Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

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Nobi
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Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Nobi »

Tod eines Bergmanns
Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf unterlassene Hilfeleistung


Unterbreizbach/Suhl – Im Fall des tödlich verunglückten Bergmanns im Kali-Bergwerk des Düngemittelkonzerns K+S in Unterbreizbach im Wartburgkreis hat die Polizei in Suhl jetzt Ermittlungen aufgenommen. „Es geht um den Verdacht auf unterlassene Hilfeleistung“, erklärte Polizeisprecher Eberhard Wagner auf Anfrage. „Wir ermitteln gegen Unbekannt.“ Laut Wagner liegt keine Anzeige Dritter vor. Die Entscheidung darüber, erneut zu ermitteln, habe die Polizei in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft in Meiningen getroffen.

Grund dafür seien die Diskussionen in der Öffentlichkeit über die nach dem Unfall eingeleiteten Rettungsmaßnahmen. Es stünden Vorwürfe gegen Personen im Raum, während der Rettungsaktion in der Nacht zum 28. März nicht richtig gehandelt zu haben. „Wir tragen jetzt alle Fakten zusammen, hören Beteiligte des Rettungsdienstes, des Unternehmens Kali+Salz und des Landesbergamtes“, teilte Wagner mit. Wie lange die Untersuchungen dauern werden, konnte er nicht sagen. Die Ergebnisse würden der zuständigen Staatsanwaltschaft in Meiningen vorgelegt, die über den weiteren Fortgang der Dinge entscheide.

In der Nacht zum 28. März hatten zwei Bergleute während einer Kontrollfahrt im Schacht den leblosen Körper des 43-jährigen Steigers aus Hessen entdeckt. Er lag in einem Grubenbereich, der wegen Ausbruchs von Kohlendioxid (CO2) gesperrt worden war. Das Gas war bei einer zurückliegenden Sprengung ausgetreten. Die Obduktion der Leiche hatte ergeben, dass der Mann an einer Kohlendioxid-Vergiftung gestorben war. Der Versuch des Notarztes, ihn ins Leben zurückzuholen, war erfolglos geblieben.

Seither gab es Streit darüber, ob es bei der Rettung des Bergmanns zu Verzögerungen gekommen ist. Laut Einsatzbericht sind die Rettungssanitäter in der vorgeschriebenen Frist von zwölf Minuten am Unglücksort gewesen. Das Landratsamt des Wartburgkreises, das für den Rettungsdienst zuständig ist, hatte der K+S Kali GmbH Versäumnisse vorgeworfen. Die Retter seien zu lange über die Lage unter Tage im Unklaren gelassen worden. Außerdem habe es Informationsdefizite zur Sicherheit der herbeigerufenen Rettungssanitäter gegeben. Bei ihrem Eintreffen am Förderkorb sei zunächst kein Verantwortlicher des Unternehmens anwesend gewesen, der sie in den Schacht habe begleiten können. K+S hingegen weist die Vorwürfe zurück. „Nach einer Befragung unserer Mitarbeiter gibt es gravierende Unterschiede zu den Darstellungen des Bad Salzunger Landratsamtes“, sagte Ulrich Göbel, Sprecher von K+S. Die Rettungsleitstelle habe zunächst einer Einfahrt der Rettungskräfte in den Schacht zugestimmt, das aber später widerrufen. gae

Quelle: Freies Wort http://www.freies-wort.de/nachrichten/t ... 437,795966
GLÜCK AUF | NOBI

Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
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Friedolin
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Friedolin »

