Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskosten?

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MatthiasM
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Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskosten?

Beitrag von MatthiasM »

Abgeleitet von der Diskussion um Drei Krohnen & Ehrt, v.a. um die (Ewigkeits)kosten für dieses Objekt bzw. grundsätzlich stell ich hier als 3/4-Laie mal eine Fachfrage:

OHNE bzw. VOR jedem Bergbau gibt es ja auch überall das natürlicherweise eindringende, das Gebirge mitsamt Erzkörper durchströmende und irgendwo ganz natürlich verschwindende/weiter-/abfließende (wohin auch immer, Grundwasserhorizonte, Quellen, etc.) Wasser, um das sich normalerweise niemand Gedanken machen mußte oder konnte (bzw. im Idealfall sich schon die Kelten über natürliche Solequellen gefreut haben, ist ja nix anderes als "mach das beste draus" von "belasteten" Wasser).

Wie müßte ein "normaler" Altbergbau verwahrt werden, damit man die ursprünglichen, VOR jedem Bergbau jahrtausendelang gewesenen Wasserwegsamkeiten wiederherstellt, die natürlicherweise ohne Erbstolln, Ewigkeitskosten etc. ausgekommen sind, so daß man die Ewigkeitskosten los wird und ggf. irgendwelchen Lebensformen weit nach uns keine Zeitbomben hinterläßt (siehe die Überlegungen, wie man langlebige Nuklide "ewigkkeitssicher" und eben auch idiotensicher für kommende Lebensformen aus der Biosphäre entfernen kann). Man muß ja hier eigentlich in geologischen Zeiträumen denken, nicht nur bis zur nächsten Wahl oder zur Selbstentsorgung durch Pöstchen (Politikerlogik) und auch nicht nur ein paar kommende Generationen (nachhaltige Forstwirtschaft).....

(Von der Ruhrgebietsproblematik durch die großflächige Senkung des Gebiets incl. irreversibler Änderung der Vorflutersituation will ich hier gar nicht reden...)

GA/GT Matthias
Mannl
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Die Antwort lautet schlicht und ergreifend :

"Es ist unmöglich ... "

Wenn mein Internet wieder schneller läuft schreib ich noch was dazu.
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Uran
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Sinn und Zweck ist es heute, die Reviere durch den tiefsten Entwässerungsstolln langzeitsicher zu entwässern. Diese Notwendigkeit hat man in Sachsen mit der Flut 2002 erkannt. In unbekannten Grubenräumen zirkulierende Wässer mit unbekanntem Abfluß können durch Teleskopingvorgänge im Grubengebäuden zu großen Schäden an der Tagesoberfläche führen. Notwendig ist natürlich auch hier die Zugängigkeit der Entwässerungsstolln, den dauerhaft ist nichts. Gute Beipiele dazu sind die Entwässserung des Freiberger Reviers und die Steinkohlenlagerstätte des Döhlener Beckens. Die Belastung durch radioaktive Schwermetalle der Wässer in Königstein, Aue, Pöhla und Ronneburg wird politisch bedingt völlig überbewertet. Da war man in den alten Bundesländern bei weitem nicht so zimperlich. Die Grubenwässer der Urangruben werden ohne jede Klärung in die natürlichen Gewässer eingeleitet. Ob und wie lange und unter welchen Bedingungen eine Wasserbehandlung durchgeführt wird ist heute eher politisch bedingt.
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markscheider
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von markscheider »

In Königstein wurde Versatz mit unterschiedlichen kf-Werten in die vertikalen Grubenbaue eingebracht, um die natürlichen Wasserdurchlässigkeiten zu rekonstruieren. D.h., da wo das Gebirge durchlässiger war, kam auch durchlässigerer Versatz zum Einsatz. Das ist natürlich jetzt etwas vereinfacht, beschreibt aber das Grundprinzip.

