Bergbaumuseum Pribram

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UHG
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Name: Uli Haag
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Bergbaumuseum Pribram

Beitrag von UHG »

Das größte Bergbaumuseum der Tschechischen Republik befindet sich in Přibram. Das Museum wird vom Landesamt Mittelböhmen finanziert. Es umfasst fünf Teilobjekte:
x das Bergbauareal im Ortsteil Birkenberg
x die Uranschachtanlage mit ehemaligem Straflager (1948) Vojna
x den Altbergbau (16. Jh.) in Novy Knin
x das Freilichtmuseum Vysoký Chlumec und den
x Speicher in Prostředni Lhota
Die Gesamtzahl der Gebäude liegt über 40. Im Bestand des Museums befinden sich zwei sanierte Malakoff - Fördertürme, zwei Dampffördermaschinen, zwei befahrbare Stollenanlagen und ein untertägiges Wasserrad. Weiterhin ist das gesamte Umfeld im Ortsteil Birkenberg und in Přibram vom Bergbau geprägt.
Im Bergbauareal Birkenberg befindet sich der Anna-Schacht aus dem Jahr 1789, hier kann man eine Dampffördermaschine aus dem Jahr 1914 (750 PS Leistung), gefertigt von der Maschinenbau AG vormals Breitfeld, Daněk & Co. Prag-Karolinenthal besichtigen. Es besteht die Möglichkeit mit der Grubenbahn den Prokop-Stollen zu befahren und in der Schachtröhre des Prokop-Schachtes (1832) mit 1.600 m einer der tiefsten Schächte in Mitteleuropa) einen Blick auf die Wasserfläche des Erbstollens zu werfen. Ein historischer Abbauort zeigt die schweren Arbeitsbedingungen des Bergmanns unter Tage in der Vergangenheit. Zur Prokop-Wallfahrt am 01. Juli 2001 wurde der historische Wasserstollen aus dem 18. Jahrhundert zwischen Anna-Schacht und Vojtěch (Adalbert)-Schacht der Öffentlichkeit übergeben, der uns zum Vojtěch(Adalbert) – Schacht aus dem Jahr 1779 bringt. Das Schachtgebäude ist ein Malakoff-Förderturm aus dem Jahr 1870. Im Maschinenhaus befindet sich eine Dampffördermaschine der Maschinenbau AG vormals Breitfeld, Daněk & Co. Prag-Karolinenthal aus dem Jahr 1889 (450 PS Leistung). Im Dachgeschoss ist eine Ausstellung zum Werk des Bergbauzeichners Karel Hojden (1893 - 1975) und zum Werk des Bildhauers Vàclav Å ara (1893 – 1951) zu sehen. Am Wege zwischen Vojtěch(Adalbert)-Schacht und Å evčin-Schacht liegen das Mundloch des Maria-Stollens [diente zum Erztransport in die Aufbereitung am Vojtěch(Adalbert) – Schacht], die ehemalige Seilfabrik (Herstellung von Stahlförderseilen), das Mundloch des Å evčin-Stollens (diente zum Erztransport in die Aufbereitung am Vojtěch(Adalbert) – Schacht) und das Bergmannswirtshaus „Am Hügelchen“. Wir kommen nun zum Å evčin-Schacht aus dem Jahr 1813 (ein Malakoff-Förderturm aus dem Jahr 1879, ehemals Schacht Kaiser Franz Josef I.). Im Kassengebäude befindet sich eine Ausstellung zum Handwerk und zur Stadtgeschichte Přibrams, hier wird auch auf die Bergakademie Přibram (gegründet 1849) eingegangen. Im ehemaligen Fördermaschinenhaus stehen ein Kompressor von 1928 und die Ausstellung „Das Leben in Březové Hory in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“. Im Malakoff-Turm des Å evčin-Schachtes befinden sich drei Dauerausstellungen: die Entwicklung der Schachtförderung im Gebiet von Přibram, die Bohrtechnik der Přibramer Schächte und das Panorama des Birkenberger Erzreviers. Im Förderturm sind außerdem die originale Hängebank mit dem Fördergerüst, Anschlägertableaus usw. zu sehen. Der Turm kann bestiegen werden (er diente früher der Grubenfeldvermessung) und bietet einen herrlichen Blick über das Birkenberger Bergbauareal. Im Freigelände fand Großtechnik ihre Aufstellung und der Nachbau eines Pferdegöpels verdeutlicht diese Art der Schachtförderung. Im heutigen Verwaltungsgebäude (ehemals Kaue aus dem Jahr 1880) befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte des Bergbaus in Přibram. Hier sind auch Dokumente zur größten Grubenkatastrophe der Welt im Jahre 1892 auf dem Maria-Schacht zu sehen. Gegenüber dem heutigen Verwaltungsgebäude befindet sich die Mineralogische Sammlung (ehemals Verwaltungsgebäude des Schachtes aus dem Jahr 1884) mit sehr schönen Mineralien des Přibramer Erzreviers. Nicht weit entfernt von der Mineralogischen Sammlung liegt das Bergarbeiterwohnhäuschen aus dem 17. Jahrhundert, das mit seiner originalen Ausstattung Einblick in das Leben der Bergarbeiterfamilien gibt. Weiter führt der Weg zum unter Tage erhaltenen Wasserrad des Drkolnov(August)-Schachtes aus dem 19. Jahrhundert. Das Wasserrad (Kunstrad) hat einen Durchmesser von 12,4 m und eine Leistung von 16 PS. Eine Besonderheit sind dabei der erhalten gebliebene Kurbelzapfen, das Kunstgestänge und der zugehörige gusseiserne Kunstwinkel.