Die Darstellungen muß man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
Daß das Rettungsteam innerhalb von 12 Min. am Betriebstor war, wird sich sicher bestätigen. Außerdem ist die Hilfsfrist eine Durchschnittszahl die in 95% der Fälle eingehalten werden muss, wenn der Notfallort über eine öffentlich Straße erreichbar ist. Und das war er definitiv nicht, denn der Notfallort war untertage.
Des Weiteren endet der Aufgabenbereich des öffentlichen Rettungsdienstes am Betriebstor. Zudem kann ich die Entscheidung der Rettungsleitstelle die Einfahrt der Rettungssanitäter zu untersagen durchaus nachvollziehen. Da der Zuständigkeitbereich am Betriebstor endet und es sich um einen speziellen Einsatzort handelt, nämlich ut, könnte kein Versicherungsschutz für das Rettungsdienstpersonal bestehen. Dann kommt noch hinzu, dass die Leitstelle nicht über eine Gefährdungssituation des Personals vor Ort entscheiden darf. Rettungsdienstler sind weder Bergleute noch z.B. Höhenretter, deshalb können und dürfen nur die Einsatzkräfte selbst entscheiden ob sie einfahren oder auf einen hohen Schornstein klettern. Niemand kann dazu eine Weisung erteilen!
Selbst bei einem Bahnunfall darf der Rettungsdienst erst die Gleise betreten wenn der Notfallmanager der DB, oder die zuständige Bundespolizei vor Ort, dies erlaubt und die Oberleitung vor und hinter der Einsatzstelle geerdet ist.
Als nächstes sollte man erstmal die Ergebnisse der Gerichtsmediziner abwarten. Rein aus der zeitlichen Abfolge kann man schon Zweifel daran hegen, dass eine Reanimation überhaupt eine Erfolgsaussicht gehabt hätte.
Hier wird ein zugegebener Maßen tragischer Unglücksfall aufgebauscht und in der Öffentlichkeit breitgetreten bevor ordentliche Ergebnisse vorliegen.

Viel interessanter ist doch die Frage: Warum war der Steiger in einem gesperrten Bereich der Grube?
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René_M
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von René_M »

Da geb ich Friedolin voll und ganz recht. Die Sache passt so richtig in die Diskusion um Rettungsmaßnahmen in BBW's oder bei ich sag mal "privaten Einfahrten". Ist ja auch logisch das erst die Obduktion den genauen Toteszeitpunkt klären kann bzw. ob wiederbelebungsversuche noch irgentwas genützt hätten. Wer weiß schon wie lange er schon auf Abwegen unterwegs/"vermisst" war. Vielleicht wäre ja ein "wildes Einfahren" aller möglichen Personen so alla Grubenbrand in Schlema in den 50zigern der "Traum!" gewesen. Ist für meine Begriffe ein klassischer für die Grubenwehr mit Atemschutz und dem ganzen Gedöns.
Die Frage was der Steiger dort wollte ist aber wirklich die interessanteste!!!!! :? :? :?
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Oberhutmann
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Oberhutmann »

Ich sage nur Lassing.

Damals sind auch rasch 8 oder 9 Bergleute runter um den Kumpels zu helfen. Schnell, schnell, bevors zu spät ist.

Raufgekommen ist bis heute niemand mehr von ihnen ....

Ich bin Rettungssanitäter und UT Mensch, aber ich würde niemals runter wenn ich das Wort CO2 höre.
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
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geophys
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von geophys »

Traurige Sache! Aber gibt es nicht Selbstretter und Atemgeräte. Zu meiner Zeit gab es die für Bergmann bzw. Grubenwehr. Wie sieht es heute damit aus? Es sind ja noch aktive Bergleute im Forum unterwegs.
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Björn
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Björn »

geophys hat geschrieben:Aber gibt es nicht Selbstretter und Atemgeräte.
Ja, gibt es und jeder Bergmann bei K+S hat auch einen Sauerstoffselbstretter dabei.
Man muss es aber auch rechtzeitig bemerken das zu wenig Sauerstoff in der Luft ist
und die Zeit haben das Gerät noch auszupacken und aufzusetzen.


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Friedolin
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Friedolin »

geophys hat geschrieben:Aber gibt es nicht Selbstretter und Atemgeräte.
Ja da hast Du natürlich recht.
Mit CO2 ist das aber so eine Sache. Die Wirkung setzt sehr schleichend und unmerklich ein. Das teuflische an diesem Gas ist, dass es der Betreffende meistens nicht selbst merkt. Erst setzt eine Ermüdung und Mattigkeit ein und dann eine Somnolens(Bewußtseinstrübung-Entschuldigung), die sich bis zur Bewustlosigkeit steigert. Wer sich der Gefahr nicht 100%ig bewusst ist, übersieht diese Anzeichen schnell und wird von diesem Teufelsgas eingelullt bis zum letzten Atemzug. Dann nützt der Selbstretter wenig. Es gibt halt nicht die typischen Vergiftungszeichen.
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René_M
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von René_M »

Gibt es in dem Fall generell was neues???
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Björn
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Björn »

