Klärteiche gefährlich?

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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VEBEISENMANGAN
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Klärteiche gefährlich?

Beitrag von VEBEISENMANGAN »

Nabend allerseits! habe mich hier angemeldet weil ich mal etwas Licht in eine Sache bringen möchte die mich seit graumer zeit beschäftigt und hoffe das ich hier die ein oder andere Antwort bekommen werde...
Bei mir in der Nähe wurde zu DDR Zeiten über viele jahre Fluss&Schwerspat sowie verschiedene Eisenerze abgebaut,der Spat dient ja bekanntlich zur Hertsellung der Anilinfarben & wurde auch bei uns gewaschen und getrocknet-bei den Wasch und Trocknungsprozessen entstehen ja auch Rückstände die in "Klärteiche" geleitet wurden-seit der Wende ist fast alles verschwunden was mit der alten Bergbaugeschichte zu tun hat aber gewisse sachen lassen sich eben nicht so einfach übersehn wie eben diese alten,heute zum großteil eingetrockneten und überwachsenen Teiche...da ich Bergbautechnisch Laie bin daher meine Frage: was bleibt bei der Aufbereitung von Spat übrig? sind diese Rückstände gefährlich? Wenn welche Gefahr geht heute von diesen Klärteichen noch aus? Da ich gerade auf diese! Fragen bei alten Bergleuten nur Schweigen ernte macht mich das schon etwas stutzig?! wer sich mal ein Bild machen möchte gibt mal bei google "fotoarchiv trusetal" ein dann auf der seite unter historische Fotos>Bergbau Präsentation dort ist alles ersichtlich...
mfg Roland
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Roby
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von Roby »

Wenn in den abgebauten Gängen keine beibrechenden Schwermetalle waren, befindet sich in den Teichen eigentlich nur Schlamm, der bei der Aufbereitung (waschen) anfiel.
Die einzige Gefahr die von den Teichen dann ausgeht ist die, daß man drinn versinken könnte.

Glück auf!
Roby
Aufn stollen zu fahren sol jedermann frey sein, doch das es mit bescheidenheit und zu gebuhrlicher zeit geschehe. (Joachimsthaler Berggebräuche, 16. Jht.)
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Jörn
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von Jörn »

Zunächst einmal einleitend: Klärteiche bzw. Schlammteiche sind mir nur bekannt bei der Aufbereitung mit Laugung und der Flotation - also Verfahren, bei denen das Erz sehr fein aufgemahlen wird. Laugung dürfte sowohl bei Fluspat als auch bei Schwerspat nicht wirklich zielführend sein - daher gehe ich davon aus, dass es sich um Flotationsberge handelt, die sich in Euren Teichen befinden?

Was bleibt bei der Aufbereitung von Spat übrig? Sind diese Rückstände gefährlich?
Das kommt - wie Roby bereits anmerkte - ganz auf die Lagerstätte an. Wobei m.E. nicht die beigebrochenen Erze an sich, sondern die Verwitterungsprodukte "gefährlich" sind. Bei den mir bekannten Fluß- und Schwerspatlagerstätten sind in den Abgängen hauptsächlich Quarz und Calcit.
Problematisch könnte es vielleicht bei der Abtragung von Feinstkorn durch Wind werden - daher sollte man solche Schlammteiche tunlichst feucht halten - man kann sie in wunderbare Feuchtbiotope umwandeln - oder man deckt den Teich einfach ab und lässt Gras drüberwachsen.
Es stellt sich auch die Frage, was für Reagenzien bei der Flotation eingesetzt wurden.

Wenn welche Gefahr geht heute von diesen Klärteichen noch aus?
Neben der Gefahr des Einsinkens und der erwähnten Winderosion bei nicht sachgemäßer Verwahrung besteht die Gefahr eines Dammbruches, wie wir das in diesem Jarhtausend leider bereits an diversen Objekten in Rumänien und Spanien erfahren durften. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass sich die Genossen etwas dabei gedacht haben, als sie den Damm anlegten (das soll jetzt ein Lob sein, denn ingenieurtechnisch war die DDR Weltspitze), dennoch sollte man bei alten Schlammteichen im Zweifel einen Sachverständigen drüberschauen lassen.

Jörn
Zuletzt geändert von Jörn am Do. 26. Feb 09 7:46, insgesamt 1-mal geändert.
"Das Bergamt braucht doch Wochen, bis es etwas genehmigt!"

Götz George in "Böse Wetter", 2015
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Ludewig
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von Ludewig »

Wenn doch irgendwelche Schadstoffe mit eingebracht wurden wirkt sich das auch auf das Pflanzenwachstum aus. Suche Dir mal einen guten Biologen und zeige ihm die Klärteiche. Anhand der Vegetation kann dieser schon Erkennen ob da Sachen drin sind, die einfach nicht rein gehören! Wenn nun Hinweise auf Schadstoffe zu finden sind kannst Du es auf dem Landratsamt (Umweltamt, Wasserschutzbehörde usw) melden. Die werden (oder auch nicht) dann weitergehende Untersuchungen einleiten.

