Ruhrtal III

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Ruhrtal III - Erinnerungen an einen Familienbetrieb unter Tage

06.01.2005 / LOKALAUSGABE / BOCHUM

Ruhrtal III - Erinnerungen an
einen Familienbetrieb unter Tage

Stammtisch des Geschichtsvereins beschäftigt sich
mit Kleinzeche


Ost. Mit einem interessanten Thema aus
der lokalen Bergbau-Historie startet der
Verkehrs- und Geschichtsverein Langendreer/Werne
in das neue Jahr. Beim Stammtisch, der
am 17. Januar um 20 Uhr im Wirtshaus Hiby
(Baroper Straße 27) beginnt, geht's um
die Kleinzeche Ruhrtal III.
Das Mini-Bergwerk war in den Jahren 1951
bis 1966 am Neggenborn in Betrieb. Besitzer
Ernst Mittmann hatte das Gebiet südlich
der Unterstraße zur heutigen Sonnenleite
hin von der Mansfeld AG gepachtet. Im Oktober
1951 begann der Abbau der Fettkohle, bis
zum Ende des Jahres kam man auf 976 Tonnen.
Von 10 170 Tonnen im Jahre 1952 stieg die
Fördermenge stetig an, bis 1958 mit 33
674 Tonnen ein Rekordergebnis erzielt wurde.
Auf einem ähnlichen Niveau ging es weiter,
bis am 31. März 1966 nach Abbau der Kohlenvorräte
die Kleinzeche geschlossen wurde.

Ruhrtal III war auch eine besondere Art
des Familienbetriebs - in Gestalt von Mutter
Wittmann konnte hier auch eine Frau einfahren.
Sohn Dirk Wittmann kann sich noch gut an
die Zeit unter Tage erinnern. Er wird beim
Stammtisch des Geschichtsvereins mit einem
Vortrag und mit Filmaufnahmen über die
Entwicklung und den Betrieb der Klein-
zeche berichten.
Zu der Veranstaltung sind alle historisch
interesssierten Bürger eingeladen. Neben
der Kleinzeche geht es im Wirthaus Hiby
auch um die Jahresplanung und die traditionelle
Herbstfahrt des Vereins.

quelle : http://www.waz.de

Veranstaltungsort
Wirtshaus Hiby
Baroper Straße 27
44892 Bochum
Tel (0234) 28 77 31
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Kleine Zeche erbrachte große Förderleistungen

25.01.2005 / LOKALAUSGABE / BOCHUM

Kleine Zeche erbrachte
große Förderleistungen

Geschichtsverein erinnerte an den "Familienpütt"
Ruhrtal III


Von Florian Ziegler

Langendreer. Irgendwo zwischen den Straßen
Am Neggenborn und Sonnenleite muss sie
gestanden haben - daran erinnert sich noch
so mancher ältere Bürger. Die Rede ist
von der Kleinzeche Ruhrtal III, deren Geschichte
Dirk Mittmann, Sohn des Eigentümers, jetzt
den interessierten Zuhörern beim Stammtisch
des Geschichtsvereins präsentierte.
Eine Kleinzeche, das stellte Mittmann im
rappelvollen "Haus Hiby" klar, sei Ruhrtal
III nur von den Ausmaßen gewesen. Nimmt
man allein die Leistung als Maßstab, kann
man nicht mehr von klein sprechen. In den
besten Zeiten bauten die Kumpel in dem
Langendreerer Bergwerk über 33 000 Tonnen
Fettkohle im Jahr ab, das waren 338 Tonnen
pro Mann - und damit mehr, als die benachbarte
Großzeche Mansfeld im Durchschnitt erwirtschaften
konnte.

Doch für den "Familienpütt im Grünen",
wie ihn die Lokalpresse in den 60er Jahren
nannte, kam das Aus früher, als es Besitzer
Ernst Mittmann, der die Schürfrechte 1949
von der Lindener Kohlegrube "Friedlicher
Nachbar" erworben hatte, glaubten mochte.
Mittmann, der nach dem Bergbaustudium in
Breslau aus Schlesien ins Ruhrgebiet ausgewandert
war, hatte am 17. Juli 1964 angesichts
der Branchenkrise geunkt: "Noch fünf Jahre,
dann wird mit der Kohle nicht viel anzufangen
sein." So lange hielt Ruhrtal III schon
nicht mehr durch. Bereits zwei Jahre später
waren die Vorräte ausgeschöpft. Am 31.
März 1966 fuhr der letzte Kohlewagen aus
dem Schacht.

Heute sind das nur noch Erinnerungen,
die Dirk Mittmann auf vielen Fotos und
einem Acht-Millimeter-Film festgehalten
hat. Denn wo vor 40 Jahren noch zwei bis
drei Meter dicke Flöze und zahlreiche Betriebsgebäude
existierten, sieht man heute nur noch Wald,
Wiese und Hochhäuser. "Alle Hohlräume sind
verfüllt worden", erklärte Dirk Mittmann,
der damals noch zu jung war, um als Bergmann
einzufahren - aber natürlich war er oft
vor Ort bei seinem Vater, der mittlerweile
verstorben ist. Beeindruckt zeigten sich
die Zuhörer vor allem vom Film, der den
Tagesablauf in der Zeche zeigte, beispielsweise
die Fahrt der Kohlewagen, welche die Fettkohle
ans Tageslicht brachten. "So mancher ist
auch entgleist", erinnerte sich Mittmann.
Heute kann er darüber schmunzeln.

Bekannt war der Betrieb für seine übertariflichen
Löhne. "Seit 1957 gab es keine Personalfluktuation
mehr. Die Arbeitsplätze waren begehrt",
sagte Mittmann. Das Aushängeschild der
Zeche war jedoch die Kohlewäsche. "Die
modernste dieser Größenordnung im Ruhrgebiet",
erinnerte sich Rudi Soboll, ein ehemaliger
Betriebsleiter von Ruhrtal III. Der 83-Jährige,
der heute in Stiepel lebt, hatte durch
seine Schwester vom Vortrag erfahren und
schaute beim Stammtisch vorbei. Da stand
der rüstige Rentner plötzlich im Mittelpunkt.
"Schön, dass sich sowas noch ergibt", freute
sich Rolf Hiby vom Geschichtsverein über
den spontanen Vortrag des gebürtigen Langendreerers.
Wie viele Kumpel war auch Soboll anfangs
skeptisch, Frauen unter Tage für die
Kohlenwäsche einzusetzen. "Das war ja
schließlich harte Arbeit", konstatierte
der Betriebsingenieur. Doch er änderte
seine Meinung damals schnell, und die im
Bergbau sehr ungewöhnliche "Emanzipation"
setzte sich auf Ruhrtal III durch. Männer
wollten diese Arbeit bald gar nicht mehr
machen, wie sich Soboll erinnert. "Betriebsführer,
tun Sie mich wieder woanders hin", hatte
einmal ein Kumpel gefordert, nachdem er
für eine erkrankte Kohlewäscherin einspringen
sollte. Die Kohlewäsche überlebte das Aus
der Zeche sogar um zwei Jahre, doch 1968
war dann auch hier "Schicht".

Während Soboll in einer anderen Zeche
einen Arbeitsplatz fand, sattelte Ernst
Mittmann um und wurde Schiffseigner. "Sein
größtes Werk", betonte Soboll, "war jedoch
Ruhrtal III". Jene kleine Zeche, von der
nichts übrig blieb außer den vielen Erinnerungen
- festgehalten auf Foto, Film und dort,
wo die Kumpel von Ruhrtal III sie am besten
aufbewahren konnten: in ihren Herzen.

quelle: Waz.de
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