unbekannter Haspeltyp

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Falafel
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unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Falafel »

Ich sitze zur Zeit an einem Manuskript über einen spätmittelalterlichen Haspeltyp, der in Freiberg vorkommt. Mich würde interessieren, ob dieser Typ auch in anderen Revieren beobachtet wurde.
Auch wenn keine direkten Haspelreste mehr vorhanden sind, sind für den Haspeltyp, der vor allem in sehr flach einfallenden (< 50°) Gängen vorkommt, die zwei Schlitze (ca. 5 x 30 cm) im Hangenden der Hornstatt markant. Dort wurden die brettartigen Haspelstützen verkeilt.
Glück Auf!
Stephan
Zuletzt geändert von Falafel am Mi. 13. Jun 07 21:27, insgesamt 1-mal geändert.
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Hast Du eine Rekonstruktionsskizze bzw. -zeichnung? Das würde die Suche nach Vergleichen noch etwas erleichtern. Aus dem Stehgreif heraus ist mir ein ähnlicher Befund aus einem jüngeren Kontext bekannt, wobei es dabei natürlich auf zeitliche Ausdehung des Spätmittelalters ankommt. :wink:

Glückauf,
Martin
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Vielleicht kann MichaP mal ein Foto (vor der entgültigen Freilegung) einstellen? Am Aufmaß arbeite ich gerade.
Die meisten "Schlitze" finden sich in Hornstätten des 15. Jh.. Zwei mehr oder weniger gut erhaltene Haspel sind vermutlich in die erste Hälfte des 16. Jh. einzuordnen (Dendro ist in Arbeit).
Glück Auf!
Stephan
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Das hört sich ja sehr gut an. Ich werde dann mal sehen, was ich noch an direkten Vergleichen für euch auftreiben kann.

Glückauf,
Martin
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Dank an MichaP, er hat das Foto "freigegeben":
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Haspel2.jpg
Haspel2.jpg (37.63 KiB) 19223 mal betrachtet
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Sehr gutes Foto. Dann werde ich mal die Fahndung einleiten.

Glückauf,
Martin
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Die Dendro-Proben haben 1504 - 1534 ergeben. Das paßt auch gut zu den weiteren Untersuchungen.

Glück Auf!
Stephan
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Die Dendrodaten sind super! Herzlichen Glückwunsch!! Derart gut datierte Haspel aus dem 16. Jh. gibt es sehr wenige. Im Schwarzwald kenne ich bisher nur den aus der Grube Caroline bei Sexau. Bei Deinem Beispiel kommt aber noch die besondere Konstruktion dazu.

Glückauf,
Martin
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Was gibt es eigentlich neben Sexau und Freiberg noch für Befunde von originalen kompletten Haspeln des 15. / 16. Jh.???

Glück Auf!
Stephan
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

KLASSE!!! hast den richtigen riecher gehabt stephan :D
Glück auf!

Michael
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digger_Martin
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Beitrag von digger_Martin »

Schwer zu sagen, was es noch an Haspelbefunden aus dieser Zeit gibt. Um das genau festzustellen müsste man die Literatur noch mal gründlich durchforsten. Dazu kommen Befunde, die bisher weder dokumentiert noch publiziert wurden.

Glückauf,
Martin
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Ich stell die Frage noch mal konkret:
Wer kennt irgendwelche Haspel-(fragmente) bis erste Hälfte 17. Jh.. Ich würde mich über jede Fundmitteilung (ggf. auch per PN) freuen.
Glück Auf!
Stephan
OHo
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Beitrag von OHo »

Hallo,
Eh -dorf aus dem Roth Hirscher Gesenk, ist im Museum ausgestellt.
Elend bei Dippoldiswalde, eine der Bersibaustellen, gleiche Bauart.
St, Briccius, eventuell nicht ganz so alt.
Bilder sind vorhanden hier:










GA OHo.
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Haspel Elend.jpg
Haspel Elend.jpg (53.4 KiB) 18682 mal betrachtet
Haspel E-dorf.jpg
Haspel E-dorf.jpg (76.93 KiB) 18684 mal betrachtet
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Besten Dank OHo!
Weiter so! :D :wink:

Glück Auf!
Stephan
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

in schneeberg auf der fundgrube "weißer hirsch" war am wochenende eine kleine ausstellung zu bewundern. dort war auch ein haspelwelle mit zugehörigem horn zu sehen. sie stammte von 14XX und war eine leihgabe aus zinnwald. enrico hat bilder gemacht.

zu einem dieser bilder habe ich dann nochmal eine frage, aber dazu später.
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Wenn´s eine Leihgabe aus Zinnwald ist, dürfte es sich um die Reste aus Elend handeln. Von diesen Funden habe ich inzwischen die komplette Dokumentation.