Rundgang durch das Bergbauareal:
Der gesamte Ortsteil Březové Hory (Birkenberg) ist ein großes bergbauliches Freilichtmuseum. Wir beginnen unseren Rundgang am Marktplatz (Jan-Antonin-Alisplatz) in Březové Hory (Birkenberg). Zuerst gehen wir ein Stück die Marianská Str. hinab, hier befindet sich das Geburtshaus des Malers und Zeichners Karel Hojden(1893-1975), der viele Szenen aus dem Přibramer Bergbau in seinen Zeichnungen darstellte. Zurückgekehrt zum Marktplatz finden wir die Vojtěch(Adalbert)-Kirche, die Pfarrkirche, geweiht einem der Patrone des Bergbaus, aus dem Jahr 1889. Auf die Verbindung zum Bergbau weisen Schlägel und Eisen im Gemälde über dem Hauptportal hin. Auf dem Platz finden wir die Statue des heiligen Johann von Nepomuk. Gehen wir nun die Prokopska Str. entlang gelangen wir am alten Bergamt (Å ichtamt) vorbei zur Prokop-Kapelle. Diese wurde dem hl. Prokop geweiht, einem weiteren Patron des Bergbaus. Beachten Sie bitte, wenn die Kapelle offen sein sollte, am Kirchengestühl die bergmännischen Insignien Schlägel und Eisen. Rechter Hand der Kapelle befindet sich ein großes Wasserbassin. Dieses Bassin diente früher der Versorgung der Dampfmaschinen mit Betriebswasser. Gehen wir nun den schmalen ehemaligen Weg der Bergleute nach unten und halten uns dann rechts, so sehen wir die ehemaligen Gebäude und Anlagen des Prokop-Schachtes aus dem Jahr 1832. Interessant ist besonders das Stahlbetonfördergerüst des Prokop-Schachtes.
Als letztes Denkmal des Bergbaus finden wir an der Wegkreuzung, die uns wieder in Richtung Prokop-Kapelle führt das Denkmal „Gott segne den Bergbau“. Wenn Sie nun wieder den Weg hinaufsteigen werden Sie bemerken, dass Sie sich auf einer ehemaligen Halde befinden und ein Blick rechts an der Prokop-Kapelle vorbei macht Ihnen klar, warum der Ortsteil Birkenberg heißt.
Wieder am Marktplatz angelangt gehen wir in Richtung Å evčin-Schacht und sehen oberhalb des Gebäudes der Mineralogischen Sammlung ein Denkmal an die Gefallenen des I. Weltkrieges, auch hier ist wieder ein Bergmann in der Figurengruppe vertreten. Nun wandern wir den Weg Jarolimkovy sady entlang. Rechts sehen wir das ehemalige Kauengebäude (heute Ausstellung und Verwaltung des Bergbaumuseums) und daneben das ehemalige Duschhaus und das Ledigenwohnheim der Bergleute. Unter dem asphaltierten Weg verläuft der Kunstgraben, der die Schächte mit Wasser zum Antrieb der Wasserräder versorgte. Nun gehen wir nach links die Heyrovského Str., dann ein Stück die Rožmitálska entlang und gelangen zum Maria-Schacht. Beachten Sie bitte den schönen gusseisernen Kandelaber mit den bergmännischen Details. Hier betreibt der Verein Prokop ein Besucherbergwerk. Man kann hier den Maria-Stollen befahren (besichtigen), der früher dem Erztransport nach der Aufbereitung am Vojtěch(Adalbert) – Schacht diente. Auf diesem Schacht kam es 1892 zu einem schweren Grubenbrand, bei dem 319 Bergleute ihr Leben verloren – es war die weltweit schwerste Bergwerkskatastrophe in der damaligen Zeit. Als letzten Punkt unseres Rundganges wollen wir noch den Friedhof von Březové Hory (ul. Podbrdská) be- suchen. Auf dem Friedhof befinden sich ein Obelisk und zwei Massengräber zum Andenken an die Opfer des Grubenunglücks 1892 auf dem Maria-Schacht.
Weitere Sehenswürdigkeiten des Bergbaus in der Stadt:
Ř Masarykplatz: Gebäude der ehemaligen Bergdirektion
Ř Wenzelsplatz (Oberer Teil der Pražska): Brunnen „Bergmännische Wasserwirtschaft“
Ř Osvobozeni Str.: Bergmannsdenkmal der Neuzeit mit Schutzhelm der Nachkriegszeit „Schildkröte“ und Karbidlampe sowie Gummikleidung (für nasse Arbeitsorte)
Weitere Sehenswürdigkeiten des Bergbaus in der Umgebung:
v Bohutin (unweit Přibram):
Ř Å tefanik-Schacht: Stahlbetonförderturm, der in dieser Bauart in Deutschland unbekannt sein dürfte. Früher mit Turmfördermaschine ausgerüstet
Ř Řimbaba-Schacht (kleiner Hilfsschacht) besitzt noch auf der Halde eine kleine bergmännische Kapelle. Von der Halde schöner Blick zum Förderturm des Å tefanik-Schachtes