Quelle: http://www.freies-wort.de/nachrichten/t ... 402,798097

Was, wenn wieder ein Kalikumpel in Not ist?
Tödlicher Unfall
Zwar ermittelt die Kripo, doch Retter und Verantwortliche sollten die Lücken im Hilfsnetz jetzt schnell schließen
Von Redaktionsmitglied Ilga Gäbler

Unterbreizbach – Das Rad des Förderturms am Schacht II in Unterbreizbach dreht sich weiter. Auch ein tragisches Ereignis, wie es sich in der Nacht zum 28. März in diesem Bergwerk von Kali+Salz im Wartburgkreis zutrug, vermag es nicht zu stoppen. Ein Bergmann verlor sein Leben. Sein Tod kam schleichend: Farb- und geruchloses Kohlendioxid (CO2) vergiftete seinen Körper. „Zwei Atemzüge davon genügen und es ist aus...“, sagen erfahrene Bergleute. Auch diesmal ließ das heimtückische Gas dem 43-jährigen Steiger keine Chance.

Dabei war der Mann aus dem hessischen Wildeck-Obersuhl ein Kalikumpel, der bereits Jahre in den Berg eingefahren war. Vor allem auch deshalb gibt sein Tod Rätsel auf. Weshalb er sein Fahrzeug in jene Mulde steuerte, in der sich das gefährliche CO2 gesammelt hatte, weiß bislang keiner. Vielleicht wird es nie jemand erfahren – nicht seine Familie, nicht seine Kollegen. Denn Zeugen gab es nicht. Der Steiger war alleine unterwegs auf einer der vielen „Straßen“ im unterirdischen Labyrinth. Kollegen entdeckten ihn. Er lag in jener Mulde, in der das Gas, es ist schwerer als Luft, am Boden stand. Nach einer früheren Sprengung hatte es sich dort ausgebreitet. Aus diesem Grunde war das Areal abgesperrt.

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Unterschiedliche Versionen zum Geschehen
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Seit jener Unglücksnacht liegen die Retter im Streit. Der Hintergrund sind Kommunikationslücken und Missverständnisse während der Rettungsaktion. Nun machen sie in der Öffentlichkeit die Runde. Das Landratsamt des Wartburgkreises, zuständig für den Rettungsdienst, wirft K+S Versäumnisse vor. Das Unternehmen gibt den Ball zurück. Dass es Löcher im Rettungsnetz bei Unglücken unter Tage gibt, bestätigen die Beteiligten beider Seiten: Die Notfallhelfer des Deutschen Roten Kreuzes, die zum Unfallort gerufen wurden, und die vom Unternehmen K+S. Nur sind die Versionen darüber, was wirklich in jener Nacht geschah, sehr unterschiedlich. Doch mittlerweile herrscht großes Schweigen, denn die Suhler Kriminalpolizei ermittelt gegen Unbekannt. „Dazu sind wir verpflichtet. Es geht um den Verdacht unterlassener Hilfeleistung“, erklärt Polizeisprecher Eberhard Wagner. Alle Beteiligten und Verantwortlichen werden darum zum Geschehen gehört. Ebenso prüft das Landesbergamt. „Die Untersuchungen sind noch im Gange“, sagt Thomas Brand, Vizechef der Behörde. Wie lange sie dauern? Achselzucken.

Aufklärung bis ins Detail muss sein. Aber sie braucht Zeit. Eine Frage allerdings duldet keinen Aufschub: Wie können die Retter künftig besser Hand in Hand arbeiten? Das Hin und Her beim Unterbreizbacher Einsatz kostete wertvolle Zeit. Doch gerade die haben Nothelfer nicht, wenn es um Leben oder Tod geht. Gewiss, keiner mag daran denken, aber was ist, wenn morgen erneut der Ernstfall eintritt?