Bei uns in Freiberg und Umgebung ist in jeder Halde was drin, der Volksmund spricht deshalb vom Vitamin ABC (Arsen, Blei, Cadmium). Das zeigt auch die Vegetation an, nur erkennt das der "Normalbürger" nicht gleich.


Glück auf! Lutz Mitka
Was war zuerst da, der Durst oder das Bier?

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Naheländer
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von Naheländer »

Hallo,

handelt es sich dabei um die Klärteiche unterhalb vom ehem. Verladebahnhof Auwallenburg der Lorenseilbahn in Richtung Brotteroder Straße? Ich kenne diese noch in Betrieb als "braune Sümpfe" als ich als Kind vor 1989 Verwandte im damals noch Pappenheim heißenden Kleinschmalkalden besucht habe. Der Verladebahnhof, die Klärteiche, der hölzerne Verladebunker der Grube Hühn und besonders die Seilbahn waren damals faszinierend für einen heranwachsenden Jungen.

Leider musste ich vor ein paar Jahren feststellen, dass bis auf die Grube Hühn davon nichts mehr zu sehen ist.

Vielleicht kann zu der Frage einer möglichen Gefährdung ein ehemaliger Technologe der VEB Fluss- und Schwerspat, der Schmalkalder Geologe Volker Morgenroth, der im nachfolgenden Artikel vom 10.10.2008 in der Südthüringer Zeitung erwähnt, wird weiterhelfen:
http://www.stz-online.de/_/tools/pdfpag ... rid=856315

Oder die Gesellschaft für Verwertung und Verwahrung (GVV) Sondershausen, die die Verwahrung udn Verwaltung der Trusetaler Bergwerksanlagen durchführt (http://www.gvv-sondershausen.de/). Deren Geschäftsführer Wolfgang Kirchner erwähnt im Zeitungsartikel , dass das Schwerspat führende Gestein teilweise arsenhaltig sei, welches die Aufbereitung erschwert, was aber nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass die ehemaligen Klärteiche gefährlich sind.

Die Standsicherheit der Dämme scheint auf jeden Fall gewissenhaft überpüft worden zu sein, siehe: http://www.gvv-sondershausen.de/aufgabe ... usetal.pdf

Das in der erwähnten Fotogalerie abgebildete Bild von den auf den rekultivierten ehemaligen Klärteichen wachsenden Orchideen zeugt zumindestens von einer oberflächlich erfolgreichen Rekultivierung, da Orchideen recht anspruchsvolle Pflanzen sind.

Glück auf!
Daniel
Glück Auf!

Daniel
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www.bergbau-pfalz.de
VEBEISENMANGAN
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von VEBEISENMANGAN »

So also erstmal DANKE!!
mit so vielen Antworten hätt ich ja schon garnicht gerechnet :) im großen und ganzen kann man also sagen es hängt von den Nebenabbauprodukten bzw. den verwendeten Waschzusätzen ab ob das ganze gefährlich ist oder nicht...
@Naheländer ja das sind genau diese Anlagen bzw. Absetzteiche die ich meine! :wink: ich hätte das ganze auch noch zu gerne in <Betrieb gesehn-mir blieb dann leider nur noch der Abriss der alten Aufbereitung...klar Uran wurde bei uns nicht abgebaut aber wenn man auf ne Wand des Schweigens trifft wird man halt stutzig.... :wink: interessant ist vor allem das vor der "Rekultivierung" der Teiche dort alle Bäume und Pflanzen am Ufer völlig verdorrt und grau waren das habe ich noch sehr genau in Erinnerung! da flog von alten Autobatterien bis komischen Fässern alles rein was irgendwie nicht normal aussah...was man halt als kleiner stöpsel so gesehn hat.das hat zwar mit den eigenlichen Klärschlämmen nichts zu tun aber irgendwie hat sich halt das Bild gehalten von dem gefährlichem "Ort" naja die zukunft wird es wohl erzählen... :roll:
Sven G.
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Re: Klärteiche gefährlich?

Beitrag von Sven G. »

Im gesamten Fluß-und Schwerspatbetrieb wurde damals ausschließlich das Flotationsverfahren angewendet .
Weitere Informationen kann hierzu sicher Michael Keilhold geben (Geschäftsführer Berg-u. Bau GmbH Trusetal ) Er ist ausreichend Kompetent ;-)
Mit kräftigen Spatenhieben nach ..................Unten wegtreten !
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