Anlage "Disthen" im Harrlstollen bei Bad Eilsen

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joachim-fricke
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Anlage "Disthen" im Harrlstollen bei Bad Eilsen

Beitrag von joachim-fricke »

Hallo,

heute möchte ich mich hier erstmals zu Wort melden. Dreist wie ich bin gleich mit Fragen:

In 2000 entstand meine folgende Aufnahme eines Stollenmundlochs an der ehemaligen Bad Eilsener Kleinbahn bei Ahnsen (Eilser Minchen). Die Splitterschutzmauer weist auf eine militärische Verwendung des Stollens hin. Wie ich vor Ort von einem "Eingeborenen" erfahren habe, ist dieser Stollen teil des sogenannten Harrlstollens, in dem einmal Steinkohle abgebaut wurde und im 2. Weltkrieg ein Planungsbüro der Focke-Wulf-Werke untergebracht war.

Nun suche ich genauere Angaben über die Geschichte des Steinkohlenbergbaus in dieser Anlage und die spätere militärische Verwendung. Alle Informationen sind für mich nützlich. Schön wären Literaturquellen oder Verweise ins Netz, die mir bei diesen Recherchen helfen könnten.

Hier nun das Bild:
Bild

Viele Grüße aus dem Harz

Joachim

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Haverlahwiese
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Beitrag von Haverlahwiese »

Hallo Joachim,

fein, dass Du den Weg auch hierher gefunden hast. Lange nix mehr von Dir gehört.

Aber zum Thema: Da empfehle ich Dir Peter Mühr "Schlepper" als Ansprechpartner. Er ist hier der Experte für den Berrias- bzw. Wealdenbergbau in Schaumburg und am Deister.

Ich bin ja auch gebürtiger Schaumburger und darf Dir sagen, dass diese Region durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Wenn Du also Dich mit diesem Bergbauzweig beschäftigen willst, hast Du einiges zu tun, da der Harrlstollen nur einen Bruchteil des Bergbauumfanges in dem Gebiet darstellt.
Wenn Dich Untertageverlagerung interessiert, nur ca. 5km weiter findest Du in Kleinenbremen in der Eisensteingrube Wohlverwarth bereits die nächste Einrichtung, die auch öffentlich zugänglich ist (Besucherbergwerk).

Liebe Grüße Matthias und Familie.
Glück auf, Matthias

Die Hüttenleut' sein auch kreuzbrave Leut',
|:denn sie tragen das Leder vor dem Bauch bei der Nacht:|
|:und saufen auch!:|
Schlepper

Beitrag von Schlepper »

Das mit dem Planungsbüro stimmt leider, in der Anlage war aber nach dem Krieg noch einmal ein Notbergbau auf Kohle in betrieb.

@ Matthias: Aber zum Thema: Da empfehle ich Dir Peter Mühr "Schlepper" als Ansprechpartner. Er ist hier der Experte für den Berrias- bzw. Wealdenbergbau in Schaumburg und am Deister.

Danke für die Blumen aber Experte bin ich lange noch nicht.
matthias45
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Beitrag von matthias45 »

Haverlahwiese hat geschrieben: Wenn Dich Untertageverlagerung interessiert, nur ca. 5km weiter findest Du in Kleinenbremen in der Eisensteingrube Wohlverwarth bereits die nächste Einrichtung, die auch öffentlich zugänglich ist (Besucherbergwerk).

Liebe Grüße Matthias und Familie.
Leider siehst Du dort nur einen Teil der U-Verlagerung " ELRITZE "
Aber das ist längst nicht alles was an U-Verlagerungen in der Region befindet.
Ich will die hier nicht alle aufzählen..
Schau einfach mal unter: http://www.u-verlagerungen.de.vu nach. Tortsten hat da einiges beschrieben und bebildert.

Glück Auf!
Matthias
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Pochknabe
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Beitrag von Pochknabe »

Literatur über den Wealdensteinkohlenbergbau:

FALKE, H. (1944): Der Wealden-Steinkohlenbergbau in Niedersachsen. Schr. d. Wirtschaftwiss. Ges. Nds., N.F., Bd. 23, Oldenburg.
GRAUPNER, A. (1980): Der Berrias-Steinkohlenbergbau in Niedersachsen 1945-1963, Schr. d. Wirtschaftwiss. Ges. Nds., N.F., Bd. 116, Göttingen.
HEIDORN, W. (1927): Der niedersächsische Steinkohlenbergbau. - Jb. d. geogr. Ges. z. Hannover, Hannover.

Aus dem Buch von Graupner stammen folgende Informationen:

Harrl-Stollen: [Notbergbau] betrieben 1947 / 49. Tagesstollen bei Bückeburg: 50 m Länge, 4 m Durchmesser, NN +110m, Belegschaft 39 m, Fördermengen unbekannt. ( 40 ) Kohle: 11 cm Glanzkohle über 5-20 cm Bandschiefer mit Mattkohle ( 48 )


Achim
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joachim-fricke
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Beitrag von joachim-fricke »

Hallo,

das sind ja schon viele interessante Informationen. Vor allen Dingen die Literaturliste.

