Klein-Fukuschima im Erzgebirge
Verfasst: Mo. 24. Jul 17 10:12
"Bis heute werden in Sachsen und Thüringen die Altlasten des Uranbergbaus beseitigt. Ein Ende ist
nicht abzusehen.
von Stefan Locke
BAD SCHLEMA, 30. Juni
Der eiserne Förderkorb quietscht, als er von einer Seilwinde nach oben gezogen wiid, dann öffnet
sich unter i.b.m. die Klappe zu einem schmalen Schacht, und der Korb sausthin ab. l.V!it einem
Meter je Sekunde geht es 90 Meter nach unten in den Südwestteil des Markus-Semmler-Stollens. Drei
Pü- 1beiter je Schicht nehmen täglich diesen Arbeitsweg, für mehr ist unter Tage kaum Platz in, den
bisweilen sehr engen und niedrigen Gängen. Ihre Aufgabe ist es je doch längst nicht mehr, Kobalt,
Silber, Ni ckel oder gar Uran zu fördern, sondern den Stollen zu sichern, damit es über Tage keine
bösen Überraschungen gibt.
Von Letzteren können die Leute im Erzgebirge genug erzä'i1len; immer wie der gibt es hier
Bodeneinbrüche, plötzli che Senkungen, tiefe Löcher aus dem Nichts und auch Explosionen,
natürliche Vvasserbomben, wenn man so will. Dazu kommt es meistens dai-.m, wenn sich Re gemvasser
in alten Stollen staut und schließlich unter enormen Druck und mit viel Schlamm und Geröll an die
Oberflä che schießt. Imvergangenen Jahrhundert starben dabei auch immer wieder Men schen. Die
Arbeiter, dieheute inden Berg fahren, sollen deshalb dafür sorgen, dass das'Nasser in diesen
Stollen ungehindert abfließen kann. Keine einfache Aufgabe ist das, wurden doch die Stollen zum
Teil schon vor Jahrzehnten verlassen, und so sehen sie dann meist auch aus.
„Bei · der Erstbegehung stand der Schlamm dort fast bis an die Decke", sagt Ivfanfred Speer von
Wismut GmbH. „Die Laufwege waren kaputt, es gab viele Ver brüche und jede ::vienge Geröll.' Stück
für Stück legen die P.sbeiter nun wichtige Ab schnitte der alten Stollen wieder frei und
befestigen sie so, dass das Vv'asser unge hindert abfließen kann. ,;Nir haben es hier mit einem
gigantischen Grubengebil de zu tun", sagt Speer, der die Sanierung leitet. Knapp 220 Kilometer
\Veit verzwei gen sich die Stollen unter Orten wie Aue, Sf:hneeberg und Bad Schlema. Die ersten
45 Kilometer gruben Bergmänner ab 1503 auf der Suche nach Silber. Der weit aus größere Teil aber
entstand nach 1945, als die Sowjetunion die alten Stollen nutz te und mit Technik immer weiter in
den Berg trieb.
Ziel der Suche waren Uranerzlagerstät ten, die die Sowjetunion so schi ell wie möglich ausbeuten
wollte, um Atomwaf fen bauen zu können. Von 1946 an erkun deten militärische Einheiten die
Vorkom men, bereits ein Jahr später vvurde die Aufgabe der sowjetischen staatlichen Ak
tiengesellschaft Vi!ismut übertragen, die ohne Rücksicht auf Städte und Dörfer oder gar die Umwelt
weite Teile des Erzge birges praktisch umgrub. Grundstücke und Häuser wurden dafür Zll"iTITeil
enteig net, und auf riesigen Flächen wuchsen Förderanlagen und Abraumhalden. Dem Raubbau fielen
zum Beispiel die Altstadt von Johanngeorgenstadt und das Zen trum des einstigen Radiumbades Scble
ma zum Opfer.
