000m.
Auch die Fördertürme werden immer beeindruckender - in Kanada geht gerade eine Anlage in Bau bei der die Fördermaschine (6-Seil-Koepe mit 6m Durchmesser und 2 Motoren) ihren Platz in eta 95m Höhe bekommt...

Viele Grüße von jemandem der mit Begeisterung Fördermaschinen baut :-)
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micha2
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von micha2 »

Fördermaschinenbauer hat geschrieben:Hallo,
auch auf die Gefahr hin dass der Thread bereits weit unten im Forum gelandet ist - vielleicht fällt mein Eintrag ja doch noch jemandem auf.
Bin gerade wieder über Euer Forum gestolpert und freue mich dass sich in diesem Thread tatsächlich mal jemand für Schachtfördertechnik interessiert :-) ...
Viele Grüße von jemandem der mit Begeisterung Fördermaschinen baut
Glück auf Carsten,
erstmal herzlich Willkommen im Forum!
Tolle Bilder und extrem interessante Infos :meister: Gerne mehr von Beidem :D

Anm.:
Auch wenn sich oftmals nur wenige Leute zu einem Thema melden, bedeutet das noch lange nicht, daß kein Interesse daran besteht!!!
Ganz im Gegenteil: Normalerweise werden alle relevanten Infos "gierig aufgesogen".
Wir verzichten hier jedoch meist auf (wenig sachdienliche) Freudensbekundungen wie: WOW, Toll, Prima etc.
Wer was Vernünftiges zum Thema beitragen möchte, darf dies gerne tun, der Rest schweigt i.d.R. mit Staunen :cool:

mit herzlichem Gruß
Krumi
Wenn der Wahnsinn epidemisch wird, heißt er Vernunft
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markscheider
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Re: Schachte/gruben: die tiefsten

Beitrag von markscheider »

Vor allem ist das, was Carsten zum Thema Seilgeschirr usw. gesagt hat, seit langem endlich mal eine vernünftige und einleuchtende Erklärung für diese oft aufgestellte Behauptung.
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