In Freital hoffte man ja zunächst, daß sich beim Fluten die natürlichen Wasserwegsamkeiten wieder einstellen, hat aber nicht geklappt. Auch der wieder aufgewältigte Pietzschstolln brachte nicht die erhofften Ergebnisse, sondern blieb trocken. Deshalb mußte man dann das Gitterseer Flügelort auffahren.
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Mit Freital stimmt nicht ganz. Das Wasser sollte vom Revier rechts der Weiseritz durch alte Abbau zum Elbestolln links der Weiseritz fließen, was es aber nicht tat. Aber es ist keine natürliche Wasserwegsamkeit. Beim Pietzschstolln ging es um die Wasserwegsamkeit des Reviers Heidenschanze, da man sich hier über die Wasserwegsamkeit zum restlichen Revier nicht sicher war. Der Stolln liegt für einen allgemeine Wasserlösung zu hoch.
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Mannl
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Ich versuchs jetzt mal:
Die Beantwortung deiner Frage erfordert die Hinzuziehung sämtlicher Geowissenschaften und würde hier sicher zu weit führen. Nebenbei gesagt könnte man darüber sicher mehrere Diplom- und Doktorarbeiten anfertigen.
Also machen wir es etwas „volkstümlicher“ (gern kann man mich natürlich verbessern …)
Die Verteilung des Grundwassers im Gebirge beschränkt sich auf Grundwasserleiter (im Gegensatz dazu Grundwasserstauer). Das können poröse Fest- oder Lockergesteine (Sandstein, Sand) sein, aber auch geklüftete Festgesteine (durch Verwitterung in Oberflächennähe oder Störungszonen).
Jegliche Lagerstätten bewegen sich in diesen Bereichen.

Gewinnung einer Lagerstätte – hier setzt der Eingriff in das natürliche Gleichgewicht ein.
Tagebaue - Entwässerung des Gebirges bis zum „Gewinnungshorizont“.
Folge:
- Setzungen der entwässerten Bereiche
- Bei Wiederanstieg des Grundwassers Setzung der geschütteten Lockermassen, Setzungsfließen im Restlochbereich
- Mobilisierung eingelagerter nichtgewonnener Mineralien, hier z.B. Pyrit – zersetzt sich zu Schwefelsäure und Eisenoxid => Braunfärbung der Gewässer => Gegenmaßnahme Kalkung
Tiefbaue - Entwässerung des Gebirges bis zum „Gewinnungshorizont“. Mit zunehmender Teufe treten keine Wasserzuflüsse mehr auf.
Aber: die geschaffenen Hohlräume verändern das Spannungsgefüge des Gebirges (hier setzt die Geomechanik ein)
Um den Hohlraum entsteht eine Auflockerungszone im Gebirge, bis ein Spannungsausgleich erfolgt ist.
Im Zuge der Flutung der Lagerstätte wird dieser „Hohlraum“ mit Wasser gefüllt und es setzt eine „Auslaugung“ der enthaltenen Mineralien ein.

z.B. Uranabbaugebiet Schlema/Hartenstein: tausende Quadratmeter abgebaute Gangfläche mit Erzverlusten an Uranoxid, nicht abgebaute Gangkomponenten (Arsen, Eisenminerale u.a.) gemischt mit Reststoffen aus der Gewinnungstechnik. Dieser Coctail wird dann noch auf 80° C aufgeheizt und dringt an die Oberfläche – hier Entwässerungsstolln.
Frage: Wie lange läuft denn nun diese Brühe ? => Bis nichts mehr davon da ist ! oder Bis keiner mehr sich für die Sache interessiert

z.B. Steinkohlenabbau Zwickau/Oelsnitz:
Hier kam es zu massiven Absenkungen der Oberfläche. In Oelsnitz steht eine Stahlskulptur, die die Absenkung veranschaulicht (grandios, in der Landschaft nicht nachvollziehbar). Mittlerweile sind die Grubenbaue geflutet und es kommt teilweise zu Hebungen => die Tone der Lagerstätte beginnen unter Wasserzutritt zu quellen, da sie ja vorher durch den Gebirgsdruck entwässert wurden.
Schöner Nebeneffekt – das entstehende Salzwasser wird in einem Gradierwerk der touristischen Nutzung zugeführt.

