"Bergschaden" mal andersrum

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Björn
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"Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Björn »

http://www.spiegel.de/video/video-40071.html
Da geht es mal rauf und nicht runter ;-)


Björn
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Friedolin
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Friedolin »

Oh Scheiße, 1cm im Monat, das ist heftig!
Zum Glück können sie diesmal nicht den Bergbau verantwortlich machen.
Glück Auf !
Friedhelm
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Hoch der Harz und tief das Erz
Jedweder Anbruch erhebt das Herz
(alter Oberharzer Bergmannsspruch)
hungerlieb
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von hungerlieb »

Ja, das ist unangenehm, ähnlich unangenehme Folgen gab es hier:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 45,00.html

und wer denkt, jenes ist schlimm: Java hat es auch in sich:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 01,00.html

und eine kleine Kux für den Höhenflug der K und S Aktien könnte die Sache in Berezniki haben...
ein paar Eindrücke findet man hier:
http://englishrussia.com/?p=1586
http://berezniki.net/proval/

leider findet man dazu kaum Informationen, offenbar ist die Situation aber prekär:
http://www.tu-clausthal.de/presse/nachr ... php?id=688, bei jenem Vortrag haben sicherlich einige Augen der Tagungsteilnehmer geleuchtet...scheint so als ob die Altenburger Pinge eine große Schwester bekommt...

allgemein zu Skinholes:
http://webecoist.com/2008/08/26/incredi ... sinkholes/

Mfg Sven
Glück Auf!
Sven
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AdM_Michael
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von AdM_Michael »

Friedolin hat geschrieben:Oh Scheiße, 1cm im Monat, das ist heftig!
Zum Glück können sie diesmal nicht den Bergbau verantwortlich machen.
Bist Du da sicher? Die Gewinnung von Erdwaerme faellt unter das BBergG.
Yesterday was a disaster,
today is even worse,
tomorrow has been cancelled.
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Fahrsteiger
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Fahrsteiger »

