Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

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Claudia S.
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Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Claudia S. »

am 27. 03. um 21.15 Uhr läuft im MDR das Magazin echt. Thema dieses mal: Die Ursachenforschung des Erdrutsches in Nachterstedt ist abgeschlossen.
Es sollen laut Vorschau wohl Ergebnisse präsentiert werden und auch ein Ausblick auf die Sanierungsarbeiten gegeben werden.

Man darf gespannt sein.


GA
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Mannl
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

Gestern 21:15 MDR - ECHT

Beitrag zu Nachterstedt - kann über Google eingesehen werden.

Interessant, aber nichts umwerfendes ....
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Nobi
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Nobi »

Mannl hat geschrieben:Interessant, aber nichts umwerfendes ....
Neu war nur, dass es aktuell wieder diese "Schlammwolken" in einigen Seebereichen gibt, wie sie auch vor dem Abrutsch zu sehen waren.
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mag her es thun mit rechte.


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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

Es erscheint mir nicht unlogisch, wenn ein hoher Grundwasserstand in der Böschung herrscht, dass es dann zum Austrag von "Feinkorn" kommt.
Ich habe allerdings noch in keinem geotechnischen Vortrag von diesem Phänomän gehört !?
Eventuell hat man da etwas übersehen.
Nach Untersuchungen der Bodenmechanik Freiberg können Böschungen noch bei einem Böschungswinkel von 2° bei Grundwasseranstieg/Flutung ins Rutschen kommen.
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markscheider
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von markscheider »

In der aktuellen bergbau ist ein ausführlicher Artikel zu den Ursachen und der Sanierung des Rutsches abgedruckt.
Dateianhänge
Nachterstedt 1.jpg
Nachterstedt 2.jpg
Nachterstedt 3.jpg
Nachterstedt 4.jpg
Nachterstedt 5.jpg
Nachterstedt 6.jpg
Nachterstedt 7.jpg
Nachterstedt 8.jpg
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

Frage: worin bestand das dynamische Initial der Rutschung ?
Habe die Antwort im Artikel nicht gefunden ...

1. Aus der Erfahrung voran gegangener Ereignisse: Verdichtungssprengungen, Rüttelverdichtungen (hier ausgeschlossen !?)
Kippen können bis zu einem Böschungswinkel von 2° noch rutschen (Setzungsfliessen) ... (trifft hier nicht zu)
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von markscheider »

Mannl hat geschrieben: Di. 28. Dez 21 10:00 Frage: worin bestand das dynamische Initial der Rutschung ?
Aus dem seismischen Ereignis. Leider ist offenbar unklar, was das war und wo das Epizentrum lag. Der Autor drückt sich da auch sehr vorsichtig aus. Wir werden wohl abwarten müssen, ob dazu noch etwas publiziert wird.

Die Annahme, dass eine Wiederbelastung der Athenslebener Störung durch den Flutungswasseranstieg stattgefunden hat, klingt erst einmal nicht unplausibel, doch um das zu beurteilen, muß man mehr über die lokale Geologie wissen, als der Artikel hergibt.
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

Ich hätte da noch eine Idee:
Der alte Untertagebergbau - könnte ein "Verbruchsereignis" gewesen sein ...
Habe nochmal die "ganz alten" Beiträge angesehen. Da ist von "Tiefbaufeldern" die Rede,
die "überdeckt" wurden, was ja nicht bedeutet, dass sie nicht weiter verbrechen können.
Hatte ich mal bei Ragewitz ...

http://blog.effjot.net/2009/07/geologis ... hterstedt/

Marcel Normann 23.7.09
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von markscheider »

Den Gedanken hatte ich natürlich auch, doch der Tiefbau war aus der Zeit vor 1860, teilweise überbaggert und sehr kleinräumig. Von daher kann oder sollte man es nicht von vornherein verwerfen, doch ob der Verbruch von kleinräumigen Strecken im Alten Mann oder von neueren Entwässerungsstrecken ausreicht, um das beschriebene Initial darzustellen, ist m. E. weniger wahrscheinlich.