Wollte man all diese Prozesse verhindern, müsste man den gesamten entstandenen „Hohlraum“ versetzen. Sofern er sich nicht selbst durch den Gebirgsdruck verschließt. Irgendwann wird sich also ein neues Gleichgewicht einstellen – das dauert uns aber offensichtlich zu lange, da wir ja mit den Folgen eine Weile leben müssen …
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von MatthiasM »

Auf das wollte ich hinaus - ein "natürlich stabiler" Gleichgewichtszustand wie vor dem Bergbau ist also realistisch gesehen nur in geologischen (Menschen-, v.a. Politikerdenke nicht zugänglichen) Zeiträumen zu erwarten, und wenn man die Ewigkeitsmaßnahmen unterläßt (Kostengründe, Aussterben der Menschheit, was auch immer) passieren ggf. in ungeologisch kurzen (für Menschen, v.a. Politiker dann überraschend sehr kurzen) Zeiträumen interessante Sachen.....

GA Matthias

PS.: Der kleine Seitenhieb auf die Asse sei mir hier erlaubt..... Beispiel einer geplanten "Luxusverwahrung" als Müllentsorgungskonzept, die katastrophal und geologisch gesehen schlagartig fehlgeschlagen ist....
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Bei Willi Agatz hat man das mit dem natürlichen Gleichgewicht versucht. Im Hintergrund hatte man gehofft, das sich das Wasser über alte Abbau den Weg unter der Weißeritz hindurch zum Elbestolln sucht. Die Folge waren Wasseraustritte an Stellen, wo man sie nicht erwartet hatte. Keller standen plötzlich unter Wasser und im Garten gab es eine ungewollte Quelle. In Freital landen heute ja nicht nur die Wässer aus dem angrenzenden Revier, sondern auch aus dem Revier Bannewitz, zu dem es vor dem Bergbau keine natürliche Verbindung gab. Beim Marienschacht traten bei 275 m NN Grundwässer mit einer Schüttung von 950 l/min auf. Zum Vergleich, der Entwässerungshorizont der Weißeritz lag bei 165 m NN. Es gibt heute also eine Wasserwegsamkeit die es vor 200 Jahren nicht gab. Daran wird sich auch in den nächsten Jahrhunderten nichts ändern. Es kann sich also kein natürlicher Gleichgewichtszustand wie vor dem Bergbau wieder einstellen. Das ist hier nur ein Beispiel.
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

MatthiasM hat ein sehr interessantes Thema aufgemacht !

Uran sagt richtig, so wie ich : Es wird sich ein NEUER Gleichgewichtszustand einstellen. Keinesfalls einer wie VOR dem Bergbau !

Am Beispiel "Agatz" sieht man, das der Bergbau völlig neue, nennen wir es geodynamische Randbedingungen, geschaffen hat, die den Ausgangs- / Folgezustand überlagern.

Zur "Asse" hatte ich mich ja schon mal geäußert. Auf einem Geomechanikkolloquium der BAF wurde erläutert, dass die geomechanischen Bewertungskriterien und Erkenntnisse zum Zeitpunkt der Endlagerbewertung der "Asse" gegenüber dem heutigen Erkenntnisstand nicht ausreichten um eine Versagung der Lagerung zu bewirken. Damals war alles sicher. Die heutigen Bewertungskriterien und Berechnungsverfahren sagen etwas anderes aus. Ursache wissenschaftlicher Erkenntniszuwachs. Das wird wohl immer so bleiben.

Beispiel geflutete Tagebaurestlöcher: man hätte nie gedacht, dass Böschungen bis zu einem Neigungswinkel von 2° ! setzungsfließgefährdet sind. Als muss man nun viel Böschungen an "gewachsenen" Tagebaurestseen sanieren.