Dienstag, 4. November 2008
Nach Erdwärmebohrungen
Staufen gerät aus den Fugen
Die kleine südbadische Stadt Staufen gerät immer mehr in Schieflage -
und das im wortwörtlichen Sinne. Nach Erdwärmebohrungen hinter dem
Rathaus bis in 140 Meter Tiefe hebt sich die Erde um das
denkmalgeschützte Zentrum der 8000-Einwohner-Kommune Woche für
Woche, in der Altstadt sind es bereits fast ein Dutzend Zentimeter. Nach
Angaben aus dem Rathaus sind schon mehr als 120 Häuser durch
zentimeterdicke Risse bedroht, für die nach Expertenmeinung die
Erdwärmebohrungen verantwortlich sein könnten. "Die Besitzer der
Häuser haben Angst. Und sie fühlen sich alleine gelassen", meint der
Sprecher der Stadt, Germar Seeliger. Die Auswirkungen für den
historischen Stadtkern südlich von Freiburg sind dramatisch. Und Hilfe ist
so schnell nicht zu erwarten.
Denn nach einem seit einigen Wochen vorliegenden Gutachten wird die
Schuldfrage für die Schäden wohl nie geklärt werden können. "Es können
keine eindeutigen Ursachen definiert werden", erklärt Ralph Watzel, Leiter
des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg. "Es
kann am menschlichen Eingriff gelegen haben, es kann aber auch
naturgemachte Gründe haben" - etwa natürliche Beben oder tektonische
Verschiebungen.
Keine Schuldigen
Wo kein Schuldiger ist, da kann auch niemand belangt werden. Staufen
könne weder gegen die Bohrfirma klagen, die für das Geothermie-Projekt
verantwortlich ist, noch gegen das Land. Und auch die Stadt selbst treffe
keine Schuld, sagt Sprecher Seeliger. Mit einem Fonds will Staufens
Bürgermeister Michael Benitz versuchen, die betroffenen Hausbesitzer
zumindest ansatzweise zu entschädigen. Nach seinen Vorstellungen
sollten sich die Kommune, die Versicherungen und das Land an diesem
Fonds freiwillig beteiligen. Im Regierungspräsidium wird nach Angaben
eines Sprechers der Behörde derzeit geprüft, ob Mittel dafür bereit
stehen.
Betroffen ist in Staufen vor allem das erst vor einem Jahr sanierte
Rathaus am Markt, ein dreigeschossiger Bau aus dem Jahr 1546. Ein
Expertenteam aus Karlsruhe hat nach Angaben der Stadt einen Plan
entwickelt, mit dem Betonplatten unter das Haus gezogen werden
könnten, um das Fundament zu stabilisieren. Die geschätzten Kosten für
die Sanierungen an allen betroffenen Häusern liegen in zweistelliger
Millionenhöhe.
Tektonisch aktiver Bereich
Die Bohrer hatten sich im September 2007 ins Erdreich gefressen,
nachdem der Gemeinderat des Ortes beschlossen hatte, das schmucke
Rathaus mit Erdwärme zu heizen. Damals waren sieben Erdwärmesonden
von einer österreichischen Firma in 140 Meter Tiefe versenkt worden.
Wenige Wochen danach traten die ersten Schäden mit Rissen in etlichen
Häusern auf und vergrößerten sich seither. "Es gibt eine zeitliche und
räumliche Koinzidenz zwischen den Bohrungen und den Erdhebungen",
sagt Experte Watzel. Staufen liege allerdings auch in einem tektonisch
aktiven Bereich, da könnten natürliche Gründe nicht ausgeschlossen
werden, "wenngleich der Eingriff durch den Menschen als Ursache
wahrscheinlicher ist".
Watzel ist überzeugt: Die Folgen der Bohrungen waren für niemanden
abzusehen, auch nicht für das im Regierungspräsidium angesiedelte
Landesamt, das die Genehmigung dafür erteilt hat. "Unsere
Informationen haben eine solche Prognose im Vorfeld nicht zugelassen."
Seine Theorie: Unter der Stadt liegt eine Schicht des Minerals Anhydrit.
Kommt dieses mit Wasser in Berührung, wird es zu Gips und quillt auf.
Die Folge: Die Erde hebt sich "und die Auswirkungen sind geradezu fatal".
Gigantische Risse
"Die Risse sind gigantisch", sagt auch Seeliger. "Da kann man teilweise
mit einem ganzen Arm reingreifen." Viele Risse würden provisorisch
ausgespritzt, im Rathauscafé ziehe sich eine Spur "quer durch den
Schankraum". Derzeit werden die betroffenen Häuser alle zwei Tage von
Gasexperten begutachtet.
Mit den Folgen von Erdbohrungen hat die Region nicht das erste Mal zu
kämpfen: In Basel, keine 40 Kilometer von Staufen entfernt, musste
Anfang vergangenen Jahres ein Geothermieprojekt abgebrochen werden,
nachdem mehrere Erdbeben ausgelöst
ntv - 4.11.2008
Glück Auf
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Jörn
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Jörn »

AdM_Michael hat geschrieben:
Friedolin hat geschrieben:Oh Scheiße, 1cm im Monat, das ist heftig!
Zum Glück können sie diesmal nicht den Bergbau verantwortlich machen.
Bist Du da sicher? Die Gewinnung von Erdwaerme faellt unter das BBergG.
So sieht's aus, und die jubelnde Fachwelt scheint die Risiken der Geothermie unterschätzt zu haben. Aufgrund der Beweislastumkehr sollte es den Geschädigten nicht schwer fallen, ihre Ansprüche geltend zu machen. Vielleicht gibt jemand den Mitbürgern mal den link zum Verband bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer http://www.vbhg.de - da werden sie bestimmt geholfen ;)

Tja Leuts, wir haben die wahl - saufen wir ab wegen Steinkohlenbergbau oder gehen wir in die Luft mit Geothermie? Vielleicht kommt ja ein :derda: schlauer Mensch auf die Idee, mit Geothermie die Senkungen kompensieren :geil:

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Nobi
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Nobi »

mein grundstück ist wegen der geothermie jetzt auch um etwa 30 cm höher. der grund ist aber bekannt, denn es handelt sich um den eingebrachten sand, in dem die absorbermatten liegen. ich find geothermie klasse :)
GLÜCK AUF | NOBI

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Jörn
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Jörn »

Um jetzt kein falsches Bild aufkommen zu lassen: Geothermie ist eine prima Sache, aber wie bei so vielen prima Sachen, die bei ihrer Einführung umjubelt wurden und der die Zukunft zu gehören schien, gibt's auch Risiken, die sich erst früher oder später herauskristallisieren - man denke an die Kernkraft...
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Andi-P
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Andi-P »

genau, hier in Bad Ems wird wohl bald nach langer Untersuchung die Ausführungsphase beginnen. Durch Thermalquellen die in den alten Tiefbauen angeschnitten wurden, haben wir eine Grubenwassertemperatur von um die 25 crad (bin mir nicht auf 1-2 crad genau sicher) und das bei einer Schüttung von mehr als 30 Litern pro Sekunde am Entwässerungsstollen, da geht nun schon über 60 Jahre lang eine Menge Energie verloren. Das Potential was hier drinn steckt ist enorm, und das mit relativ geringem Aufwand. Insofehrn ist hier Geothermie schon eine feine Sache, und es sollte eigentlich keiner dadurch auch nur irgendwie benachteiligt werden. Also grundsätzlich schlecht ist das ganze nicht, aber um eine perfekte Lösung der Energieproblematik zu werden, ist die Technik wohl NOCH nicht genug erforscht, ausgereift und konkurenzfähig.

Gruß
Andi
MatthiasM
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von MatthiasM »

Naja, die Staufener Hebung würde ich nicht als "KO-Kriterium gegen Geothermie" ansehen wollen (auch wenn das grundsätzliche Geothermie-Hasser mit Freuden tun werden). Das hätte bei jeder Bohrung in passende Tiefe passieren können. Wenn die Gologen wissen, daß da Anhydrit drunter ist oder sein könnte, muß man halt aufpassen, und das, was im Bohrklein raufkommt untersuchen, bevor man unversehens entscheidende Sperrschichten kaputtmacht. Meines Wissens sollte es Bohrtechniken geben, mit denen man sowas verhindern kann.

Gegenmaßnahme aus dem Bauch heraus: Erstens untersuchen, was sich jetzt in den Bohrungen tut, zweitens vielleicht abpumpen und/oder ordentlich abdichten (verrohren, mit Beton verpressen, was weiß ich), evtl. Sondierbohrung offenlassen um Wasserzutritt bzw. erfolgreiches Stoppen desselben zu untersuchen?

Wenn das ganze so schlagartig und v.a. zeitnah mit den Bohrungen in Gang gekommen ist, sollte es doch auf ein Unterbinden des Wasserzuflusses auch wieder meßbar aufhören oder sich verlangsamen?

Fragt sich
der Möchtegern-Geologe aber praktizierende E-Techniker
Matthias
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Jörn
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Jörn »

Eine Gegenmaßnahme aus dem Bauch heraus - ohne die technischen Details zu kennen - wäre z.B. ein vollständiges Verfüllen der bereits gebohrten Löcher zum Unterbinden eventueller Wasserwegsamkeiten und das Niederbringen einer Kernbohrung - und diesmal bitte mit Ölspülung. Aber nachher ist man immer schlauer als vorher und kann mit klugen Ratschlägen zur Seite stehen...

Jörn
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markscheider
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von markscheider »

Aber das geologische Gutachten im Vorfeld der Bohrungen würde mich schon mal interessieren...
Andi-P
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Andi-P »

vielleicht sind auch mittlerweile die Sperrschichten durch das "aufquellen" zerstört, oder so stark beschädigt, das sich an der dortigen entwicklung nichts mehr ändern lässt. aber das sollen andere beurteilen :wink:
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Fahrsteiger
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Fahrsteiger »