Schon von den fünfziger Jalrren an kon zentrierte sich der Wismut-Bergbau auf ertragreiche
Lagerstätten in Sachsen und vor allem in Thüringen, von 1954 ari wur de daran auch die DDR zur
Hälfte betei ligt. Der nahezu flächendec;kende Turbo abbau im sächsischen Mittel- und Vi/est
erzgebirge dagegen wurde bereits nach wenigen Jahren wieder eingestellt. Zu rück blieben
größtenteils sich selbst über lassene Gruben, Halden und Betriebsflä chen, radioaktiv
kontaminierte Böden und Gefahrenquellen wie der Markus Semmlei-Stollen. Als die Bundesrepublik
nach der Wiedervfäeinigung auch den sowjetischen Anteil an der Wismut AG übernahm, beschloss der
Bundestag das Wismut-Gesetz mit dem Ziel, alle 1990 noch betriebenen Abbaustätten zu sanie ren.
Bis 2028 stehen dafür acht Milliarden Euro zur Verfügung.
Darunter fielen jedoch nicht die Wis mut-Altstandorte, die zum Teil lange vor der deutschen
Einheit aufgegeben wor den waren. Das führte zu der absurden Si tuation, dass von einst
unmittelbar be nachbarten Abbauorten der eine per Ge setz saniert werden musste, der andere
aber einfach liegengelassen wurde. Erst 2002 einigten sich daraufhin der Bund und Sachsen auf ein
sogenanntes Verwal tungsabkommen, mit dem auch beson ders gefährdete Altstandorte saniert wer
den können. Bis 2022 stehen dafür 216 Mlllionen Euro zur Verfügung, die Bund und Freistaat je
Zll1:' Hälfte tragen.
Jens Müller, der Bürgermeister von Bad Schlema, ist froh über diese Lösung. Seit der
Wiedervereinigung versucht die Gemeinde, wieder an die glorreichen Zei ten des einstigen Kurbades
anzuknüpfen. Anfang des 20. Jahrhunderts war sie das stijrkste Radiumbad der Welt und einer der
begehrtesten deutschen Kurorte. Heu te ist die Kurgesellschaft bereits wieder größter Arbeitgeber,
lebt fast die Hälfte der 5000 Einwohner zumindest mittelbar vom Kurbetrieb, sagt Müller. Im blühen
den Kurpark wandeln Gäste, vor der Ther me stehen Palmen, und überhaupt ist von den Zerstörungen
durch den Bergbau kaum .noch etwas zu sehen. Dass noch längst nicht alle geheilt sind, zeigt ein
frisch planierter Hang in der Nähe des Kurzentrums. Er gehörte·zum sogenann ten
Deformationsgebiet, das entstand, als die Wismut mitten im Ort Flächen konfis zierte und vier
Kurvillen abreißen ließ, um Platz für Abraumhalden zu schaffen.
Wismut-Projektleiter Speer, der aus
. Bad Schlema stammt, kann sich noch gut daran erinnern, wie er als Kind in diesem mit Gras und
Bäumen bewachsenen Nie mandsland gespielt hat. Über die Gefah ren seien sie sich damals nicht im
Klaren gewesen, sagt er. 700 Nanosievert Gam mastral1.lung, die beim natürlichen Zer fall von
Atomkernen entsteht, wurden hier noch vor zwei Jahren gemessen, er laubt seien 170. „Es herrschte
dringender Sanierungsbedarf", sagt Speer. Also rode ten sie Bäume und trugen 20 000 Tonnen
radioaktiv belasteten Haldenboden ab.
, Dabei kamen auch die Kellergeschosse der einst zerstörten Kurhäuser wieder zum Vorschein. „Das",
sagt Bürgermeis ter Müller, "war ein sebr bewegender Mo ment."
In der vergangenen Woche wurde die sanierte Fläche an Bad Schlema überge ben, 130 Nanosievert
zeigt jetzt noch das Messgerät.
Wir haben wahnsinnig viele Anfragen für Wohnungsbau", sagt Mül ler, dessen Ort seit
einigen Jahren wieder wächst. Die Fläche behält die Gemeinde trotzdem, weil sie darauf das
Kurmittel haus erweitern will. ,-;-.Nir sanieren nicht um des Sanierens willen, sondern immer im
Sinne der Gefahrenabwehr und l'\ach nutzung", sagt Projektleiter Speer. Daran, den Ausgangszustand
vor dem Bergbau wiederherzustellen, sei ohnehin nicht zu denken, vvie er am Beispiel eines bewalde
ten Berges mitten im Ort zeigt. Es ist ebenfalls eine Abraumhalde, Gesamtflä chefastfünf Hektar.