Beispiel Endlagerung Atommüll: man geht von 900 T Jahren Lagerzeit aus (1 Mio klingt wohl politisch zu furchtbar) Ja wie soll ich denn die Information für dies Zeit vorhalten !? Wir können ja nicht mal die Urkunden unserer Altvorderen lesen (viele hier wissen sicher was ich meine) ...
Man betrachte nur mal die geodynamischen Ereignisse der letzten 1 Mio Jahre und die Folgen, sollten diese erneut eintreten ....
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Waldschrat
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Waldschrat »

MatthiasM hat geschrieben:ein "natürlich stabiler" Gleichgewichtszustand wie vor dem Bergbau
Was meinst du denn damit? Vor dem Bergbau floss das Wasser von A nach B, hinterher von A nach C. Auf dem Weg von A nach B hat es alles Lösliche mitgenommen, solange was da war. Nach Auslaugung nicht mehr. Wenn es jetzt von A nach C fließt, ist es zunächst salzbefrachtet, später nicht mehr. Was dabei im Gleichgewicht sein soll, erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil, es sind dynamische Prozesse, die aber vielleicht in geologischen Zeiträumen ablaufen und uns daher statisch erscheinen.

Ich will darauf hinaus, dass das strapazierte Schlagwort vom "natürlichen Gleichgewicht" eine romantische Illusion ist. Es gibt in der Natur kein Gleichgewicht. Trotzdem wird das Schlagwort oft so gebraucht, als wäre es ein erstrebenswerter Zustand.

Daher stellt sich eigentlich die Ausgangsfrage gar nicht. Wie kann man erwarten, das Wasser würde auf ewig von A nach B fließen, aber niemals nach C? Innerhalb von Jahrzehnten haben Flüsse ihr Bett verlagert, sind Steilhänge erodiert und dergleichen. Zum Problem wird das doch nur, wenn man zwischenzeitlich dort gebaut hat.

Von daher kann man grundsätzlich nicht davon ausgehen, einen Zustand X bis in die Ewigkeit zu konservieren.
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von MatthiasM »

Ich meine mit "natürlichem Gleichgewicht" den mehr oder weniger (zumindest in nichtgeologischen Zeiträumen) "statischen" Zustand, in dem sich die natürlichen Wasserwegsamkeiten "von A nach B" zumeist längerfristig durch langsame geologische Vorgänge ("natürliche" Verkarstung, Lösung, Auswaschung und was es da so gibt) ergeben und zumeist ohne überraschende Neuigkeiten mehr oder weniger eingespielt haben, und alle Veränderungen geschehen eben auch überwiegend ganz gemächlich. Das ist jetzt nicht Naturromantik, sondern einfach halbwegs über Generationen berechenbares Lebensumfeld.

Sorry, daß ich jetzt eher mit Mathematiker-/Technikersprache komme (Regelkreis mit Sprungantwort auf eine Störung....), bin kein Geologe... Wenn so eine Art "Gleichgewichtszustand" in einem System in einem extrem kurzen Zeitraum (aus geologischer Sicht wohl fast schlagartig) massiv verändert wird (Zerlöchern wie Schweizer Käse durch intensiven Bergbau ist sicher um mehrere Größenordnung schneller als alle genannten natürlichen Vorgänge, von Erdbeben und Bergstürzen mal abgesehen), dann ist die Reaktion des Systems häufig im Vergleich zum "Gleichgewichtszustand" auch heftig und/oder "chaotisch" und eventuell sehr rasch, ggf. positive Rückkopplungen und sehr plötzliches "Einschwingen" auf einen völlig anderen, dann wieder vergleichsweise stationären "Gleichgewichtszustand", das wäre dann "hinterher von A nach C" und zwar eventuell dann wieder nach Menschenmaßstäben "ewig" >> Ewigkeitskosten, z.B. eben Notwendigkeit einer Wasserhaltung ohne absehbares Ende.