Das ist keineswegs abwegig. In Unterbreizbach gerät das Kohlendioxid – bedingt durch die vulkanische Vergangenheit des Gesteins – öfter als in anderen Gruben üblich mal außer Kontrolle. „Es gehört zum Arbeitsalltag“, sagt Hartmuth Baumert, der Produktionsleiter für Unterbreizbach und Merkers. Schon vor drei Jahren starb in Unterbreizbach ein 45-jähriger Bergmann bei einem Unfall durch Kohlendioxid. Auch damals sei es zu Diskrepanzen zwischen den Rettern gekommen, erinnert sich Baumert. „Die Kollegen sind jetzt verunsichert.“

Was passierte in der Nacht zum 28. März im Schacht II? Eine Minute nach Mitternacht sei in der Rettungsleitstelle des Kreises in Eisenach ein Notruf von der K+S-Grubenwarte eingegangen, informierte das Landratsamt des Wartburgkreises die Presse nach dem Unglück. „Kohlendioxid-Unfall unter Tage“ – war die Ansage. Auf Nachfragen der Leitstelle, was sich genau ereignet habe, gab es keine klare Auskunft. In der vorgeschriebenen Zeit sind nach Angaben des Landratsamtes ein Rettungsassistent und ein -sanitäter von Vacha aus am Förderkorb gewesen. Ein Warnband mit roter Leuchtschrift sei ihnen zuerst aufgefallen: „Achtung, CO2-Gefahr in Abschnitt I und II.“ Eine Mitteilung, eigentlich gedacht für Betriebsangehörige, verstärkte offensichtlich bei den Rettern den Eindruck, in der Grube sei es zum neuerlichen Gasausbruch gekommen. Vielleicht hätte eine präziser formulierter Notruf sie besser in die Lage versetzt und sie anders reagieren lassen. Wie sehr sie selbst bei einer Einfahrt gefährdet waren, hörte man aus Insiderkreisen, hätten sie nach dieser Information nicht einschätzen können. Also handelten sie nach dem Grundsatz: Das eigene Leben nicht gefährden, denn ein toter oder verletzter Retter kann Verunglückten nicht helfen. Tatsächlich hatten aber Helfer des Unternehmens den Verunglückten bereits aus der Gefahrenzone gebracht.

Aussage steht gegen Aussage – auch zum Geschehen, nachdem der Notarzt und Hartmuth Baumert als Verantwortlicher von K+S vor Ort eingetroffen waren. Erst nach einem Telefonat habe Baumert versichert, dass die Retter nicht gefährdet seien, sagt das Landratsamt. Der Notarzt und zwei Sanitäter hätten sich dann auf die Grubenfahrt vorbereitet. K+S hingegen bleibt bei seiner Version: Auch nach einer weiteren Rücksprache mit der Leitstelle hätten die Rettungskräfte kein grünes Licht erhalten, unter Tage zu fahren.

Schließlich konnte der Notarzt den mit dem Förderkorb nach oben gebrachten Verunglückten nicht wieder ins Leben zurückholen. Jetzt ist es an der Polizei, die widersprüchlichen Aussagen zu entwirren.

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Wann sollen die Retter unter Tage fahren?
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Unabhängig davon, was die Ermittler zu Tage fördern, sollten sich Rettungsdienst, Landkreis und K+S schnell an einen Tisch setzen, um Lücken in der Kommunikation untereinander zu schließen und Missverständnisse auszuräumen.

Auch Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs will bei allen Meinungsverschiedenheiten nach vorn schauen. „Wir sollten den Umgang miteinander in solchen Situationen verbessern.“ Sein Vorschlag: Bei Übungen müssen die Rettungskräfte im Landkreis das Bergwerk noch mehr als bisher im Fokus haben. Eine Idee, mit der sich auch K+S anfreunden kann. Unternehmenssprecher Ulrich Göbel sagt: „Keiner hat von den Helfern erwartet, dass sie den Verletzten aus dem mit Kohlendioxid belasteten Bereich holen. Das ist Sache der Retter unter Tage. Steiger, Mitglieder der Grubenwehr und weitere Mitarbeiter sind als Ersthelfer ausgebildet und können im Unglücksfall mit entsprechender Ausrüstung sofort eingreifen.“ Auch ein Rettungssanitäter ist nach Angaben von Produktionsleiter Baumert vor Ort – allerdings nur in der Frühschicht.

Besonders an einem Punkt scheiden sich jedoch die Geister: Wann und unter welchen Voraussetzungen sollen Mitarbeiter des kreislichen Rettungsdienstes im Notfall in den Schacht einfahren? Eine befriedigende Antwort darauf gibt es bislang nicht.