Siekomplett einzueb nen. wäre. viel zu teuer, weshalb sich die Plmer dafür entschieden haben, nur
ei nen Teil, immerhin noch eine halbe Milli on Kubilaneter, abzutragen und den Rest mit
l'vfineral- und Mutterboden abzude cken, so dass in voraussichtlich zwei Jah ren auch diese
Fläche der Gemeinde zur Verfügung steht. .
Bis heute wurden in 46 Städten und Ge meinden Sachsens fast 250 Standorte aus der frühen Phase des
Wismut-Bergbaus saniert, "vVeitere 79 Projekte sind in Pla nung. Schon jetzt ist absehbar, dass
2022 damit nicht Schluss sein wird. Inseltener Einmütigkeit stimmten jüngst sowohl der
Blli d als auch der Freistaat zu, die Sanie rung auch darüber hinaus fortzusetzen.
„Wir machen nur das, was dringend not wendig ist", versichert Sachsens Wirt schaftsminister
Martin Dulig (SPD), der qua Amt auch oberster Bergmann im Land ist. „Aber wir können nicht jedes
Loch sanieren."
Die Erkenntnisse der Wismut-Inge nieure sind inzwischen auch internatio nal gefragt, ihre
Erfahrungen flossen un ter anderem in die Sanierungsstandards der UN und ihrer Internationalen
Atom-energieorganiation ein, berichtet Man fred Speer. Zudem vergehe kaum ein Mo nat ohne
Anfragen aus dem Ausland, dar unter aus China, Kirgistan und .auch aus Japan. Vor einiger Zeit
wollte. etwa eine Delegation aus Fukushima wissen, wie man hierzulande mit kontaminiertem Ma
terial umgeht. Diese Erfahrungen wollen die Wismut-Mitarbeiter über die Lebens dauer ihres
Unternehmens hinaus bewah ren und vermarkten. Denn mit der letzten Standortsanierung wird auch
ihre Firma abgewickelt werden. Schon heute arbei ten hier nur noch ein Viertel von einst 4000
Mitarbeitern. Doch die haben für das kommende Jahrzehnt noch viel zu tun."
Frankfurter Allgemeine Zeitung 01.07 .2017
nicht abzusehen.
von Stefan Locke
BAD SCHLEMA, 30. Juni
Der eiserne Förderkorb quietscht, als er von einer Seilwinde nach oben gezogen wiid, dann öffnet
sich unter i.b.m. die Klappe zu einem schmalen Schacht, und der Korb sausthin ab. l.V!it einem
Meter je Sekunde geht es 90 Meter nach unten in den Südwestteil des Markus-Semmler-Stollens. Drei
Pü- 1beiter je Schicht nehmen täglich diesen Arbeitsweg, für mehr ist unter Tage kaum Platz in, den
bisweilen sehr engen und niedrigen Gängen. Ihre Aufgabe ist es je doch längst nicht mehr, Kobalt,
Silber, Ni ckel oder gar Uran zu fördern, sondern den Stollen zu sichern, damit es über Tage keine
bösen Überraschungen gibt.
Von Letzteren können die Leute im Erzgebirge genug erzä'i1len; immer wie der gibt es hier
Bodeneinbrüche, plötzli che Senkungen, tiefe Löcher aus dem Nichts und auch Explosionen,
natürliche Vvasserbomben, wenn man so will. Dazu kommt es meistens dai-.m, wenn sich Re gemvasser
in alten Stollen staut und schließlich unter enormen Druck und mit viel Schlamm und Geröll an die
Oberflä che schießt. Imvergangenen Jahrhundert starben dabei auch immer wieder Men schen. Die
Arbeiter, dieheute inden Berg fahren, sollen deshalb dafür sorgen, dass das'Nasser in diesen
Stollen ungehindert abfließen kann. Keine einfache Aufgabe ist das, wurden doch die Stollen zum
Teil schon vor Jahrzehnten verlassen, und so sehen sie dann meist auch aus.