edit: Am Ende des Artikels wird auf die ausführliche Broschüre hingewiesen. Ich habe sie mir allerdings noch nicht runtergeladen.
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Uran »

Ich wollte mich hier eigentlich nicht äußern. Der Grund war eigentlich schon im Jahr 2009 sehr schnell klar. Es gab darüber sogar eine ausführliche Fernsehsendung. Ich versuche mal zu schreiben, was hängen geblieben ist. Die Böschung wurde massiv durch Rüttler verdichte. Man war der Meinung, damit die Böschung nachhaltig zu stabilisieren. Was man offensichtlich übersehen hatte, war das Anstauen des Grundwassers hinter der verdichteten Böschung. Ein Luftbildfotograf hatte schon Tage (oder Wochen?) vor der Rutschung in einem Film festgehalten, das offensichtlich das Grundwasser unter hohem Druck unter der verdichteten Böschung in den See strömte. Im Film waren massive Trübungen des Wassers und auch die Fließrichtung erkennbar. So weit ich weiß, hat er die LMBV darauf hingewiesen. Die Rutschung war nach seiner Ansicht nur eine Frage der Zeit gewesen.

Presse-Zitat:
Die Gutachter weisen bisher Anschuldigungen zurück, dass es in Nachterstedt vor der Katastrophe Warnsignale gab - die Staatsanwaltschaft Magdeburg bestätigte SPIEGEL ONLINE allerdings, es hätten sich "eine Vielzahl von Zeugen" gemeldet, die vor dem Rutsch Veränderungen im Erdreich von Nachterstedt oder an ihren Häusern bemerkt haben wollen. Von Löchern im Boden ist demnach berichtet worden, von kleinen Abbrüchen oder Rissen in Wänden.

Die Vorwürfe der Zeugen könnten auf sie selbst zurückfallen. Sie müssen sich fragen lassen, ob sie ihre besorgniserregenden Beobachtungen an Erdreich und Wänden den Behörden gemeldet haben.

Am 18. Juli 2009 um 4.40 Uhr registrierte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ein unmerkliches Erdbeben in der Nähe von Nachterstedt. Es dauerte 60 Sekunden. Um 4.48 ging der erste Notruf aus der Katastrophenregion ein. Außerdem hatten Bürger vor der Rutschung nach eigenen Aussagen Strudel im Concordia-See beobachtet und ein Grollen im Untergrund vernommen. Aus diesen Beobachtungen wollen Experten nun Schlüsse ziehen.
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von markscheider »

Uran hat geschrieben: Di. 28. Dez 21 17:05 Die Böschung wurde massiv durch Rüttler verdichte. Man war der Meinung, damit die Böschung nachhaltig zu stabilisieren. Was man offensichtlich übersehen hatte, war das Anstauen des Grundwassers hinter der verdichteten Böschung. Ein Luftbildfotograf hatte schon Tage (oder Wochen?) vor der Rutschung in einem Film festgehalten, das offensichtlich das Grundwasser unter hohem Druck unter der verdichteten Böschung in den See strömte. Im Film waren massive Trübungen des Wassers und auch die Fließrichtung erkennbar. So weit ich weiß, hat er die LMBV darauf hingewiesen. Die Rutschung war nach seiner Ansicht nur eine Frage der Zeit gewesen.
D.h., du hältst den überspannten GWL für den Auslöser des seismischen Ereignisses?
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

Bericht lesen !
Mehrere Komponenten führten zum "Ereignis". Ich führe das hier nicht weiter aus.
Jede "Einzelkomponente" hätte wohl nicht zum "Ereignis" geführt.
Kenne ich aus eigenen Erfahrungen bei der Untersuchung von "Unfällen".
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von markscheider »

Ja, das steht so im Bericht. Seismisches Ereignis allein hätte nicht genügt, überspannter GWL allein hätte nicht genügt.