Schachtname Betriebszeit erreichte Teufe(m) Anzahl der Sohlen Besonderheiten
Anna 1789 - 1978 1.464,3 39
Prokop 1832 - 1978 1.597,6 41
Vojtěch (Adalbert) 1779 - 1978 1.262,9 35 1875: 1000 m
Å evčin (Kaiser Franz Josef I.) 1813 - 1978 1.108,2 32
Maria 1822 - 1978 1.165 33
Drkolnov (August) 1836 - 1896 452,2 13
Řimbaba 1843 – 1979 281,9 9
Å tefanik 1878 - 1979 1.221,2 33

Zuletzt geändert von UHG am Do. 17. Mär 05 17:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Oberhutmann
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Pribram

Beitrag von Oberhutmann »

Nachdem Pribram eines meiner Lieblings Bergbaugebiete ist (war etwa 40x dort) möchte ich es wirklich JEDEM empfehlen mal hinzufahren. Besonders schön sind wie erwähnt die alten Schächte des Birkenberger Reviers. Pflicht ist auch das Museum. Ich hatte dort die unterschiedlichsten Führerinnen, von attraktiven jungen Mädchen :P bis zu alten Kommunistinnen, die mich nicht mal die Turbine fotografieren ließen obwohl dasselbe Foto im Internet ist. Ich kenne Pribram noch von den Russenzeiten als noch eine Kaserne in Pribram war und muß sagen, die Stadt hat sich wirklich gemausert. Fahrt hin solange ihr euch es noch leisten könnt und trinkt ein gutes Budweiser im Bergmannswirtshaus am Brezove Hory.

Pribram hat auch einen eigenen Typus Froschlampe entwickelt. Man erkennt sie zumeist an den markanten Schildern. Etwa so:
http://www.minerlamps.com/f101.html
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
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Haverlahwiese
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Beitrag von Haverlahwiese »

@UHG: Schöne, ausführliche Beschreibung, die Lust macht, mal nach Pribram zu fahren.
Glück auf, Matthias

Die Hüttenleut' sein auch kreuzbrave Leut',
|:denn sie tragen das Leder vor dem Bauch bei der Nacht:|
|:und saufen auch!:|
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