Bohrfirma soll falschen Zement in Staufen verwendet haben
12. November 2009
Der Einsatz von ungeeignetem Zement hat vermutlich zu den Bodenhebungen im südbadischen Staufen geführt. Die bei Erdwärmebohrungen im Jahr 2007 verwendeten Sonden seien offenbar falsch abgedichtet worden, sagte Bürgermeister Michael Benitz am Donnerstag in Staufen. Dies habe eine Materialprüfung ergeben. Der von der Bohrfirma benutzte Zement sei entgegen der Auflagen des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau «vermutlich nicht sulfatbeständig» gewesen. Die Stadt prüfe, Klage gegen das Unternehmen zu erheben.
In der Altstadt hebt sich eine etwa 300 mal 300 Meter große Fläche seit rund zwei Jahren monatlich um einen Zentimeter. Als Ursache für die Bodenhebungen gelten die Bohrungen zur Erdwärmegewinnung unter dem Rathaus im September 2007. Benitz zufolge sind inzwischen 227 Häuser geschädigt. Das Stadtbauamtsgebäude, in dem mehrere Ämter und Dienste untergebracht sind, sei geräumt worden. Die Gemeinde habe mit einem Defizit von zwei Millionen Euro bereits ein «riesen Loch» in der Stadtkasse, klagte er. Von den zugesagten 2,5 Millionen Euro des Landes für Untersuchungen und Gegenmaßnahmen seien bisher 630 000 Euro überwiesen worden.
Staufen lege alle Hoffnungen auf die begonnene Absenkung des Grundwassers durch eine mittlerweile abgeschlossene Brunnenbohrung, sagte der Bürgermeister. Um die Erdquellungen unterhalb des Stadtkerns dauerhaft stoppen zu können, soll in der kommenden Woche außerdem mit der Abdichtung der Sonden-Bohrlöcher mit Spezialzement begonnen werden. Dafür seien fünf bis sechs Monate veranschlagt. Benitz rechnet dennoch damit, dass die Hebungen «noch eine Weile weitergehen», selbst wenn die beiden Maßnahmen «supererfolgreich» seien.
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galenit
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von galenit »

Hallo zusammen,

...vielleicht ist es an der Zeit mal ein paar Informationen aus der Region in die Diskussion einfliessen zu lassen...

Die Stadt Staufen liegt ca. 5km Luftlinie entfernt von dem Ort Buggingen, in dem und um den herum seit Anfang des 20. Jhdts. Kalisalz abgebaut wurde (siehe z.B. hier: http://www.oberrheingraben.de/Grabenfue ... gingen.htm). Leider ist aus bergbaulicher Sicht nicht mehr viel zu sehen. Wie immer im Rahmen der Erschliessung einer Lagerstaette wurde das Gebiet hinreichend mit Erkundungsbohrungen durchloechert, und selbstverstaendlich wurde dabei auch der nun beruehmt-beruechtigte "Gipskeuper" mehrfach durchoertert. Spaeter tat die Erdoelindustrie ihr uebriges und teufte ebenfalls eine Vielzahl von Bohrungen ab. Dazu kommen Grundwaserbrunnen, Seismik - Profile, etc. etc.. Der Oberrheingraben, seine Stratigraphie und Entstehung gehoert ohne Zweifell zu den am besten erforschten Grabensystemen weltweit, ein kurzer Blick in die publizierte Literatur, plus Industrie - Reports hauptsaechlich aus der Erdoel - Industrie zeigen dies jedem Interessierten. Ein Blick in die entsprechenden Datenbanken der zustaendigen Behoerden ist in diesem Zusammenhang auch sehr ergiebig...

Kurzum, wenn heute behauptet wird, man haette beim Abteufen der Bohrungen nicht wissen koennen, das Anhydrit zu erwarten war, ist dies schlicht und einfach Humbuk. Es zeigt viel mehr, das entweder jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, oder andere Gruende zum Abteufen der Bohrung Vorrang hatten.