Sowohl Landkreis, Retter und K+S berufen sich auf eine Vereinbarung mit dem Erfurter Innenministerium aus dem Jahr 2006. Danach müsse gewährleistet sein, dass sich die Retter selbst nicht in Gefahr bringen und ein orts- und fachkundiger Mitarbeiter von K+S sie begleitet. Aber von solch detaillierten Festlegungen will man jetzt plötzlich im Erfurter Innenministerium nichts mehr wissen. Ein Schreiben habe es Anfang 2006 gegeben, aber keinesfalls eine Vereinbarung, hält sich Ministeriumssprecher Martin Schütze sehr zurück. Das Schriftstück habe zwischen dem Bergbaubetrieb und dem Landratsamt vermitteln sollen, sagt er. Aber was steht nun in diesem Papier? Es erläutere lediglich abstrakt die Rechtslage „zwischen dem Aufgabenträger des Rettungsdienstes und einem Bergbauunternehmen“. Erfurt hält sich also aus den Streitigkeiten vor Ort heraus. Doch für die Retter sind Fälle, wie der des verunglückten Bergmanns nun einmal nicht abstrakt, sondern sehr konkret. Deshalb dürften ihnen die Aussagen des Ministeriums kaum weiterhelfen.

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Gemeinsame Übung und Gespräche als Lösung
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Wartburgkreis-Landrat Reinhard Krebs will den Umgang miteinander verbessern.

Geeigneter scheinen da Erfahrungen anderer Landkreise. In der Nachbarschaft, im hessischen Hersfeld-Rotenburg, obliegt die Entscheidung, ob die Retter in die Gruben in Philippsthal oder Heringen einfahren, den Rettungsassistenten und -sanitätern vor Ort. „Sie können die Situation am besten einschätzen“, sagt Dieter Pfaff, Leiter des zuständigen Fachdienstes im Landratsamt Bad Hersfeld. Natürlich waren die Nothelfer schon unter Tage im Einsatz. Sie haben beispielsweise verschüttete Bergleute versorgt, erinnert er sich. Aber er sagt auch deutlich: „Leib und Leben der Retter gehen vor.“

Nicht anders läuft es im K+S-Bergwerk Zielitz im Börde-Kreis in Sachsen-Anhalt. „Zuerst sind gut ausgerüstete Ersthelfer des Unternehmens unter Tage im Einsatz. Wird in lebensbedrohlichen Fällen ein Notarzt gebraucht, dann fahren Rettungskräfte auch ein“, gibt Frank Schulze vom Landratsamt in Haldensleben als Sachgebietsleiter Rettungsdienst Auskunft. „Um sich mit den Gegebenheiten unter Tage besser vertraut zu machen, organisiert die Werkleitung in Zielitz regelmäßig Befahrungen von Notärzten und Rettungshelfern im Schacht.“

Vielleicht wäre das auch in Unterbreizbach ein Start für ein besseres Zusammenspiel von Nothelfern unter und über Tage.


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Friedolin
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Re: Tod eines Bergmanns bei K+S in Unterbreizbach

Beitrag von Friedolin »

Ja wann sollten Rettungsdienstler untertage fahren ?

Die Antwort eines Rettungsdienstleiters und staatl gepr. RD-Managers: Nie!!!
1. sind sie dafür nicht ausgebildet,
2. nicht ausgerüstet und
3. ist das Aufgabe der Grubenwehr! Oder des betrieblichen Rettungswesens, für das jeder Betrieb im Grundsatz erstmal selbst zuständig und verantwortlich ist.

Ansonsten müsste aus Rettungsdienstlern "eierlegende Wollmilchsäue" werden, die sich in Chemiebetrieben, Stahlwerken, und sonstwelchen gefährlichen Arbeitstätten bis hin zu Atomanlagen auskennen.
Jeder Feuerwehrmann darf nur ein gesetzt werden, wenn er für die Einsatzsituation auch ausgebildet ist. Bei einem Chemieunfall darf auch nicht der Feuerwehrmann nach abgeschlossener Truppmannausbildung eingesetzt werden. Er hat bis dahin nur gelernt Feuer aus zu machen und nicht im schweren Chemieschutzanzug spezielle Aufgaben zu erledigen.

Von den doofen Rettungsdienstlern erwartet man aber, dass sie sich in ungewisse Gefahr begeben! :evil:

(siehe auch meinen ersten Beitrag dazu)
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