GA Matthias
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Noch eine interessante Information zum "Schadstoffausbringen":
Dr. Ulrich Sebastian schreibt in "MITTELSACHSEN - Geologische Exkursionen ISBN 3-623-00640-8 2001 S.131 etwa "Ausbringen":
Rothschönberger Stolln - 200 kg Arsen, 100 t Zink, 600 kg Cadmium p.a.
Im Vergleich dazu die Mulde - 40 kg Arsen, 30 t Zink, 300 kg Cadmium p.a.
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Uran
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Das mag stimmen. Die Frage ist, in welchem Jahr dieses Ausbringen war. Gegenwärtig mit hoher Sicherheit nicht.
Nachtrag: Aus einer anderen Studie für die Mündung der Freiberger Mulde.
t/a
As 19,1
Cd 1,86
Cu 11,8
Ni 6,32
Pb 31,5
U 0,737
Zn 142
Studien gibt es gerade zu Freiberg wie Sand am Meer. Das Problem der Zahlen ist allerdings, das fast immer in μg/l angegeben wird, ohne zu sagen wie viel Liter im Jahr durchfließen. Damit besitzen die Zahlen keine Aussagekraft. Eine Studie besagt zudem, das der Großteil des Arsens überhaupt nicht aus Freiberg stammt, sondern schon im Oberlauf der Mulde eingetragen wird. Man kommt zu dem Schluß, Papier ist geduldig.
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Geophon
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Geophon »

Uran hat geschrieben:Eine Studie besagt zudem, das der Großteil des Arsens überhaupt nicht aus Freiberg stammt, sondern schon im Oberlauf der Mulde eingetragen wird.
Ich habe an der Uni Analyseergebnisse vom Roten Graben und der Mulde bei
Freiberg gesehen, die dem widersprechen. Der größte Teil des Eintrags stammt
aus dem Verträglichen Gesellschaftsstolln und dem Hauptstolln-Umbruch.
Die Arsenwerte sind allerdings schon stark zurückgegangen, problematisch hoch
sind Cadmium, Kupfer und Zink.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Die Zahlen erstaunen mich schon !?
Da muss doch mal einer nachrechnen, so schwer kann das doch nicht sein !?
Mit den Tonnen pro Jahr von Uran hab ich so meine Zweifel ? Kann mich natürlich irren.
Das die Gehalte mit der Zeit abnehmen scheint mir logisch. Der Chemismus könnte sich über die Zeit ev. ändern.
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Uran
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

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hungerlieb
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von hungerlieb »

@ Uran, kannst Du den ersten Link nochmal vollständig einstellen?
Danke
Glück Auf!
Sven
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Nobi
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Nobi »

GLÜCK AUF | NOBI

Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Nobi :meister:
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Geophon
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Geophon »

Mannl hat geschrieben:Die Zahlen erstaunen mich schon !?
Da muss doch mal einer nachrechnen, so schwer kann das doch nicht sein !?
Mit den Tonnen pro Jahr von Uran hab ich so meine Zweifel ? Kann mich natürlich irren.
Nur mal überschlagsmäßig: Der mittlere Durchfluss der Freiberger Mulde am Pegel
Leisning beträgt etwa 38 m^3/s.
(nach http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser/7806.htm).
Wenn die Mulde wirklich so gleichmäßig fließen würde, wären das also

Code: Alles auswählen

60*60*24*365 s *38 m^3/s = 1198.368*10^6 Kubikmeter pro Jahr.
Wenn dieses Wasser pro Jahr 19 Tonnen As transportiert, entspricht das

Code: Alles auswählen

1.594*10^-5 kg/m^3
bzw.

Code: Alles auswählen

1.594*10^-5 g/l.
Das wären also knapp 16 µg/l. Zum Vergleich: Laut Trinkwasserschutzverordnung
liegt der Grenzwert bei 10 µg/l.

Für die anderen Metalle genauso berechnet:

Code: Alles auswählen

Cadmium:  1,52 µg/l (Grenzwert TWVO: 3 µg/l)
Kupfer:   9,17 µg/l ( "        "     2 mg/l)
Blei:    26,3  µg/l ( "        "    10 µg/l)
Nickel:   5,27 µg/l ( "        "    20 µg/l)
Uran:     0,615 µg/l( "        "    10 µg/l)
Zink:   118,5 µg/l  ( "        "    ---- )
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Danke für die Rechnung. Da die Mulde nicht unter die Trinkwasserschutzverordnung fällt, ist damit eigentlich die geringe Überdosierung mit Arsen gegenstandslos.
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Geophon
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Geophon »

Ich wollte mit den Grenzwerten eigentlich nur einen Anhaltspunkt mitliefern, in welchen
Größenordnungen sich diese Konzentrationen bewegen.