Jede Bohrung >100m ist in B.W. genehmigungspflichtig durch die zustaendige Behoerde, und so waren dies auch die Bohrungen in Staufen mit einer Endteufe um die 140m. Das Genehmigunsverfahren schliesst eine Pruefung der zu erwartenden Geologie im Untergrund mithilfe der vorhandenen Datenbanken ein - aus gutem Grund.
Das waren die Hausaufgaben.
Der urspruenglich fuer die Bohrungen zustaendige Geologe hat diese wohl auch gemacht, in weiser Vorrausicht und in Kenntnis seines Faches dann auch nicht die Verantwortung fuer die Bohrungen uebernehmen wollen, und schliesslich seine persoenlichen Konsequenzen aus der Sache gezogen als klar war, dass wohl mehr hinter diesen Bohrungen steckt als bloss Energieversorgung. Die Warnungen waren da, nichtsdestotrotz wurde weiter am Prestigeprojekt "Geothermie in Staufen" festgehalten. Warum?

Seit mehreren Jahren ist offensichtlich, dass das letzte noch verfuegbare "gruene", politische Thema Geothermie in B.W. durch die regierende Partei vereinnahmt wurde (nachdem die Themen Windkraft, Biomasse etc. schon an andere, vielleicht geeigentere Parteien vergeben waren.). Mit Nachdruck wurde nun also versucht, Geothermie im Laendle voranzubringen, gruene Farbe anzubringen, und Prestigeprojekte wie das in Staufen sollten die Aushaengeschilder dieser neuen Energie - "Aera" werden. Der politische Wille war also gross, das Geld zur Verfuegung gestellt - was sollen dann nun noch die Bedenken einiger weniger Geologen?!? Es kann ja auch alles gut gehen, vor der Hacke ist es ja duster... und der politische Erfolg und die mit ihm kommenden Segnungen scheint viel heller. Und so wurde das Projekt Staufen, mit Zustimmung durch die hoechsten Aemter der zustaendigen Behoerden, durchgeboxt. Die Bohrungen abgeteuft, mit den nun bekannten Folgen.

Ein jeder bekommt das, was er verdient, und so hat die kleine Elite, die sich einen gruenen Anstrich verpassen wollte, sich selber einen Baerendienst erwiesen... Man sollte vielleicht bei der Aufbereitung der "Akte Staufen" zunaechst vor der eigenen Tuere kehren, als krampfhaft einen Schuldigen dort zu suchen, wo es ihn womoeglich gar nicht gibt...

Ein jeder kehre vor seiner Tuer, wie die Schwaben sagen!

Gruss aus dem Laendle, dass alles kann, ausser...
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Fahrsteiger
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Fahrsteiger »

Interessant!
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sehmataler
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von sehmataler »

In Sachsen werden durch die Politik die Pferde mit der "Tiefen Geothermie" scheu gemacht. Ich habe gehört, dass als möglicher Standort Annaberg im Gespräch sein soll. Die geologischen Voraussetzungen sind ja hier nicht gerade ideal. Auch die primäre Datenlage ist ziemlich dürftig, wenn man von den Temperaturmessungen an warmen Quellen der Strukturbohrung 1948-50 absieht. Na ja, mit der HDR-Geothermie kann man hier außer ein paar induzierten Erdstößen rein geologisch nicht viel kaputtmachen. Das Risiko, in der Annaberger Granitschüssel viele Euros auf nimmerwiedersehen zu versenken, ist aber durchaus vorhanden.
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Nobi »

the same procedure - im elsässischen Lochwiller ...
http://www.n-tv.de/panorama/Ganzes-Dorf ... 65571.html
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Uran »

Das Problem ist, das heute jede Heizungsfirma halt mal schnell ein Loch bohrt. Nach einem Antrag beim zuständigen Bergamt geht es los. Von Geologie keine Ahnung. Die Folgen sieht man dann. Das Dorf ist kein Einzelbeispiel.
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Jörn
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Jörn »

Uran hat geschrieben:Das Problem ist, das heute jede Heizungsfirma halt mal schnell ein Loch bohrt. Nach einem Antrag beim zuständigen Bergamt geht es los.
Machst Du es Dir hier nicht etwas einfach?
Uran hat geschrieben:Von Geologie keine Ahnung.
Wie Du vom Bergrecht. :D
Uran hat geschrieben:Die Folgen sieht man dann. Das Dorf ist kein Einzelbeispiel.
Na, solange die nicht böse-böse-fracken, wird keiner die Welle machen. Es müsste mal jemanden geben, der - analog zu "Gasland" - einen Film :derda: "Ökoland" dreht. Dennoch würden mich die anderen Beispiele interessieren - außer Stauffen und Wiesbaden.