Glück Auf!
Stephan
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Roby
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Beitrag von Roby »

Ja, es ist die Leihgabe aus Zinnwald und ist auf das Jahr 1480 datiert.
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Nobi
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Beitrag von Nobi »

Falafel hat geschrieben:Wenn´s eine Leihgabe aus Zinnwald ist, dürfte es sich um die Reste aus Elend handeln. Von diesen Funden habe ich inzwischen die komplette Dokumentation.

Glück Auf!
Stephan
@stephan

wenn es die haspel ist, dann habe ich mal dazu eine frage:

an der im bild gekennzeichneten stelle (ich habe einfach mal stillschweigend das bild von holger genommen), geht ein holzzapfen (durchmesser 1 cm bis 2 cm) durch das holz. wozu war er da? war es eine vorrichtung für eine arretierung?
ggf. kann enrico mal ein dateilbild einstellen.
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Haspel. An der rot gekennzeichneten Stelle ging der Holzzapfen durch
Haspel. An der rot gekennzeichneten Stelle ging der Holzzapfen durch
haspel.gif (93.34 KiB) 18253 mal betrachtet
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Aus dem Aufmaß von Sennewald / Pfeifer geht hervor, daß an dieser Stelle ein Holznagel angebracht wurde, der wahrscheinlich das Aufreißen des Holzes verhindern sollte. An einem anderen Haspelhorn wurde auf diese Art auch ein Riß / Bruch repariert.

Glück Auf!
Stephan
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Roby
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Beitrag von Roby »

Hier die Haspel, die in der Ausstellung beim "Weißer Hirsch" zu sehen war.
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welle.JPG
welle.JPG (59.8 KiB) 18174 mal betrachtet
horn.JPG
horn.JPG (43.99 KiB) 18175 mal betrachtet
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Beitrag von Nobi »

Roby hat geschrieben:Hier die Haspel, die in der Ausstellung beim "Weißer Hirsch" zu sehen war.
dank roby, hier ist der holznagel auch zu sehen.
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EnoM
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Beitrag von EnoM »

Hier noch mal eine Nahaufnahme der genannten Stelle.
Dateianhänge
Haspel aus Zinnwald 1.jpg
Haspel aus Zinnwald 1.jpg (58.58 KiB) 18045 mal betrachtet
Falafel
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Falafel »

Danke an alle, die sich eingebracht haben. Bisher haben wir 13 Haspel (-Reste) aus GB (1), F (3), und D (10). Bedauerlicher weise noch nix aus dem alpinen und dem südosteuropäischen Raum.
Ich freue mich natürlich über jede weitere Fundmeldung (ggf. per PN) des betreffenden Zeitraums.

Glück Auf!
Stephan
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Nobi
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Nobi »

Falafel hat geschrieben:Ich freue mich natürlich über jede weitere Fundmeldung (ggf. per PN) des betreffenden Zeitraums.
Wir melden hiermit eine in FG :)
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Falafel »

... wenn der gnädige Herr sich vielleicht mal etwas näher äußern könnte .... :wink:
Falafel
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Falafel »

Das wäre inzwischen Nr. 19 :top:
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Ludewig
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Ludewig »

Falafel hat geschrieben:... wenn der gnädige Herr sich vielleicht mal etwas näher äußern könnte .... :wink:
Hier gibt es sicher noch mehr Leute die das interessiert! Gebt doch mal ein paar weitere Infos preis und handelt nicht alles hinter den Kulissen aus, wenn Ihr schon solche Andeutungen im Forum macht!

Glück auf! Lutz Mitka
Was war zuerst da, der Durst oder das Bier?

http://www.unbekannter-bergbau.de
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Nobi
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Nobi »

@Lutz

Stephan ist schon informiert und Bilder werden mit Sicherheit folgen.

Die einmännische Haspel hatte zwei Haspelstützen, die von der Sohle bis an die Firste reichten. SIe war so konstruiert, dass die Haspelwelle (die fehlte aber) in der kleineren Stütze nicht eingelegt, sondern eingezapft wurde. Auf der anderen Seite in die Haspelstütze eingelegt, so wie weiter oben auf dem Bild zu sehen. Eine genaue Vermessung und Dokumentation steht noch aus. Im tonnenlägigen Schacht lagen noch die Bretter, auf denen der Förderkorb/Kübel bzw. die Bulge gelaufen ist. Übrigens war genau hinter der Haspel eine geschlägelte Nische ...
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Kleinerhungerlieb(†)
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Kleinerhungerlieb(†) »

Nobi hat geschrieben:@Lutz

Übrigens war genau hinter der Haspel eine geschlägelte Nische ...
DIE NIESCHE??
http://forum.untertage.com/viewtopic.php?f=19&t=3494

:-o
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Bastl
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Re: unbekannter Haspeltyp

Beitrag von Bastl »

Hier 3 Aufnahmen der von Nobi erwähnten Haspel :D
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Haspel_3.jpg
Haspel_2.jpg
Haspel_1.jpg
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