Jürgen Graf hat mit seinem Bildbeitrag zum Fotowettbewerb den Begriff der "Wetterfahrt" genannt, und das halte ich "wettertechnisch" für ausgesprochen interessant.
http://forum.untertage.com/viewtopic.ph ... 89#p116089
Derartige Wetterfahrten sind im Bergbau auf Kupferschiefer teils in Höhe der Sohle, teils etwa in Schulterhöhe mitgeführt worden. Ich kenne dazu nur ein weiteres Beispiel im Kyffhäuser aus den Akten; hier nicht verbaut, sondern nur durch Tücher abgetrennt. Beschreibungen in der Literatur habe ich dazu leider nicht finden können.
Gibt es dazu weitere Beispiele?
Wetterfahrt
Re: Wetterfahrt
Grimms Wörterbuch sagt zu Wetterfahrt folgendes:
"[Wetter-]-fahrt, f., bergmannssprachl.: eine schmale ... strecke, welche ... zum Zwecke der ... wetterführung offen erhalten wird Veith bergwb. (1870) 169; bey allen bewen und grueben sollen die hauptstollen ... berckhmanisch gefürt ... werden, damit man darinnen faren, fürdernüsz, wetterfart, und ander notduerfft, ... geniessen mueg (1532) Lori slg. d. baier. bergrechts (1764) 206; wo man aber wetterferthen, liechtlöcher oder stolln wolte führen ..., darzu soll der berckmaister nach gelegenheit frist geben (1548) ebda 250b. —"
GA axel
"[Wetter-]-fahrt, f., bergmannssprachl.: eine schmale ... strecke, welche ... zum Zwecke der ... wetterführung offen erhalten wird Veith bergwb. (1870) 169; bey allen bewen und grueben sollen die hauptstollen ... berckhmanisch gefürt ... werden, damit man darinnen faren, fürdernüsz, wetterfart, und ander notduerfft, ... geniessen mueg (1532) Lori slg. d. baier. bergrechts (1764) 206; wo man aber wetterferthen, liechtlöcher oder stolln wolte führen ..., darzu soll der berckmaister nach gelegenheit frist geben (1548) ebda 250b. —"
GA axel
„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
J.J.Winckler 1702
und vor andern berufen, wegen der gesunden Lufft des Bergwercks…“
J.J.Winckler 1702
Re: Wetterfahrt
Im Erzgebirge war die Wetterführung am Stoß eher unüblich, was auf das meist relativ steile Einfallen der Gänge zurückzuführen ist. Das Kupferschieferflöz bietet sich dagegen recht perfekt für so eine Wetterführung an.
Anbei zwei Bilder aus Freiberg. Hier wurde auf einem Querschlag (16. Jahrhundert oder früher) eine sehr flach einfallende Störung zur Installation einer derartigen Wetterführung genutzt. Die noch vorhanden ausgeschlägelten Taschen (im Bild markiert) lassen den ursprünglichen Bretterverschlag (sicherlich mit Lehmabdichtung) noch erahnen.
GA axel
Anbei zwei Bilder aus Freiberg. Hier wurde auf einem Querschlag (16. Jahrhundert oder früher) eine sehr flach einfallende Störung zur Installation einer derartigen Wetterführung genutzt. Die noch vorhanden ausgeschlägelten Taschen (im Bild markiert) lassen den ursprünglichen Bretterverschlag (sicherlich mit Lehmabdichtung) noch erahnen.
GA axel
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„Die Stadt Freyberg ist unter allen Meißnischen Städten wohl die größte,
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J.J.Winckler 1702
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Re: Wetterfahrt
@axel
Danke sehr! Ein selten beackertes Thema... Auf die Idee, einfach mal bei den Gebrüdern Grimm nachzuschlagen, hätte ich selber kommen müssen; blamabel für mich
Danke sehr! Ein selten beackertes Thema... Auf die Idee, einfach mal bei den Gebrüdern Grimm nachzuschlagen, hätte ich selber kommen müssen; blamabel für mich
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Re: Wetterfahrt
So offensichtlich sind diese "Wetterfahrten" bei uns im Mansfeldischen bisher auch nur im Gonnaer Stollen zu finden gewesen. Eine durchaus für die damalige Zeit interessante Technik, die auch nur in ganz wenigen alten Bergakten aus diesem Revier einigermaßen beschrieben ist. Glücklicherweise konnten wir inzwischen wenigstens einige noch erhaltene Teile dieser "Wetterfahrten" fototechnisch dokumentieren.
Glück Auf !
Jürgen
http://www.kalkschlotten.de
Quidquid agis prudenter agas et respice finem
Tief unter dem Mansfelder Land - da liegt ein Schatz begraben ...
Jürgen
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Re: Wetterfahrt
Wie ich jetzt anhand von Akten des Bergamtes Könitz im Staatsarchiv Rudolstadt sehen konnte, hat es in wenigstens einem Fall ein Bergwerk im Kyffhäuser (auf Kupferschiefer, um 1900) gegeben, das auch eine "Wetterfahrt" hatte. Merkwürdigerweise ist diese entlang der Sohle geführt worden und nur mit Lappen ("Wettertüchern") abgehangen gewesen! Das ist anhand von Rissen nachweisbar, aber leider nicht mehr zu befahren. Insgesamt nimmt sich der Befund ganz anders aus als auf dem Gonnaer Stollen.
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Re: Wetterfahrt
Sorry, bin jetzt erst auf das Thema gekommen. Bei uns in Hohenstein-Er. sind selbst in Schächten geschlägelte Wetterlutten ( so sagen wir dazu) zu sehen. Im Bild ist deutlich auch die Aussparung für die Vertonnung zu sehen.
Rostig wird die Grubenschiene, wenn kein Hunt darüber läuft;
frostig wird des Bergmanns Miene, wenn er ab und zu nicht säuft.
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Re: Wetterfahrt
Danke sehr, für mich neu und wirklich interessant. So soll es ja sein in diesem Forum: auch randständige Themen beackern, sich gegenseitig informieren und dabei immer einen kritischen Blick behalten...