Freiberg stimmt in Berggeschrey ein
Deutsche Rohstoff AG eröffnet Büro - Abbau ab 2011?
Freiberg. Ein neues Berggeschrey ertönt im Erzgebirge - und Freiberg steckt mittendrin. Wenn in den nächsten Monaten Chancen und Risiken möglicher Abbauvorhaben in Sachsen ausgelotet werden, wird die alte Silberstadt eine Schlüsselrolle spielen. Nicht nur das Oberbergamt sitzt hier, jetzt wird mit der Deutschen Rohstoff AG auch ein weltweit agierendes Unternehmen die Erschließung von Lagerstätten von Freiberg aus vorantreiben.
Der Geologe Jörg Reichert, der zuletzt an der Martin-Luther-Universität in Halle lehrte, hat Ende vergangener Woche ein Büro in der Burgstraße bezogen. Von dort aus koordiniert er für die Deutsche Rohstoff AG mehrere Projekte in Sachsen, für die sich die erst vor zwei Jahren gegründete Firma die Erkundungsrechte gesichert hat (Zahlen und Fakten). Nach optimistischen Prognosen könnte etwa im vogtländischen Gottesberg bereits ab 2011 der Abbau von Zinn und Kupfer beginnen.
Auch in Mittelsachsen scheint demnach wieder Bergbau möglich. Es geht um Nickelerzvorkommen. Über die genaue Lage der Lagerstätte hüllt man sich noch in Schweigen.
Attraktiv ist der Standort Freiberg für die Heidelberger Aktiengesellschaft nicht wegen des Oberbergamts vor der Haustür. "Wir wollen auch von der Nähe zur Bergakademie profitieren", sagt Reichert. Das dort über Jahrhunderte gesammelte Wissen gelte es nun wieder für hiesige Vorhaben anzuzapfen.
So arbeitet die Deutsche Rohstoff AG mit der Technischen Universität in einem Forschungsprojekt zusammen, mit dem neue Verfahren zur Gewinnung der Metalle aus den Erzen untersucht werden. Das Problem: Die bereits aus Wismut-Zeiten bekannten Lagerstätten, die für einen Abbau in Frage kommen, weisen meist relativ niedrige Metallgehalte auf. Mit herkömmlichem Untertagebau sei da nicht viel zu machen, erläutert Reichert. So sucht man nach neuen Möglichkeiten, um das Gestein "aufzuschließen", etwa indem man es mittels Mikroorganismen in eine wässrige Lösung verwandelt (die so genannte mikrobielle Laugung).
Auslöser für die Aktivitäten der Rohstoff AG sind die explodierenden Preise für Industriemetalle. Hinzu kommt: Heute sind für die Wirtschaft auch Abbaumaterialien interessant, mit denen man vor 20 Jahren noch nichts anzufangen wusste. Beispiel: Iridium. Das sehr schwere, harte und spröde Metall kommt heute in der boomenden LED-Technik ebenso zum Einsatz wie für Halbleiter oder Flachbildschirme. In Ehrenfriedersdorf, wo bis 1990 noch Zinn abgebaut wurde, ist Iridium in der Zinkblende zu finden.
Zahlen und Fakten
Lagerstätten mit Abbaurechten der Deutschen Rohstoff AG in Sachsen
Gottesberg (Vogtland): Etwa 121.000 Tonnen Zinn und 63.000 Tonnen Kupfer werden dort vermutet.
Antonsthal (bei Schwarzenberg): Laut Wismut 23.000 Tonnen Wolfram, 28.000 Tonnen Zinn und 95.000 Zink
Ehrenfriedersdorf/Geyer: 50.000 Tonnen Zinn sowie Iridium
Delitzsch: unter anderem 52.000 Tonnen Wolfram, 2500 Tonnen und 78.000 Tonnen Seltenerden.
Von Oliver Hach
Erschienen am 08.09.2008
Quelle: Freie Presse
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 59832.html