Uran sagt aber: überspannter GWL ist Folge der Verdichtung, seismisches Ereignis ist Folge bzw. Ausdruck einer Entspannung des GWL. Zumindest interpretiere ich seine Antwort so.

Leider bleibt der Bericht in Bezug auf das seismische Ereignis genauso vage wie der Artikel (der offensichtlich eine halbwegs pressetaugliche Zusammenfassung des Berichtes ist).
Ich finde das bemerkenswert. Seismische Erschütterungen, vulgo Minibeben, die von mehreren Stellen aufgezeichnet werden, lassen doch in der Regel die Lokalisierung des Epizentrums zu. Aus der Lage kann man Rückschlüsse auf den möglichen Auslöser ziehen.
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Mannl »

• der unplanmäßigen Zusatzbelastung des Böschungssystems durch ein dynamisches Initial (Phase a-b,
rot in Abbildung 15)
Das ist hier für mich "die Frage" ! Leider gibt es dazu keine Antwort.
Nun zu meiner Theorie:
- Über das Fundament (Zechstein ?) gibt es keine Aussage
- dgl. zu den Störungssystemen und deren Einfluss
- keine Aussage zum Spannungszustand im Fundament
nun folgt:
- welche Horizontal- und Vertikalspannungen gibt es im Fundament
- kam es zu einer Entlastung in Folge der Massenentnahme durch den Bergbau ?
- folgten daraus "Entspannungsbeben" ?
- Umkehrschluss: war die Wiederbelastung durch den Anstau Auslöser eines Bebens im Bereich der Störungszonen
- gab es ein seimisches Ereignis in Folge der Veränderungen im Bereich des Salzspiegels im Zechstein ?

Später gab es ja auch noch weitere seismische Ereignisse ...
Zuletzt geändert von Mannl am Mi. 29. Dez 21 15:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ursachenforschung in Nachterstedt abgeschlossen

Beitrag von Uran »

Ich bringe es mal auf den Punkt. Die LMBV hat saniert. Unter ihrer Regie ist das Unglück passiert. Dann betreibt die LMBV Ursachenforschung und kommt zu dem Schluss, das sie keine Fehler gemacht hat. Soviel dazu. Wenn man sich die Fakten ansieht, gibt es allerdings Ungereimtheiten. In dem von mir angeführten Fernsehbericht kurz nach dem Unglück, wird eindeutig nachgewiesen, das der Verdichtungshorizont schon eine Zeit vor dem Unglück unterspült wurde. Dazu die Anzeigen der Bewohner, die die Staatsanwaltschaft bestätigt hat. Laut LMBV soll ein Erdbeben der Magnitude 1, also nicht spürbar, der Auslöser gewesen sein. Im Bericht wird das ja auch wortreich erklärt, ist aber eindeutig falsch. Die in dem Bild rot dargestellten Ausschläge sollen das Erdbeben sein und die grün dargestellten Ausschläge das Ereignis in Nachterstedt. Mein lieber Freund. Da muss man aber schon sehr viel dummes Pulver nehmen um das zu glauben. Das Erdbeben fand im Raum Nachterstedt statt. Die Aufzeichnungen zeigen nicht ein Erdbeben, sondern das Ereignis in Nachterstedt. Wenn der Hang in Bewegung gerät sind die Ausschläge niedrig. Die rutschenden Erdmassen entwickeln eine Dynamik und die Rutschung wird schneller und heftiger. Genau wie in der Erdbebenskala dargestellt. Eine Rutschung beginnt aber nicht mit den höchsten Ausschlägen, wie dargestellt, sondern mit den niedrigsten. Eine bekannte, aber inaktive Störungszone als Auslöser des Erdbebens darzustellen, grenzt schon an .......
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