„Bei · der Erstbegehung stand der Schlamm dort fast bis an die Decke", sagt Ivfanfred Speer von
Wismut GmbH. „Die Laufwege waren kaputt, es gab viele Ver brüche und jede ::vienge Geröll.' Stück
für Stück legen die P.sbeiter nun wichtige Ab schnitte der alten Stollen wieder frei und
befestigen sie so, dass das Vv'asser unge hindert abfließen kann. ,;Nir haben es hier mit einem
gigantischen Grubengebil de zu tun", sagt Speer, der die Sanierung leitet. Knapp 220 Kilometer
\Veit verzwei gen sich die Stollen unter Orten wie Aue, Sf:hneeberg und Bad Schlema. Die ersten
45 Kilometer gruben Bergmänner ab 1503 auf der Suche nach Silber. Der weit aus größere Teil aber
entstand nach 1945, als die Sowjetunion die alten Stollen nutz te und mit Technik immer weiter in
den Berg trieb.
Ziel der Suche waren Uranerzlagerstät ten, die die Sowjetunion so schi ell wie möglich ausbeuten
wollte, um Atomwaf fen bauen zu können. Von 1946 an erkun deten militärische Einheiten die
Vorkom men, bereits ein Jahr später vvurde die Aufgabe der sowjetischen staatlichen Ak
tiengesellschaft Vi!ismut übertragen, die ohne Rücksicht auf Städte und Dörfer oder gar die Umwelt
weite Teile des Erzge birges praktisch umgrub. Grundstücke und Häuser wurden dafür Zll"iTITeil
enteig net, und auf riesigen Flächen wuchsen Förderanlagen und Abraumhalden. Dem Raubbau fielen
zum Beispiel die Altstadt von Johanngeorgenstadt und das Zen trum des einstigen Radiumbades Scble
ma zum Opfer.
Schon von den fünfziger Jalrren an kon zentrierte sich der Wismut-Bergbau auf ertragreiche
Lagerstätten in Sachsen und vor allem in Thüringen, von 1954 ari wur de daran auch die DDR zur
Hälfte betei ligt. Der nahezu flächendec;kende Turbo abbau im sächsischen Mittel- und Vi/est
erzgebirge dagegen wurde bereits nach wenigen Jahren wieder eingestellt. Zu rück blieben
größtenteils sich selbst über lassene Gruben, Halden und Betriebsflä chen, radioaktiv
kontaminierte Böden und Gefahrenquellen wie der Markus Semmlei-Stollen. Als die Bundesrepublik
nach der Wiedervfäeinigung auch den sowjetischen Anteil an der Wismut AG übernahm, beschloss der
Bundestag das Wismut-Gesetz mit dem Ziel, alle 1990 noch betriebenen Abbaustätten zu sanie ren.
Bis 2028 stehen dafür acht Milliarden Euro zur Verfügung.
Darunter fielen jedoch nicht die Wis mut-Altstandorte, die zum Teil lange vor der deutschen
Einheit aufgegeben wor den waren. Das führte zu der absurden Si tuation, dass von einst
unmittelbar be nachbarten Abbauorten der eine per Ge setz saniert werden musste, der andere
aber einfach liegengelassen wurde. Erst 2002 einigten sich daraufhin der Bund und Sachsen auf ein
sogenanntes Verwal tungsabkommen, mit dem auch beson ders gefährdete Altstandorte saniert wer
den können. Bis 2022 stehen dafür 216 Mlllionen Euro zur Verfügung, die Bund und Freistaat je
Zll1:' Hälfte tragen.
Jens Müller, der Bürgermeister von Bad Schlema, ist froh über diese Lösung. Seit der
Wiedervereinigung versucht die Gemeinde, wieder an die glorreichen Zei ten des einstigen Kurbades
anzuknüpfen. Anfang des 20. Jahrhunderts war sie das stijrkste Radiumbad der Welt und einer der
begehrtesten deutschen Kurorte. Heu te ist die Kurgesellschaft bereits wieder größter Arbeitgeber,
lebt fast die Hälfte der 5000 Einwohner zumindest mittelbar vom Kurbetrieb, sagt Müller. Im blühen
den Kurpark wandeln Gäste, vor der Ther me stehen Palmen, und überhaupt ist von den Zerstörungen
durch den Bergbau kaum .noch etwas zu sehen. Dass noch längst nicht alle geheilt sind, zeigt ein
frisch planierter Hang in der Nähe des Kurzentrums. Er gehörte·zum sogenann ten
Deformationsgebiet, das entstand, als die Wismut mitten im Ort Flächen konfis zierte und vier
Kurvillen abreißen ließ, um Platz für Abraumhalden zu schaffen.
