Tiefer Krater im Weinberg

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Fahrsteiger
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Tiefer Krater im Weinberg

Beitrag von Fahrsteiger »

Herbolzheim: Tiefer Krater im Weinberg
Stollen bricht ein: Auf dem Kahlenberg zwischen Herbolzheim und Ringsheim hat der Erdboden nachgegeben - mitten in den Reben klafft ein rund 20 Meter tiefes Loch. Die Erde brach in einen alten Bergwerkstollen ein.

Ein Winzer, der am Mittwochmorgen zum Schneiden in die Reben ging, entdeckte das Loch und benachrichtigte das Rathaus Herbolzheim. Ein Wanderer sah es ebenfalls. Er alarmierte den Polizeiposten Kenzingen.

Danach ging es in der Stadtverwaltung Herbolzheim rund: Das Gelände wurde sofort weiträumig abgesperrt - Lebensgefahr.

Zudem wurden zwei weitere Stellen benachrichtigt: Die Landesbergdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg und der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg, der nebenan die Mülldeponie betreibt.

Am frühen Nachmittag waren alle Verantwortlichen vor Ort. Axel Brasse, Leiter der Landesbergdirektion, gab einen ersten Lagebericht: Der Hang brach an einer Stelle ein, an der im Untergrund ein Bergwerksgebäude der alten Barbara-Erzberggrube ist. Der Einstieg zur Grube liegt heute auf dem Gebiet der Mülldeponie. Fachleute sicherten die Einsturzstelle.



Die Größe des Lochs wurde mit dem Laser ermittelt, da das Begehen am Rand zu gefährlich war. Zwischen fünf und sechs Meter Durchmesser hat die Einbruchstelle an der Oberfläche. Noch eindrucksvoller ist die Tiefe: Neben einer Gartenhütte, die den Einbruch unversehrt überstand, geht es steil hinunter. Die Tiefenmessung ergab Werte zwischen 20 und 23 Metern. Der Löß, an dieser Stelle sechs bis sieben Meter mächtig, bricht ganz steil ab, was das Loch wie einen Flaschenhals aussehen lässt.

Weitere Untersuchungen waren noch nicht möglich: Der Boden an der Einsturzstelle ist von oben nicht zu sehen, der Rand bröckelt bei Annäherung ab.

Der Krater hat also mit der bewegten Bergbaugeschichte des Kahlenbergs zu zun - über einem Bergwerk kann es immer wieder mal Senkungen und Einbrüche geben. "Erfahrungsgemäß ist es eine lokal begrenzte Erscheinung", erklärte Axel Brasse.

Dass der Boden nachgab, war auch früher schon auf Herbolzheimer Gemarkung festzustellen, wie Günter Böcherer vom Bauamt der Stadt weiß. Ein Loch in der Größe gab es bisher noch nie, sagte Böcherer an der Einsturzstelle.
( Badische Zeitung )
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Fahrsteiger
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Re: Tiefer Krater im Weinberg

Beitrag von Fahrsteiger »

Herbolzheim: Krater vergrößert sich weiter
Ursachenforschung nach Erdeinbruch: Fachleute suchen nach den Ursachen, die zum Einsturz einer Stollendecke im ehemaligen Bergwerk Kahlenberg geführt haben. Dadurch ist gestern ein 23 Meter tiefer Krater entstanden.

Nach ersten Erkenntnissen hat eindringendes Wasser die spektakuläre Erosion ausgelöst.

Die großräumig abgesperrte Einbruchstelle darf nicht betreten werden. Das hat die Stadtverwaltung Herbolzheim angeordnet. Es bestehe Lebensgefahr.

Dass dies nicht nur eine Floskel ist, zeigte sich in der vergangenen Nacht: Der Durchmesser der Grube vergrößerte sich um zwei Meter. Der Kraterrand ist also derart porös, dass jede Annäherung zum Absturz führen kann. Jetzt ist das Loch etwa sieben Meter breit.


Ein Krater wie ein Schlund.

Nachdem der Krater von einem Winzer und einem Spaziergänger am Mittwoch Vormittag entdeckt worden war, verständigte die Stadt Herbolzheim umgehend die Landesbergdirektion, dessen Fachleute sich noch am Mittwoch Abend vom Gelände des Zweckverbandes Abfallbehandlung Kahlenberg her Zugang zu dem alten Schacht verschafften.

"Wir sind bis auf eine Distanz von etwa 30 Meter an den Bruch herangekommen", sagte der Leiter der Landesbergdirektion, Axel Brasse, heute auf BZ-Anfrage. Welche Faktoren im einzelnen zusammenspielt und zu dem Einsturz geführt hätten, sei noch Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Klar sei aber, dass eindringendes Wasser dabei eine zentrale Rolle gespielt habe. Erkenntnisse der Stadt Herbolzheim bestätigten, dass sich die Grundwassersituation in jenem Bereich verändert habe und Quellschüttungen einen anderen Verlauf genommen hätten.

Der Stollen misst im Bereich der Einbruchstelle zwischen Boden und Decke etwa neun Meter. Dieser Bereich, so Axel Brasse, müsse samt Krater verfüllt werden. Dazu werde ein Konzept erarbeitet. Welches Material zum Auffüllen verwendet wird, sei noch nicht klar. "Da sind noch eine Reihe ingenieurtechnischer Fragen zu klären", sagte Brasse. In der Regel komme dabei Kalkschotter zum Einsatz, möglicherweise werde zur besseren Stabilisierung auch Beton mit verwendet.

