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Tätigkeitsbezeichnung "Schupper"?

Verfasst: Do. 22. Feb 07 15:39
von Waldschrat
In einem Befahrungsbericht des Bergrevierbeamten von 1822 lese ich: "Belegschaft [der Grube] 21 Strebhauer (2 zum Vogelhandel in Rußland beurlaubt), 12 Zuförderer als Stollenläufer, Schupper und Gebirgsversetzer". Dazu meine Fragen: Der Stollenläufer fährt die Hunde, der Gebirgsversetzer verfüllt alte Strecken bzw macht Trockenmauerung, aber was macht denn ein Schupper? Und: ist das Verhältnis von 21 Hauern zu 12 Zuförderern nicht ungewöhnlich?

Verfasst: Do. 22. Feb 07 16:59
von markscheider
Ein Verleser ist ausgeschlossen? Ein Strich weniger, und es heißt Schipper?

Da ich mich ja auch für deutsche Schreibschrift interessiere: könntest Du einen Scan / ein Foto davon einstellen?

Verfasst: Do. 22. Feb 07 17:38
von kapl
Hmmmmmmm..


Verknüpfung auf diesen Artikel SCHUPPER, m.

1) einer der schuppt, den verschiedenen bedeutungen des verbs entsprechend.

2) als nebenform zu schuppen, porticus, nubilar, bei STIELER 1781.

3) im nordthür. schauder, widerwillen HERTEL sprachsch. 222. SCHULTZE 44a. vgl. schuppern 2. 3.

Verknüpfung auf diesen Artikel SCHUPPERN, verb.

1) intensivbildung zu schuppen = schubben, sich an etwas stark reiben, scheuern: die schweine schuppern sich an pfählen und ähnl., s. CAMPE, in Posen schuppern, schubbern BERND 278: aber die muttersau, die er immer morgens zuerst sah an dem eichenpfahl sich schuppern, schupperte sich nicht. ALEXIS hosen des herrn v. Bredow12 286; auf dem hofe schupperte sich die muttersau. 294.

2) in Thüringen schuppern, schaudern vor kälte, mich schuppert. vergl. in Niederhessen schupperechtiges wetter, naszkalte, windige witterung PFISTER 269, preusz. schubberig, frostig, kühl, vom wetter; fröstelnd, jämmerlich, elend, vom menschen FRISCHBIER 2, 319a, s. schubben (sp. 1813).

3) daher in vielen mitteldeutschen mundarten (sich) schuppern vor etwas, einen gelinden schauder vor etwas haben, ungern und mit widerwillen an etwas gehen, z. b. an ein schwieriges geschäft oder an die arbeit überhaupt SCHM. 2, 438. VILMAR 373, vergl. PFISTER 269 und KEHREIN 1, 342 (schaupern, schabben, schuppern sich) SPIESZ 227. HERTEL sprachsch. 222. JECHT 100b. von 2 aus übertragen. auch hier ist die grundbedeutung 'sich reiben, scheuern', als ausdruck des unbehagens.

4) in Siebenbürgen schuppern neben schäpern, mit den füszen stoszen, verächtlich behandeln KRAMER 122 (zu schupfen?).


SCHUPF,SCHUPP, m. schneller, heftiger stosz; nominalbildung zu schapfen, schuppen, s. daselbst. vereinzelt schon mhd. schupf, schuf schwung, schaukelnde bewegung (Lanz. 6365), daneben mitteld. schup (quelle vom j. 1442, s. LEXER handwb. 2, 826); s. auch WEIGAND 2, 650. KLUGE5 338b. NOREEN urgerm. lautl. 154. über gelegentliche vermischung mit schub s. daselbst. auch im nhd. stehen die oberd. form schupf und mitteld. schupp neben einander. die ältere schriftsprache bevorzugt die erstere: den fallenden ein schupff oder stosz gäben, impellere praecipitantes MAALER 364c; schupf, ein stosz, ein schub. FRISCH 2, 233c; zug, beim spinnen: ain fraw die wol spinnen kan die spint in ainem schupff ainn faden. sy nimpt die spindel zwischen die hend und fert ains mals dort auszhin mit der spindel und spint ainn fadnn. KEISERSBERG geistl. spinnerin a 5a. -- seit dem vorigen jahrh. ist dagegen schupp vorherrschend geworden, so bei ADELUNG und CAMPE: ich will nun aber nicht, schrie der bube, indem er seiner mutter einen derben schupp gab. SCHUMMEL spitzbart (1779) s. 62; auch als interjection:

und mir nichts, dir nichts, eilt er hin
wohl über busch und weiden.
und schup! giengs rasch an einen stein.
der schimmel stürzt', und brach ein bein.
OVERBECK ged. 154.

Bd. 15, Sp. 2005

so auch bei FRISCHBIER 2, 322a angeführt (schupp schupp zur bez. der schnelligkeit). -- sonst haben die oberd. mundarten noch heute schupf, plur. schüpf HUNZIKER 233. SEILER 265a. BIRLINGER 403b. SCHM. 2, 442, neben schupf auch scuf in Davos BÜHLER 1, 155. in Aachen schöpp MÜLLER-WEITZ 221. nd. schupp brem. wb. 4, 714 f. DÄHNERT 418a. TEN DOORNKAAT KOOLMAN 3, 161b, 'n schüp in 't gat, ein fusztritt in den hintern FROMMANN 5, 275, 5 (ostfries.), fälschlich auch schub geschrieben. -- schupp übertragen für betrug CAMPE. im nd. bezeichnet schupp auch eine fischart DÄHNERT 418b.

Verfasst: Do. 22. Feb 07 18:43
von Schlepper
Schupper= Schlepper ? Bei und in der Wealdenkohle mussten die Schlepper auch den Versatz einbringen (aus dem Vortrieb der Abbaustrecke den die Schlepper "nebenbei" auch noch zu erledigen hatten),vielleicht deshalb zusammen mit dem Gebirgsversetzer genannt.
Das Verhältnis 21 Hauer zu 12 Schleppern wäre in einem Keilhauenstreb Betrieb bei uns auch nichts besonderes. In den Kurzstreben (so um 20m bei 40-50 cm Mächtigkeit)der Alten lagen 2 Hauer vor Kohle und die hatten zusammen einen Schlepper

Verfasst: Do. 22. Feb 07 18:53
von Kleinerhungerlieb(†)
Um die Frage zu erörtern:
um welchen Bergbau dreht es sich denn, kann man da irgendetwas schlussfolgern, gab es Wasserhebevorrichtungen für die "Fachleute" gebraucht wurden oder ähnliches mehr?

Verfasst: Do. 22. Feb 07 18:54
von alterbergbau.de
der schupper könnte der sein, der das haufwerk mit der Schuppe aeh schueppe :) schu(e)ppt.

Verfasst: Do. 22. Feb 07 19:03
von Waldschrat
@ markscheider: es handelt sich um eine Abschrift, das Original habe ich nicht und gehe von der Möglichkeit eines Lesefehlers erst mal nicht aus.
@ Kleinerhungerlieb: es handelt sich um Bergbau auf Eisenerzlinsen, da wurde im Sandstein gebohrt und mit Pulver geschossen, es gab keine Wasserhaltung oder ähnliche Spezialtätigkeiten.
Da ich hier allgemeine Ratlosigkeit sehe, scheint das also kein feststehender, eindeutiger Begriff zu sein. Eine Verbindung zum Begriff "schippen" sehe ich nicht, da der nach meiner Auffassung lokal auch in früherer Zeit eher ungebräuchlich war.
Mit meiner eigenen Interpretation halte ich mich erst noch mal zurück.