Wismut-Projektleiter Speer, der aus
. Bad Schlema stammt, kann sich noch gut daran erinnern, wie er als Kind in diesem mit Gras und
Bäumen bewachsenen Nie mandsland gespielt hat. Über die Gefah ren seien sie sich damals nicht im
Klaren gewesen, sagt er. 700 Nanosievert Gam mastral1.lung, die beim natürlichen Zer fall von
Atomkernen entsteht, wurden hier noch vor zwei Jahren gemessen, er laubt seien 170. „Es herrschte
dringender Sanierungsbedarf", sagt Speer. Also rode ten sie Bäume und trugen 20 000 Tonnen
radioaktiv belasteten Haldenboden ab.
, Dabei kamen auch die Kellergeschosse der einst zerstörten Kurhäuser wieder zum Vorschein. „Das",
sagt Bürgermeis ter Müller, "war ein sebr bewegender Mo ment."
In der vergangenen Woche wurde die sanierte Fläche an Bad Schlema überge ben, 130 Nanosievert
zeigt jetzt noch das Messgerät.
Wir haben wahnsinnig viele Anfragen für Wohnungsbau", sagt Mül ler, dessen Ort seit
einigen Jahren wieder wächst. Die Fläche behält die Gemeinde trotzdem, weil sie darauf das
Kurmittel haus erweitern will. ,-;-.Nir sanieren nicht um des Sanierens willen, sondern immer im
Sinne der Gefahrenabwehr und l'\ach nutzung", sagt Projektleiter Speer. Daran, den Ausgangszustand
vor dem Bergbau wiederherzustellen, sei ohnehin nicht zu denken, vvie er am Beispiel eines bewalde
ten Berges mitten im Ort zeigt. Es ist ebenfalls eine Abraumhalde, Gesamtflä chefastfünf Hektar.
Siekomplett einzueb nen. wäre. viel zu teuer, weshalb sich die Plmer dafür entschieden haben, nur
ei nen Teil, immerhin noch eine halbe Milli on Kubilaneter, abzutragen und den Rest mit
l'vfineral- und Mutterboden abzude cken, so dass in voraussichtlich zwei Jah ren auch diese
Fläche der Gemeinde zur Verfügung steht. .
Bis heute wurden in 46 Städten und Ge meinden Sachsens fast 250 Standorte aus der frühen Phase des
Wismut-Bergbaus saniert, "vVeitere 79 Projekte sind in Pla nung. Schon jetzt ist absehbar, dass
2022 damit nicht Schluss sein wird. Inseltener Einmütigkeit stimmten jüngst sowohl der
Blli d als auch der Freistaat zu, die Sanie rung auch darüber hinaus fortzusetzen.
„Wir machen nur das, was dringend not wendig ist", versichert Sachsens Wirt schaftsminister
Martin Dulig (SPD), der qua Amt auch oberster Bergmann im Land ist. „Aber wir können nicht jedes
Loch sanieren."
Die Erkenntnisse der Wismut-Inge nieure sind inzwischen auch internatio nal gefragt, ihre
Erfahrungen flossen un ter anderem in die Sanierungsstandards der UN und ihrer Internationalen
Atom-energieorganiation ein, berichtet Man fred Speer. Zudem vergehe kaum ein Mo nat ohne
Anfragen aus dem Ausland, dar unter aus China, Kirgistan und .auch aus Japan. Vor einiger Zeit
wollte. etwa eine Delegation aus Fukushima wissen, wie man hierzulande mit kontaminiertem Ma
terial umgeht. Diese Erfahrungen wollen die Wismut-Mitarbeiter über die Lebens dauer ihres
Unternehmens hinaus bewah ren und vermarkten. Denn mit der letzten Standortsanierung wird auch
ihre Firma abgewickelt werden. Schon heute arbei ten hier nur noch ein Viertel von einst 4000
Mitarbeitern. Doch die haben für das kommende Jahrzehnt noch viel zu tun."
Frankfurter Allgemeine Zeitung 01.07 .2017