Interessant finde ich, dass sich diese berechneten Werte ziemlich von denen in Freiberg
unterscheiden. Falls es nicht den Rahmen dieses Threads sprengt, dazu später mehr.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

So wie ich es verstanden habe, handelt es sich um Messungen an der Mündung der Mulde.
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

So ist das halt mit "Studien" ....
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

und Studierenden :D
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Telefoner »

in Freiberg gibt's Arsen?
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Nachzulesen in der Literatur - hier: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907 u.a.

In dem ausgedehnten Gangrevier von Freiberg in Sachsen, in dem über 900 Erzgänge bekannt sind, unterscheidet man u.a. folgende Gangformationen: Die edle Quarzformation (Quarz mit edeln Silbererzen), die kiesige Bleiformation (Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies, Eisenkies mit Quarz), die edle Bleiformation (Manganspat und Bitterspat mit silberreichem Bleiglanz und edeln Silbererzen), die barytische Bleiformation (Schwerspat [Baryt] und Flußspat mit Bleiglanz, Zinkblende und Kiesen).

Kiese oder Pyritoide, in der Mineralogie diejenigen Schwefel-, Arsen-, Antimon-, Selen- oder Tellurverbindungen der schweren Metalle (Eisen, Nickel, Kupfer), die metallglänzend und hellgefärbt sind, z.B. Eisenkies, Kupferkies, Arsenkies u.s.w. Sie sind meist spezifisch sehr schwer und werden von Säuren unter Abscheidung des Schwefels, Arsens u.s.w. gelöst, schmelzen leicht unter Rauchentwicklung und gehören zu den für die Metallproduktion wichtigsten Erzen.

Derartige Gangformationen kommen im gesamten Erzgebirge vor und demzufolge auch in den verschiedensten Halden- und Verhüttungsrückständen. Das Arsen wird nunmehr ausgewaschen und in die Vorflut eingetragen. Die o.g. Gehalte dürften daher nicht nur aus Freiberg stammen ....
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Uran »

Wieso kein Arsen? :gruebel: Ich hab mal eine etwas modernere Veröffentlichung genommen. Bergbaumonographie. Im Freiberger Zentralrevier ist die kb-Formation mit der Folgengruppe qsf vorherrschend. Die Mineralisation wird in 3 Serien unterschieden. Die Hauptminerale sind hier, 1. Galenit, 2. Sphalerit, Chalkopyrit und 3. Arsenopyrit, Pyrit, Pyrrhotin. Im südlichen Zentralrevier und in den Randbereichen tritt die eb-Formation auf. Entscheidend sind hier die Folgengruppen qas (ged. Silber, Nickelskutterudit, Nickelin, Skutterudit) und krsfas (Freibergit, Proustit, Argentit, Markasit, ged. Arsen).
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Telefoner »

Und ich hatte das schon so schön verdrängt :)

Spass (Insiderwitz, sorry)
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Re: Langfristige Verwahrungsmöglichkeiten ohne Ewigkeitskost

Beitrag von Mannl »

Laut Wiki liefert ihr auch einen Beitrag zu den Arsengehalten der Vorflut ... :D

"Im Wesentlichen kamen in Wolkenburg zwei Typen von Blei-Zink-Silber-Lagerstätten vor:
die barytische Bleierzformation (fba) mit silberarmen, antimonreichen Fahlerz (Tetraedrit) und den Gangarten Schwerspat (Baryt), Quarz und Hornstein, Braunspat (Ankerit) und Kalkspat (Calzit), sowie
die kiesig-blendige Formation (kb) mit Kupferkies (Chalkopyrit), Bleiglanz (Galenit), Arsenkies (Arsenopyrit), Schwefelkies (Pyrit, Markasit) und den Gangarten Quarz und Baryt"

Auch Spass :meister:

Dennoch lernt man immer noch was dazu ! oder das Verdrängte wird wieder "sichtbar".
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