Glückauf

Jörn
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von markscheider »

Jörn hat geschrieben:Na, solange die nicht böse-böse-fracken, wird keiner die Welle machen. Es müsste mal jemanden geben, der - analog zu "Gasland" - einen Film :derda: "Ökoland" dreht.
Das wird nie passieren, denn der Filmer würde virtuell gemeuchelt.

Ernsthaft: Gasland ist ein Witz. Der Typ hat alles genommen, was sein Vorurteil bestätigt. Da juckt es nicht, daß das Methan dort nachweislich natürlich im Grundwasser vorkommt, und zwar nachgewiesenermaßen bereits Jahrzehnte _vor_ dem ersten Frac.

Und das Bergrecht taugt eh nix, da gibts ja nicht einmal verpflichtende UVPs. :roll:
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Uran »

Jörn hat geschrieben:Wie Du vom Bergrecht.
Du mußt es ja wissen. :)
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Geophon
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Geophon »

Um mal auf Staufen zurück zu kommen, vor zwei Jahren hat ein Geologe von der
Uni Freiburg einen Vortrag über die misslungene Geothermiebohrung gehalten.
Leider habe ich meine Notizen dazu nicht wiedergefunden.
Vielleicht weiß jemand anderes mehr zu Folgendem:

Soweit ich mich erinnere, hat er erzählt, dass es schon vor der Bohrung im
näheren Umland der Stadt ein Gebiet gab, das sich hob, ebenfalls wegen
des aufquellenden Anhydrits im Untergrund.
Außerdem brachte er als Beispiel eine Autobahn in der Gegend (müsste
die A5 sein, bin mir aber nicht mehr sicher), bei deren Bau ebenfalls
eine (oberflächennahe) Schicht Anhydrit angeschnitten wurde, sodass
sich die Fahrbahn dort hebt und alle paar Jahre wieder abgefräst werden
muss, sobald sie zu uneben wird...

Das Problem mit dem Anhydrit war also schon bevor der Bohrung
bekannt.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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galenit
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von galenit »

Natuerlich war das bekannt. Siehe Beitrag weiter oben.

Es gibt am Schwarzwaldrand auch eine Vielzahl alter Gipsabbaue - von Stadtrand Freiburg (Ortsteil Au) vorbei an Staufen ueber die Gipsgrube in Sehringen bei Badenweiler bis runter nach Kandern. Wie Perlen an einer Kette, manche ueber-, viele untertage. Im Landesbergbaumuseum in Sulzburg haengt eine schoene Karte da kann man sie sogar per Knopfdruck zum Leuchten bringen. Und natuerlich ist das aufgelassene Kalibergwerk Buggingen um die Ecke - und das war sicher kein kleiner Schurf. Der Bereich westlich Staufen ist, auch und gerade wegen des ehemaligen Kaliwerkes, einer der am besten "abgebohrten" und untersuchten Bereiche im Oberrheingraben.

Man haette halt nur seine Hausaufgaben richtig machen muessen (also diejenigen die dafuer zustaendig sind). Am mangelnden Wissen lag es sicher nicht.
Uran
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Re: "Bergschaden" mal andersrum

Beitrag von Uran »

Uran hat geschrieben:Das Problem mit dem Anhydrit war also schon bevor der Bohrung
bekannt.
Dann ist die Genehmigung einer Geothermiebohrung in diesem Gebiet überhaupt nicht mehr nachvollziehbar.

Mal 2 interessante Beiträge dazu.

http://www1.lgrb.uni-freiburg.de/gt_vie ... a2fbec17fb

http://www.geo.tu-darmstadt.de/media/ge ... eiburg.pdf
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