Die Hoppecker schmelzen wieder Blei

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alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

Schwere Schätze aus dem Schoß der Erde

03.09.2004 / LOKALAUSGABE / BRILON

Hoppecke. Die Hoppecker schmelzen wieder Blei. Vor mehr als 900 Jahren haben sie damit ihr Brot verdient und jetzt soll das Schwermetall noch einmal dem Gestein entlockt werden. Und zwar so, wie Anno dazumal.

"Heben sie mal den Eimer hoch!" Ein verschmitztes Lächeln umspielt das Gesicht von Werner Beele und mit einem Augenzwinkern schielt er zu Andreas Schudelski herüber. Beim Griff an den mit Steinen gefüllten Behälter, gibt es einen Ruck in der Schulter, aber der Eimer bleibt stehen. "Boah, ist der schwer, schwer wie Blei." Und das haben die beiden in der Hoppecker Flur gefunden. Doch halt, stopp! Alles hübsch der Reihe nach:

900 Jahre alt Im vergangenen Jahr feierten die Hoppecker das 900-jährige Bestehen ihres Dorfes. Gegründet war das Jubiläum auf eine Urkunde aus dem Jahre 1104. Darin steht, dass die Hoppecker 50 Zentner Blei jährlich als Zehnt an das Kloster Corvey geliefert haben. Mit einer gelungenen Woche am Kohlenmeiler - die daraus gewonnene Holzkohle brauchte man früher zur Verhüttung des Metalls - feierte die alte Montan-Hochburg Hoppecke ihr Jubiläum. Und dort entstand dann folgende Idee:

"Unser Förster Karl-Ludwig Oriwall sagte nach der Meiler-Öffnung zu Dr. Rudolf Bergmann vom Amt für Bodendenkmalpflege in Münster, dass es ja jetzt nur konsequent wäre, wenn wir selbst Blei schmelzen würden", erinnert sich Alice Beele, Geschäftsführerin der Hoppecker Dorfgemeinschaft. "Na, dann suchen Sie mal nach natürlichem Bleivorkommen, das dürfte nicht so einfach sein", soll der Archäologe mit einem Schmunzeln gesagt haben. Doch er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit der Hoppecker gerechnet.

Unterwelt erforscht Der langjährige Höhlen-Experte Andreas Schudelski, der die "Unterwelt" der Briloner Hochfläche wie kein Zweiter kennt, hatte den richtigen Riecher. Auf heimischem Terrain entdeckte er eine so genannte "Lettenkluft", eine Lehmschicht, in der das Schwermetall steckte. "Das sind mehr als 80 Prozent reines Blei", ist der Fachmann stolz über diesen Glücksfund. "Es gibt auch so genanntes Gangblei, bei dem das Metall in feinen Spalten ins Gestein gepresst ist. Aber dieses hier ist weitaus gehaltvoller."

Gemeinsam mit Werner Beele wurde der Schatz mühsam geborgen. Wo? Das wird natürlich nicht verraten, aber es stammt aus dem Raum Hoppecke. Und nun muss Dr. Rudolf Bergmann am Sonntag, 12. September, an den Ofen.

Das ist natürlich kein hochmoderner Herd, sondern ein Modell, wie es der "Vater der Montanwissenschaften", Georg Agricola, schon im 16. Jahrhundert beschrieben hat. Seine vielbeachtete systematische Abhandlung über den Bergbau und die Hüttenkunde ist das Standardwerk auf diesem Gebiet.

Hoppecker Schmelze Aus Lehm hat Dr. Bergmann mittlerweile am Kohlenmeilerplatz in Hoppecke eine große Mulde gebaut. Diese Erdkuhle hat einen kleinen Abfluss, der mit einem weiteren Lehm-Tiegel verbunden ist. Das Erzgestein, das vorher "gepocht", also gestückelt wird, kommt mit Stroh und Holzkohle auf den Ofen. Das flüssige Blei fließt dann durch die Kohle in die Auffangbehälter - wenns klappt.

"Experimentelle Archäologie" nennen die Fachleute diesen Versuch, das Blei so zu schmelzen, wie es damals nach dem "Westfälischen" bzw. "Sauerländer Verfahren" gewonnen wurde. "Das ist ungemein spannend. Denn vieles über die Montangeschichte und das Bleivorkommen hier bei uns ist wissenschaftlich noch gar nicht archäologisch aufgearbeitet. Ich denke, dass hier noch so manche Schätze schlummern", ist Alice Beele sicher. Blei sei damals für Salzsiederpfannen, Kirchendächer und auch schon für Wasserrohre verwendet worden, so die Fachfrau.

Die "Hoppecker Bleischmelze" ist übrigens der Briloner Beitrag zum "Tag des offenen Denkmals", der bundesweit am 12. September begangen wird. Um 12 Uhr soll die eigentliche Schmelze beginnen. Dann wird sich zeigen, ob die Schwerpfünder aus Hoppecker Gestein zu flüssigem Blei werden.

quelle: Westfalenpost.de
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Jan
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Beitrag von Jan »

Mit was für Zeugs wollen die das machen? Bleiglanz? "gediegenes" Blei wird sich in einer Lettenkluft ja wohl nicht finden. Oder?
Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler !!!
Gast

Beitrag von Gast »

Bleierze im Bereich Brilon und Hoppecke zu finden ist abolut nicht schwer. Wenn es aus einer Lettenkluft stammt, handelt sich entweder um Bleiglanz oder Weißbleierz. Möglich wäre noch ein Blei-Zink-Mischerz, allerdings weiß ich nicht, ob es bei Hoppecke vorkommt. Hätte eigentlich erwartet, daß Herr Bergmann sich besser auskennt. - Frau Alice Beele ist übrigens absolut keine Fachfrau. Das ist wohl der blumigen Fantasie eines Lokaljournalisten der Westfalenpest/-post entsprungen.
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Wir haben früher schöne bis mehrere kg schwere Stücke Bleiglanz in Bleiwäsche( ca 10 km nördlich von Hoppeke) gefunden. Oliver, wenn Du hinterher nochmal was über den Schmelzversuch hörst, halte mich doch auf jeden Fall auf dem laufenden. Gruß
Spart Rohstoffe, Bergbau ist - leider immer noch - Blut und Schweiß !
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

Hallo Jan,

Gediegen Blei gibt es aber doch! zB in Schweden:)

dj -früher Bleisoldaten einschmelzend
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