Die voraussichtlichen Kosten für die Verfüllung, für die der Zweckverband Abfallbehandlung aufkommen müsse, konnte Brasse noch nicht beziffern. Eine Gefährdung für Landwirte oder Spaziergänger, die sich fern der Einbruchstelle in anderen Bereichen des Kahlenberges aufhalten, bestehe nach Einschätzung der Herbolzheimer Stadtverwaltung nicht.


Das Erdloch ist mittlerweile abgesperrt.

Diese Auffassung vertritt auch Axel Brasse. Der Vorfall sei ein Ereignis, das von "lokalen Besonderheiten" abhänge. Normalerweise stelle der Aufenthalt auf dem Kahlenberg keine Gefährdung dar.

In seiner langjährigen Tätigkeit bei der Herbolzheimer Stadtverwaltung hatte sich Günter Böcherer immer wieder mit kleineren Einbrüchen auf dem Kahlenberg zu beschäftigen. In der Regel handelte es sich dabei um kleinere Löcher mit einer Tiefe von 50 bis 60 Zentimeter. An größere Krater am südlichen Kahlenberg, so Böcherer, könnten sich nur einige ältere Herbolzheimer erinnern.
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Re: Tiefer Krater im Weinberg

Beitrag von Fahrsteiger »

Die Reben versinken im Boden
Alter Bergwerksstollen bei Herbolzheim eingebrochen




Mitte Februar entdeckte ein Wanderer das Loch im Weinberg. Damals hatte es einen Durchmesser von fünf Metern, heute sind es bereits gut 20 Meter, und die Erde rutscht immer noch in die Tiefe. Privatfoto


Ein Erdloch im Kahlenberg bei Herbolzheim verschluckt immer mehr Reben, Bäume und Sträucher. Ein Bergwerksstollen, der unter dem Gelände liegt, ist eingebrochen und kommt nicht mehr zur Ruhe.

PETRA WALHEIM

Herbolzheim Wanderer, die auf dem Kahlenberg bei Herbolzheim im Kreis Emmendingen unterwegs sind, beschleicht ein mulmiges Gefühl, je näher sie sich an den Rand des abgesperrten Erdlochs wagen. Es hat inzwischen einen Durchmesser von weit mehr als 20 Metern und ist rund 20 Meter tief. Teile eines Weinbergs, eine ganze Rebhütte und viel guter Boden sind seit Mitte Februar darin verschwunden. Ursache ist ein alter Bergwerksstollen, der unter dem Gelände liegt und eingebrochen ist.

Am 13. Februar begann der Erdrutsch. Ein Fußgänger entdeckte in der Wiese einen vergleichsweise kleinen Krater mit etwa fünf Metern Durchmesser, genau über einem Stollen des früheren Erzbergwerks. Seither hat sich das Loch weiter vergrößert, ein Ende ist nicht in Sicht. Damit nicht noch Menschen zu Schaden kommen, wurde eine Fläche von fünf Hektar abgesperrt, zusätzlich zum eigentlichen Krater, dessen Ränder weiter abrutschen.

"Das ist für uns völlig überraschend gekommen", sagt Ernst Schilling, Bürgermeister von Herbolzheim. Obwohl natürlich bekannt ist, dass am Kahlenberg von 1935 bis 1969 Eisenerz abgebaut worden und das Gelände von Hohlräumen durchzogen ist. 1990 sei in dem Bergwerk mit "umfangreichen Sicherungsmaßnahmen" begonnen worden, berichtet Georg Gibis, Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallbehandlung Kahlenberg. Auf dem Gelände des früheren Tagebaus wird seit 1973 eine Mülldeponie betrieben. Der Verband ist aber auch für das frühere Untertage-Bergwerk zuständig. Nach Auskunft von Gibis sind Stollen verfüllt worden. Alle aufzufüllen, sei allerdings unbezahlbar. "Das sind viel zu viele." In dem Gebiet gebe es rund 100 000 Kubikmeter Hohlräume, bestätigt Holger Schick vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, das im Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt, aber für das ganze Land zuständig ist. Auch das Herbolzheimer Erdloch könne nicht aufgefüllt werden, "weil es sich erweitern wird".

Etwa 50 Prozent der Fläche wurden als Weinberge genutzt. Zwei Winzer bewirtschafteten sie hauptberuflich, mehrere im Nebenerwerb. Außerdem hatten mehrere Herbolzheimer kleine Sommerhütten, Gartenbeete und Streuobstwiesen dort. Ein Großteil der Fläche ist nun nicht mehr zu bewirtschaften. Einige Grundstücke sind gar nicht mehr erreichbar. Der Zweckverband versuche, die Grundstücke zu kaufen, informiert Gibis. Gleichzeitig wird nach Aussage von Bürgermeister Schilling die Höhe der Entschädigungen ermittelt, die die betroffenen Winzer und Gärtner vom Zweckverband bekommen sollen.

Den Bürgermeister plagt noch ein anderes Problem: "Der Kahlenberg war für uns auch touristisch genutztes Gebiet", sagt Schilling. Etliche Wanderwege hätten die Besucher zum Kaiserberg, der Teil des Kahlenbergs ist, geführt. Von dort aus bieten sich schöne Ausblicke auf die Vorberge der Vogesen. Nun müssen neue, sichere Wanderwege angelegt werden.

Landwirtschaftlich genutzt werden könne die Fläche nicht mehr, sagt Gibis. Es biete sich aber an, sie der Natur zu überlassen und lediglich in ein ökologisches Pflegeprogramm aufzunehmen, damit ein Biotop daraus wird. Schilling hält es außerdem für denkbar, den Krater selbst als Touristenattraktion zu präsentieren. Es gebe bereits Überlegungen in diese Richtung.

Glück Auf Horst
Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.
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