Schlemas Wasser und seine Wunderkräfte

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Falk Meyer
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Schlemas Wasser und seine Wunderkräfte

Beitrag von Falk Meyer »

Die Berggeister zählten wohl immer zu den kleineren Übeln, die den Knappen das Leben schwer machten. Ein greifbares Problem war das in den Gruben einsickernde Wasser. Es musste abgeleitet oder herausgepumpt werden. In mühvoller Arbeit wurden umfangreiche Entwässerungsstollen angelegt. So entwässerte 1471 der „Fundgrübner-Stollen“ in 45 m Tiefe die Schneeberger Silbergruben, nur zwei Jahre danach musste weitere 24 m darunter der „Fürstenstollen“ in den Berg getrieben werden.
Der bedeutendste Entwässerungsstollen, der Marx-Semmler-Stollen, entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Von der Mulde her (dort, wo sich heute der Bahnhof Niederschlema befindet) erfolgte sein Ausbau in Richtung Schneeberg. Er verläuft in einer Tiefe von 115 Metern unter dem Schneeberger Stadtberg und legte sowohl die Oberschlemaer Kupfergruben trocken als auch Schneeberger und Neustädtler Gruben und weist mit seinen Nebenflügeln eine Gesamtlänge von mehr als 100 km (!) auf.

Bedeuteten die Schachtwässer im Schlematal für die Bergleute Not und Plage, so gereichten sie im 20. Jahrhundert Kranken zur Hilfe und Heilung. In den Jahren 1908-10 wurden im Bereich des Marx-Semmler-Stollens wirksame Heilquellen entdeckt. Im Radiumbad Oberschlema suchten bald Kranke aus ganz Europa Heilung oder Linderung.
Von der Heilwirkung des Wassers dieser Gegend war allerdings schon Schneebergs alte Stadt-Physicus Heinrich Kranichfeld überzeugt. Er beurkundete deshalb 1574:
„Aus dem Wilkommener Stolln fliesset der gute Brunnen, daran viel Kranke sich gesund getrunken haben:
Und weil das Bier aus vorgerühmten reinen und gesunden Wasser verbrauet wird, do ist auch dasselbe beydes wegen des reinen geschmackes als des gesunden Trankes dermassen berühmet, dass es in vornehme Städte, an Fürsten und Herren Höffe, sonderlich im Sommer, da es hochgeachtet wird, vorlängst verführet, und sonsten von denen Herren Medicis wegen seines temperamentes denen Kranken zu trinken recommendiret worden ist.

Quelle
Regina Römer
Burgen, Schätze, Spukgestalten
Das große Sagen- und Geschichtsbuch der Zwickauer Mulde
Mein Erzgebirge,
hoch über dunklen Schächten lauscht deiner Halden wilde Einsamkeit.
Still raunen sie von guten Himmelsmächten,
von Berggeschrei aus längst vergangener Zeit.

Edwin Bauersachs

http://www.imkerei-meyer.com
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