Ruheschacht

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Uran
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Ruheschacht

Beitrag von Uran »

Auszug aus einer Urkunde 1531

ob man wohl dartzu Schachte, oder Ruhe=Schächte bedarff und von Tage muß nieder sincken,

Hat jemand eine Idee was Ruheschächte sind?
ich bi noch aaner ven altn Schlog, on bleib aa, wi ich bi.
Ruhrbergbau
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Ruhrbergbau »

Vermutung:
Grablied:
Er fiel den Tod fürs Vaterland
Den Süßen der Befreiungsschlacht
Wir graben ihm mit treuer Hand
Tief,tief den Schwarzen Ruheschacht

Aus:
Oberösterreichisches Jahrbuch für Literatur und Landeskunde
von 1844

Könnte ein Grab sein !
Uran
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Uran »

Auf das Lied bin ich auch gestoßen. Nein, ein Grab ist es mit Sicherheit nicht. Es geht ja um die Erschließung eines Erzganges.
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axel
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Re: Ruheschacht

Beitrag von axel »

Ich habe zwar keine Idee, was "Ruhe-Schacht" bedeuten könnte, möchte aber noch den Resttext ergänzen. Vieleicht hilft es ja bei der Auflösung?! Da ich da Originaldokument nicht kenne, übernehme ich auch keine Garantie für die korrekte Trankription:

"Hertzogs Georgens zu Sachsen, wie es in zweifelhaften Fällen wegen der
Erb-Kuxe zu halten, Mitw. nach Reminiscere, An. 1531:

Wo ein Feld mit Stollen und Schachten entgantz wird, so soll der Herr des Feldes oder Ackers ein Erb-Theil fordern, neml. ein Zwey Dreystel, den soll er denn mitbauen, wie ein ander Gewerck, und es soll ihm der Lehn-Träger den anzubieten, nicht schuldig seyn, Würden aber unter der Erden Gänge troffen, darauf Zechen oder Stolle zuvor aufgenommen, und der Erb-Theil albereit vorgewerckt, ob man wohl dartzu Schachte, oder Ruhe-Schächte bedarff und von Tage muß nieder sincken, so soll man doch dem Manne, uf das Felde die Schächte also gesuncken werden, alleine sein Schaden an Aeckern ziemlicher massen ergetzen, und ihm kein Erb-Theil zu geben verpflicht seyn, Wo aber der Mann nicht gewust, daß sein Feld entgantzt were, und derhalben ehe mann Kübel und Seil eingeworffen, sein Erb Theil nicht gefordert, und er das ungefehrlich erteuren würde, so soll ihme das, ehe Kübel und Seil ein geworffen, sein Theil nicht gefordert, nicht zu Nachtheil reichen oder kommen, die Erteurung soll mit seinen selbst Aide bestehen, doch das Ziene besessene unvordadelte Manne neben Ihme schweren, daß sie glauben, er habe Recht geschworen. Wo aber auch in dreyen Monaten, nach Einwerffung Kübel und Seiles von ihme keine Forderung geschehe, so soll er darnach zu keiner Erteurung gelassen werden."

Glück Auf!

Axel
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und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
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Nobi
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Nobi »

Kann es sich bei "Ruhe-Schacht" um einen bereits bestehenden, aber nicht mehr genutzten Schacht ("ruhenden Schacht") von "alten" Gruben handeln, der mehr oder weniger wieder aufgewältigt werden muss?
... Würden aber unter der Erden Gänge troffen, darauf Zechen oder Stolle zuvor aufgenommen, ...
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Uran
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Uran »

Die Idee hatte ich auch schon. "ob man wohl dartzu Schachte, oder Ruhe-Schächte bedarff und von Tage muß nieder sincken" klingt aber eher nach neuen abteufen.
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Nobi
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Nobi »

Hier wird aber ein rechtlicher und kein technologischer Sachverhalt beschrieben und dss muss man bei der Betrachtung bzw. der möglichen Klärung des Begriffes beachten. Würde denn der "ruhende Schacht" hier in dem Kontext aus Deiner Sicht einen Sinn machen?
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Uran
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Uran »

Rechtlich ja. Wenn man mit einem Stolln einen Gang angefahren hat und zu dessen Erschließung Schächte teufen muß, bekommt der Grundbesitzer trotzdem sein Ackerteil, obwohl er theoretisch kein Recht darauf hat. Eigentlich muß er ja sein Ackerteil beantragen, ehe man einen Schacht auf einem erschürften Gang teuft. Hier ist es ja aber so, das der Gang in der Tiefe gefunden wurde und man nachträglich Schächte und Ruheschächte teuft. In diesem Zusammenhang kann es sich nicht um die Aufwältigung von alten Schächten handeln. Dagegen spricht auch das Wort entganzt. Es handelt sich um ein unveritztes Feld.
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Roby
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Re: Ruheschacht

Beitrag von Roby »

Hier ist es ja aber so, das der Gang in der Tiefe gefunden wurde und man nachträglich Schächte und Ruheschächte teuft. In diesem Zusammenhang kann es sich nicht um die Aufwältigung von alten Schächten handeln.
Vielleicht ist ein Ruheschacht ein anderes Wort für Wetterschacht... dort fährt weder Kübel noch Mann. Also ist Ruhe... :wink:
Aufn stollen zu fahren sol jedermann frey sein, doch das es mit bescheidenheit und zu gebuhrlicher zeit geschehe. (Joachimsthaler Berggebräuche, 16. Jht.)
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