Seinerzeit hatte ich die Information bekommen, daß der Bergbau im Harrlstollen bis 1926 umging. Es stellt sich mir dabei die Frage, wann wurde der Bergbau dort begonnen. Wo lag das Hauptstollenmundloch (ich gehe davon aus, daß es sich bei dem abgebildeten um einen Nebenzugang handelt, da er direkt neben der Kleinbahntrasse liegt)?

Viele Grüße aus dem Harz

Joachim

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Pochknabe
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Beitrag von Pochknabe »

Hallo,
insgesammt gab es dort vier Mundlöcher und einen Schacht. Ich schicke Dir den Riss via Email.

Gruß
Achim
Schlepper

Beitrag von Schlepper »

Also der Notbergbau ist nicht in diesem Stollen umgegangen, sondern ca. 2 km weiter westlich in Richtung Bückeburg. Dort ist 1947 ein Stollen unterhalb eines Steinbruches als Notbergbau
angelegt worden und bis 1949 betrieben worden.
Aufgeschlossen waren dort wie auch im Harrlstollen 4 Flöze der Bückeburger Flözgruppe.
Mächtigkeit Flöz 1 0,06m!! Flöz 2 0,20m, Flöz 3 0,15m und Flöz 4 mit noch mal 0,20m.
Heizwert 5000 kal bei 7% Aschegehalt.
Der Harrelstollen bei Bad Eilsen, (das ist der auf dem Bild) ist Anfang des 20. Jahrhunderts aufgefahren wann genau weis ich auch nicht. Auf einem Übersichtsriss von 1904 ist er noch nicht eingezeichnet
Im Harrlstollen wurden das Flöz 3 und 4 abgebaut (dort mächtiger als im Notbergbau) auf einige Hundert Meter länge.
Ein unter dem Flöz 4 liegendes Flöz wurde untersucht aber nicht abgebaut, alles andere war unbauwürdig.
In der Grube wurde auch Kannelkohle abgebaut.
Kohlenanalyse: Asche 16,47%, Koksausbeute 80%, flüchtige Bestandteile 20 % Schwefel 0,69 %.
Der Harrlstollen war genau wie der Notbergbau als Schlagwettergrube eingestuft.
Stillgelegt ist der Harrlstollen ende 1925 wegen Absatzmangel.
Es gab noch ein weiteres Stollenmundloch und einen Wetterschacht.
In einem Befahrungsbericht von 1947 heißt es das das die Kohle weitgehend nicht mehr zugänglich ist und ein Wasserzufluss von 10 Litern / Minute 10m hinter dem Mundloch in Rohre gefasst ist. Die Grube stand zu dem Zeitpunkt weitgehend unter Wasser.
U- Verlagerung, nicht meine Baustelle.

Glückauf

Peter
Arno
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Beitrag von Arno »

In diesem Stollen bin ich Anfang 1960 drin gewesen; damals war er noch frei zugänglich. Ich habe zu der Zeit in der Nähe gewohnt. Aus dem Kopf würde ich die Anlage so beschreiben:

Erster Gangteil ca. 10 m, zweiter Gangteil nach links ca. 120° 40 m, dritter Gangteil nach rechts ca. 120° 50 - 70 m. Am Ende Zugang zum Kohlenstollen.

In der Mitte des zweiten Gangteiles Abgang nach links 90 ° ca. 3 - 4 m, am Ende kleiner Raum ca. 3 x 4 m. Im oder an diesem Raum Abgang nach rechts - Verbruch, nicht betretbar.

An der linken Seite des dritten Gangteiles 4 oder 5 größere Räume, rückseitig durch einen Gang verbunden. Die Schmalseiten der Räume sind den Gängen zugewandt. Raumgröße ca 10 x 30 m. Es waren im Inneren rote Ziegel verbaut. Alles war komplett leer.

So habe ich das noch im Gedächtnis (wenn es mir bloß keinen Streich speilt). Ich mag mich allerdings irren, was die Maße angeht; ich war nie wieder drin.

An einen zweiten Zugang zur Kohle kann ich mich erinnern, aber undeutlich. Wenn man dort auf der Brücke über die Eilser Minchen steht, also nördlich des beschr. Eingangs, geht links ein Weg in den Wald. Nach ca. 50 m war auf der rechten Seite eine Felswand rechtiwinklig zum Weg. Ich meine mich an ein Mundloch am Fuße der Wand zu erinnern.

Vielleicht hilft es. Wenn nicht, war schön mich mal wieder daran zu erinnern.

Gruß aus dem Schwarzen Walde

Arno

PS Eilser Minchen. Da ging der Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle während der Fahrt AUSSEN von Abteil zu Abteil.
sivo
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Re: Anlage "Disthen" im Harrlstollen bei Bad Eilsen

Beitrag von sivo »

Die Gelben Kreise sind die Eisenbahntunnel Öffnungen.
Die Rotenkreise stellen 2 Schachteingänge da , wobei der zweite Eingang direkt auf dem Grundstück des Hauses Befinden (im garten , und soll laut denen noch offen sein).

Der Graue kreis soll da stellen , das dort untern den Häusern sich eine alte Mülldeponie befindet.
Angeblich soll unter dem einem Haus sich noch ein Flugzeug befinden.
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